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# taz.de -- Krise des Einzelhandels: Wumms bleibt oft weg
> Weniger Steuern, mehr Konsum – mit dieser Formel wollte die
> Bundesregierung dem Einzelhandel aus der Krise helfen. Doch sie geht
> selten auf.
Bild: Nur ein kleiner Teil der Händler profitiert von dem Steuergeschenk
BERLIN taz | „C&A mit Wumms aus der Krise“ steht auf Plakaten, die die
Schaufenster von Filialen der Kleidungskette zieren. Darüber ein Bild von
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD).
Doch der Wumms lässt auf sich warten.
Der Slogan bezieht sich auf einen Ausspruch von Scholz Anfang Juni. „Wir
wollen mit Wumms aus der Krise kommen“, sagte er nach der Einigung der
Bundesregierung auf ein milliardenschweres Konjunkturpaket. Unter anderem
soll eine Mehrwertsteuersenkung die [1][Konsumlust der Verbraucher
anheizen].
Tatsächlich profitiert nur ein kleiner Teil der Händler von dem
Steuergeschenk: 13 Prozent der Unternehmen – den Lebensmittelhandel
ausgenommen – bewerteten bei einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland
(HDE) die Senkung als wirksam. Die [2][Unterschiede zwischen den Branchen]
sind dabei groß. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Besonders wenig scheint die Steuersenkung den Kleidungsgeschäften zu
bringen: „Der Bekleidungsindustrie geht es deutlich am schlechtesten, es
werden keine Nachholeffekte spürbar“, sagt HDE-Sprecher Stefan Hertel.
## Eine besondere Herausforderung
Nach wie vor würden durch die Pandemie weniger Menschen in die [3][Städte
zum Einkaufen gehen]. Und auch die unsichere Situation vieler Menschen auf
dem Arbeitsmarkt wirke den Effekten der Senkung entgegen, erklärt Hertel.
Da die Ware der Bekleidungsbranche „verderblich“ sei, weil sie saisonal
abhängig ist, stehe diese vor einer besonderen Herausforderung, so der
Verbandssprecher.
„Der Wumms, den man von der Mehrwertsteuersenkung erwartet hat, ist bei uns
im Modehandel nicht angekommen“, sagt auch Rolf Pangels, Chef des
Handelsverbands Textil (BTE). Bei den 30, 40 oder 50 Prozent Rabatt, die im
Modehandel zu dieser Jahreszeit üblich seien, gehe die Steuersenkung um 3
Prozentpunkte einfach unter. „Im Grunde verpufft das bei uns“, sagt er.
Die Möbelindustrie dagegen profitiert mehr davon. „Bei Möbeln spielt die
Umsatzsteuer eine Rolle“, sagt Jan Kurth, Chef des Verbands der deutschen
Möbelindustrie (VDM). „Wenn Sie bei einer Küche ein paar Hundert Euro
sparen können, macht sich das bemerkbar.“ Das bringe „den einen oder
anderen“ zu einer Anschaffung.
Dem Marktforschungsinstitut Gfk zufolge wirkt die Mehrwertsteuersenkung
kurzfristig wie anvisiert. „Die Verbraucher beabsichtigen offenbar,
geplante größere Anschaffungen vorzuziehen, was dem Konsum in diesem Jahr
hilft“, sagt GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Doch die Händler müssen sich
darauf einstellen, dass sich dies wieder ändern könnte, wenn ab Januar 2021
der ursprüngliche Mehrwertsteuersatz gilt. (mit dpa)
5 Aug 2020
## LINKS
[1] /Schlechte-Prognosen-fuer-Einzelhandel/!5689876/
[2] /Deutschlands-Coronakrisen-Branchen/!5684662/
[3] /Hilfen-fuer-den-Einzelhandel/!5699998&s=einzelhandel/
## AUTOREN
Marie Fetzer
## TAGS
Einzelhandel
Schwerpunkt Coronavirus
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Insolvenz
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Großbritannien
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