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# taz.de -- Bundestagswahl 2021: Die erste Bremer Bewerbung steht
> Die Grüne Kirsten Kappert-Gonther bewirbt sich für vier weitere Jahre
> Bundestag. Sie ist damit die erste der vier Bremer Abgeordneten.
Bild: Vorstoß für die Bundestagswahl: Kirsten Kappert-Gonther bewirbt sich
BREMEN taz | Wenn in gut einem Jahr über den neuen Bundestag entschieden
wird, dürfte der Wahlkreis 54, also Bremen I, noch weiblicher werden als
bisher. Schließlich fällt der AfD-Mann weg, und was die rechte Partei
diesmal aufstellen will, ist unbekannt.
Umgekehrt zeichnet sich ab, dass die gegenwärtigen Mandatsträgerinnen auch
die zukünftigen sein werden: Am Freitag hat Kirsten Kappert-Gonther sich
bei ihren Parteifreund*innen um die Nominierung beworben.
Häufig höre sie „den Wunsch, es möge wieder so werden wie vor der
Pandemie“, schildert die Ärztin und Gesundheitspolitikerin ihren Antrieb
für weitere vier Jahre Arbeit in Berlin: „Ich finde, unsere Zukunft muss
besser werden – gerechter, menschen- und umweltfreundlicher.“ Bereits im
November soll die [1][grüne] Landesmitgliederversammlung die Liste für die
Bundestagswahl Ende September 2021 aufstellen.
Damit ist Kappert-Gonther die erste der aktuell vier Bremer
Bundestagsabgeordneten, die ihre erneute Kandidatur offiziell gemacht hat.
Aber wann Doris Achelwilm (Die Linke) und Finanzstaatssekretärin Sarah
Ryglewski (SPD) sich erklären, scheint nur eine Frage der Zeit.
Bei der Linken wolle man den Parteitag „möglichst früh im nächsten Jahr“
abhalten, so Landesvorstand Christoph Spehr, bei der SPD geht man von einem
Termin im Frühjahr aus. Und in der CDU hatte Elisabeth Motschmann bereits
recht streitlustig auf Gerüchte reagiert, nach denen Thomas Röwekamp
versuchen würde, ihr den Sitz im Bundestag streitig zu machen.
Am Mittwoch ist sie nun [2][gestärkt aus einer Kampfkandidatur um den
Vorsitz der Frauen-Union hervorgegangen]. Und nachdem der Parteivorsitzende
Carsten Meyer-Heder dort für eine stärkere Repräsentanz von Frauen und
quotierte Listen geworben hatte, würde es schwierig, ihre Ablösung zu
betreiben. Auch ist Motschmann eine effektive Wahlkampfmaschine, die auch
dort hingeht, wo es für Konservative ungemütlich ist.
Das wird im kommenden Wahlkampf von noch größerer Bedeutung sein als sonst.
Denn das Direktmandat im Wahlkreis Bremen I ist zwar seit Bestehen der
Bundesrepublik immer von SPD-Kandidat*innen erobert worden, doch die
Abstände schmelzen wie die Gletscher in den Alpen.
Bei der Europawahl – gleichzeitig mit der Bürgerschaftswahl – erreichte die
SPD [3][in Bremen Stadt] mit 24,2 Prozent die meisten Stimmen, die Grünen
lagen aber nur 0,7 Prozentpunkte dahinter, dicht gefolgt von der Union mit
22 Prozent. Und da hatten die Sozialdemokraten mit Ex-Staatsrat Joachim
Schuster den aussichtsreichsten und wohl auch profiliertesten Bewerber.
Das ist diesmal nicht so deutlich. Zwar hat Ryglewski Karriere gemacht, als
parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium gehört sie direkt
der Regierung an, allerdings bleibt ihr mediales Echo verhalten –
möglicherweise auch, weil sie wegen einer anmaßenden Autorisierungspraxis
ungern interviewt wird. Zuletzt musste sie mehrfach wegen der
Wirecard-Pleite [4][Auskunft geben]. Eigene Impulse zu setzen, fällt da
sicher schwer.
Während Motschmann gern [5][als konservative Frauenpolitikerin gecastet]
wird, die früher gegen und heute für die Quote eintritt, hat
Kappert-Gonther zunächst machtpolitisch für Aufsehen gesorgt: Sie hatte
sich nach der Hälfte der Legislatur um den Fraktionsvorsitz beworben – und
die innerparlamentarische Lethargie der Grünen aufgebrochen.
Überregional beachtet wurden aber auch ihre [6][Initiativen zum Umgang mit
dem kolonialen Erbe] und ihr Einsatz für eine Neuordnung der Organspende.
Und die Coronakrise sorgt dafür, dass sie für eine Newcomerin
überdurchschnittlich häufig als Ansprechpartnerin gefragt ist.
In ihrer innerparteilichen Bewerbung erinnert sie daran, dass sie als
Obfrau im Gesundheitsausschuss die Pandemiepolitik grün mitgestaltet habe
und fordert ein, die Lehren aus dem Covid-Geschehen zu ziehen. Das habe
nicht nur „unsere Zerbrechlichkeit gezeigt“, sondern auch, „dass
verantwortungsvolles politisches Handeln sehr schnell gehen kann“.
Entsprechend müsse es nun heißen: „Mehr Tempo auch zur Bekämpfung der
Klimakrise.“
31 Aug 2020
## LINKS
[1] https://gruene-bremen.de/#getinvolved
[2] https://www.cdu-bremen.de/lokal_1_1_325_Elisabeth-Motschmann-als-Landesvors…
[3] https://www.bundeswahlleiter.de/europawahlen/2019/ergebnisse/bund-99/land-4…
[4] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bilanzbetrug-widersprueche…
[5] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/frauen-in-der-cdu-die-feministin…
[6] https://www.sueddeutsche.de/kultur/kulturpolitik-bis-die-ziffern-rot-werden…
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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