| # taz.de -- US-Truppenabzug aus Deutschland: Sicherheitspolitisch kein Problem | |
| > Die USA wollen 12.000 Soldat*innen aus Deutschland abziehen – vor allem | |
| > Richtung Süden und Westen. Bedauerlich ist das nur aus wirtschaftlicher | |
| > Sicht. | |
| Bild: Außenminister in Grafenwöhr: Mike Pompeo besuchte im November 2019 die … | |
| Knapp 12.000 Soldat*innen will die [1][US-Regierung also aus Deutschland | |
| abziehen]. „Schlimmer als erwartet“, heißt es in einigen Zeitungen am Tag | |
| nach der Bekanntgabe der genauen Pläne, weil in den ursprünglichen | |
| Überlegungen nur von 9.500 die Rede gewesen war. Schlimm ist der Abzug | |
| tatsächlich – für die Regionen in Bayern und Rheinland-Pfalz, in [2][denen | |
| US-Stützpunkte schließen] oder schrumpfen und die deshalb wirtschaftliche | |
| Probleme bekommen werden. Sicherheitspolitisch betrachtet sieht es anders | |
| aus: Für den Frieden in Europa sind die Pläne weniger gefährlich als | |
| gedacht. | |
| Als die US-Regierung [3][den Truppenabzug vor einigen Wochen] erstmals in | |
| den Raum geworfen hatte, war noch nicht klar, wohin sie ihre Soldat*innen | |
| verlegen wird. Eine Option war eine feste Stationierung im Osten des | |
| Nato-Gebiets. Der polnischen Regierung zum Beispiel, [4][die schon länger | |
| um US-Truppen buhlt], wäre das sehr recht gewesen, denn sie erhofft sich | |
| von amerikanischen Soldat*innen Schutz. Tatsächlich würde aber das | |
| Eskalationsrisiko im Nato-Russland-Konflikt steigen, wenn der Westen seine | |
| militärische Präsenz im Osten ausbaut. | |
| Dieses Risiko bleibt nun überschaubar. Der Großteil der abgezogenen | |
| Soldat*innen wird in die USA verlegt. Ein Teil davon soll zwar künftig im | |
| Rotationsprinzip durchaus auch in Osteuropa stationiert werden, aber eben | |
| nur zeitweise und nicht durchgängig. Diese Unterscheidung mag | |
| haarspalterisch klingen, ist aber politisch bedeutsam, da die USA durch das | |
| Rotationsprinzip nicht gegen die Nato-Russland-Grundakte verstoßen, in der | |
| sich beide Seiten in den 1990er Jahren auf einige Grundzüge der gemeinsamen | |
| Beziehungen verständigt hatten. | |
| ## Erratische Trump-Entscheidungen | |
| Ein kleinerer Teil der 12.000 Soldat*innen bleibt dagegen dauerhaft in | |
| Europa, allerdings nicht im Osten, sondern im Süden und Westen. Einige | |
| Kampfjets und andere Einheiten wollen die USA nach Italien verlegen, ihr | |
| Europa-Hauptquartier nach Belgien. Das Afrika-Hauptquartier, das bisher | |
| seinen Sitz in Stuttgart hat und für völkerrechtswidrige Drohnenangriffe in | |
| mehreren Ländern verantwortlich ist, könnte folgen. | |
| Sicherheitspolitisch machen diese Verlegungen nach Belgien und Italien | |
| keinen Unterschied. Gefahren gehen mit ihnen nicht einher. Sie illustrieren | |
| höchstens noch einmal, wie erratisch die US-Regierung unter Donald Trump | |
| ihre Entscheidungen trifft: Den [5][Abzug aus Deutschland begründet das | |
| Weiße Haus] vor allem damit, dass die Bundesregierung die deutschen | |
| Militärausgaben bisher nicht auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts | |
| erhöht hat, obwohl es in der Nato eine entsprechende Vereinbarung gibt. Für | |
| Italien und Belgien gilt das allerdings ebenfalls. Die Quote der beiden | |
| Länder ist sogar noch niedriger als die der Bundesrepublik. Mal sehen, was | |
| passiert, wenn der US-Präsident davon erfährt. | |
| 30 Jul 2020 | |
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| Tobias Schulze | |
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