# taz.de -- Deutsche Wirtschaft und Corona: Historischer Einbruch | |
> Die deutsche Wirtschaft schrumpft gegenüber dem Vorquartal um mehr als 10 | |
> Prozent. Damit steckt sie in der schwersten Rezession seit dem Zweiten | |
> Weltkrieg. | |
Bild: Ein Arbeiter ist (oder war?) auf einer Baustelle beschäftigt und wirft d… | |
Wiesbaden dpa | Die deutsche Wirtschaft hat auf dem Höhepunkt der | |
Coronakrise einen noch nie da gewesenen Einbruch erlebt. Das | |
Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal | |
um 10,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden | |
in einer ersten Schätzung mitteilte. Es war der stärkste Rückgang seit | |
Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Bereits zum | |
Jahresanfang war die Wirtschaftsleistung deutlich gesunken. Europas größte | |
Volkswirtschaft steckt in einer tiefen Rezession. | |
Nach Angaben der Wiesbadener Behörde sind [1][im zweiten Quartal die | |
Exporte] und Importe von Waren und Dienstleistungen erheblich eingebrochen | |
sowie die privaten Konsumausgaben und die Investitionen der Unternehmen in | |
Ausrüstungen wie Maschinen. Der Staat erhöhte dagegen seine Konsumausgaben | |
während der Krise. | |
Im Vorjahresvergleich brach die Wirtschaftsleistung um 11,7 Prozent ein. | |
Den bisher stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal hatte es | |
während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise mit minus 7,9 Prozent | |
im zweiten Quartal 2009 gegeben. | |
Volkswirte gehen davon aus, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr | |
anzieht, [2][vorausgesetzt, die Infektionszahlen steigen nicht wieder | |
deutlich an]. Die wegen des Virus verhängten Einschränkungen für Wirtschaft | |
und Gesellschaft wurden seit Mai zunehmend gelockert. Nach Einschätzung des | |
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) stehen die Zeichen | |
„eindeutig auf Erholung“. Es werde aber wohl zwei Jahre dauern, bis der | |
historische Einbruch vom Frühjahr wettgemacht sei. | |
## Tiefpunkt bereits im April | |
Der Deutschen Bundesbank zufolge dürfte der Tiefpunkt der wirtschaftlichen | |
Aktivität bereits im April erreicht worden sein. Im zweiten Halbjahr dürfte | |
sich die wirtschaftliche Erholung fortsetzen. „Dazu wird auch das zuletzt | |
beschlossene Konjunkturpaket beitragen“, schrieben die Experten im jüngsten | |
Monatsbericht. | |
Die Bundesregierung hat für die Jahre 2020 und 2021 ein insgesamt 130 | |
Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket aufgelegt. Unter anderem wurde die | |
Mehrwertsteuer vom 1. Juli an für ein halbes Jahr gesenkt: von 19 auf 16 | |
Prozent beziehungsweise von 7 auf 5 Prozent. Das soll den Konsum als | |
wichtige Stütze der Konjunktur ankurbeln. | |
Nach Auffassung der GfK-Konsumforscher zeigen sich bereits erste Effekte. | |
„Die Anschaffungsneigung ist sehr stark angestiegen“, sagte Konsumforscher | |
Rolf Bürkl bei der Vorstellung der Konsumklima-Studie für Juli. „Die | |
Verbraucher beabsichtigen offenbar, geplante größere Anschaffungen | |
vorzuziehen, was dem Konsum in diesem Jahr hilft.“ Auch in den Unternehmen | |
hat sich die Stimmung aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Juli | |
den dritten Monat in Folge. | |
Die Bundesregierung rechnet trotz der erwarteten [3][Erholung] im | |
Gesamtjahr mit der schwersten Rezession seit Ende des Zweiten Weltkriegs. | |
Sie ging zuletzt von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 6,3 | |
Prozent aus. Ähnlich düster sind andere Vorhersagen. In der weltweiten | |
Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 war das deutsche BIP um 5,7 Prozent | |
geschrumpft. | |
30 Jul 2020 | |
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