| # taz.de -- Hamburger Uni geht auf Abstand zu China: Tschüss, Konfuzius | |
| > Die Hamburger Uni beendet die Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut. | |
| > Begründet wird das mit mangelnder Wissenschaftsfreiheit in China. | |
| Bild: Alle in Deckung: Offizielle Enthüllung einer Konfuzius-Statue 2007 in M�… | |
| Hamburg taz | Umstritten sind die Konfuzius-Institute in Deutschland schon | |
| länger – nun hat die Hamburger Uni die Kooperation mit dem Hamburgischen | |
| aufgekündigt. Für den geschäftsführenden Direktor Carsten Krause kommt das | |
| Ende, das Ende Juli öffentlich bekannt wurde, dennoch „unvorbereitet“. Und | |
| vor allem: ohne Begründung. Dabei habe das Institut doch seine Rolle | |
| erfüllt, nämlich Kontakte und deutsch-chinesischen Austausch ermöglicht. | |
| Doch das ist gar nicht die Stoßrichtung der Uni. Die Sprecherin des | |
| Hamburger Uni-Präsidenten, Claudia Sewig, verweist auf Empfehlungen der | |
| [1][Hochschulrektorenkonferenz], wonach Hochschulkooperationen über | |
| Landesgrenzen hinweg geeignete rechtliche Rahmensetzungen haben müssen. In | |
| China aber seien aus den Leitbildern einiger Universitäten die | |
| wissenschaftlichen Freiheitsklauseln entfernt worden. | |
| Und dann gibt es noch eine inoffizielle Erklärung: Gegenüber der Welt hatte | |
| das Uni-Präsidium noch angeführt, dass man das Risiko der Einflussnahme und | |
| des Wissensabflusses „nicht länger eingehen“ wolle – diese Darstellung a… | |
| gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit Verweis auf einen | |
| „möglicherweise sich anschließenden Rechtsstreit“ nicht bestätigt. | |
| Für Krause aber ist die chinesische Wissenschaftspolitik erst „im Wandel“. | |
| Für ihn steht der deutsch-chinesische Dialog im Vordergrund, den das | |
| Institut ermögliche. Das soll dem Austausch dienen – nicht aber der | |
| politischen Diskussion. „Es geht weder darum, etwas zu propagieren, noch an | |
| den Pranger zu stellen“. Politische Einflussnahme fern zu halten, sei laut | |
| Krause „nicht so schwer“ gewesen. | |
| Dem widerspricht allerdings eine Auseinandersetzung mit offiziellen | |
| chinesischen Stellen im Jahr 2014, als das Hamburger Institut eine | |
| Veranstaltung zu den „Umbrüchen“ von 1989 plante. In der Folge wurde der | |
| von China entsandte Kodirektor – die Leitung liegt auf deutscher Seite – | |
| zurückbeordert. Über die Gründe habe man „gerätselt“, sagt Krause. | |
| Der Blick auf das [2][Programm] jenseits der Chinesisch-Sprachkurse ergibt | |
| ein gemischtes Bild: Angeboten werden vor allem Veranstaltungen zu Tee, | |
| chinesischer Malerei oder Kindernachmittage, dazwischen findet sich aber | |
| auch ein Dokumentarfilm über die Folgen der chinesischen Ein-Kind-Politik | |
| oder ein Podium zu Subkulturen in Deutschland und China. | |
| Von Seiten der Uni sei nie direkt Kritik an das Institut herangetragen | |
| worden, beteuert Krause. Die Uni hat in der ersten Kooperationsphase von | |
| 2007 bis 2017 rund 540.000 Euro beigesteuert. Zwischen 2018 und 2020 gab es | |
| dann nur noch eine Förderung für die Sprachkurse von bislang rund 34.000 | |
| Euro. Über die Einnahmen aus den Kursen finanziert sich die Stelle des | |
| geschäftsführenden Direktors. Alle weiteren Mittel für Personal- und | |
| Sachkosten beantragt das Institut jährlich in China. | |
| Die Skepsis gegenüber den Instituten ist nicht neu: Die Düsseldorfer Uni | |
| hat unter anderem wegen „Intransparenz“ die Kooperation bereits 2016 | |
| aufgekündigt. Für den Sinologen Sascha Klotzbücher, der eine – von China | |
| finanzierte – Gastprofessur an der Uni Göttingen innehat, sind die | |
| Institute „als „Schaufenster einer Diktatur eine problematische Sache“. | |
| Auch ohne direkten Druck lasse sich eine innere Zensur der Verantwortlichen | |
| nicht ausschließen, die auf die Fördermittel angewiesen seien. Er kenne | |
| aber auch Institute mit progressivem Programm. Letzten Endes, so | |
| Klotzbücher, sei die Zukunft der Institute eine „politische Entscheidung“ | |
| der Unis. Wenn die Verträge fortgeführt würden, müssten sie endlich | |
| transparent gemacht werden. | |
| In Hamburg hat das Ende der Kooperation kaum ein öffentliches Echo | |
| gefunden. Lediglich Żaklin Nastić, Hamburger Bundestagsabgeordnete der | |
| Linken, meldete sich zu Wort. Dies sei nicht nur eine „Tragödie“ für den | |
| kulturellen und sprachlichen Austausch in der Stadt, sondern bedeute auch, | |
| dass chinesische MenschenrechtlerInnen eine „wichtige Plattform“ verlören. | |
| Carsten Krause will das Institut mit neuen Förderern fortführen – Genaueres | |
| ist aber noch nicht zu erfahren. | |
| 5 Aug 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Friederike Gräff | |
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