| # taz.de -- Abzug von US-Truppen: Kritik an Trumps Deutschland-Plan | |
| > Die Ankündigung, US-Truppen aus Deutschland abzuziehen, stößt auch in den | |
| > Reihen der Republikaner auf Widerstand. Sie warnen vor einem | |
| > Machtverlust. | |
| Bild: US-amerikanische Soldaten in Wiesbaden | |
| WASHINGTON taz | Der von US-Präsident Donald Trump angekündigte Abzug von | |
| Tausenden US-Streitkräften aus Deutschland stößt auch in den eigenen Reihen | |
| auf immer stärkeren Gegenwind. Sechs republikanische Kongressabgeordnete | |
| forderten Trump am Dienstag [1][in einem Schreiben] auf, sein Vorhaben zu | |
| überdenken. Sie bezeichneten die in Deutschland stationierten Truppen als | |
| „strategisch wichtig“, da sie die Machtposition der USA über die Grenzen | |
| Europas hinweg auch im Nahen Osten, Afrika und Südostasien demonstrierten. | |
| Die Abgeordneten sprachen sich zudem für eine Erweiterung und Erhaltung von | |
| Allianzen mit gleichgesinnten Partnern aus, damit freie und offene | |
| Gesellschaften gegen das russische Regime oder die Kommunistische Partei | |
| Chinas triumphieren. | |
| „Ich mache mir Sorgen, dass eine drastische Reduzierung der in Deutschland | |
| stationierten US-Streitkräfte dem nationalen Sicherheitsinteresse der USA | |
| und dem unserer Nato-Verbündeten mehr Schaden zufügen könnte, als dies | |
| Deutschland dazu anregen würde, einen höheren Beitrag für die gemeinsame | |
| Verteidigung zu leisten“, [2][teilte] der kalifornische Abgeordnete Michael | |
| McCaul mit, der zu den sechs Unterzeichnern des Schreibens zählt. | |
| Nachdem bereits zu Monatsbeginn mehrere US-Medien über einen geplanten | |
| Truppenabzug aus Deutschland berichtet hatten, bestätigte Trump das | |
| Vorhaben vergangene Woche selbst. Er wolle die Zahl der US-Truppen in | |
| Deutschland auf 25.000 Mann reduzieren. Aktuell befinden sich rund 34.500 | |
| US-Soldaten in der Bundesrepublik. Ein genaues Abzugsdatum gibt es nicht. | |
| ## Keine systematische Abkehr von Trump | |
| Als Grund nannte Trump die Tatsache, dass Deutschland weiterhin nicht die | |
| vereinbarten zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung | |
| ausgibt. „Wir verteidigen und beschützen Deutschland, und sie zahlen nicht. | |
| Das ergibt keinen Sinn“, sagte der US-Präsident. Kritiker jedoch geben an, | |
| dass der wirkliche Grund für den geplanten Truppenabbau eine Retourkutsche | |
| gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel sei, da diese eine Einladung zum | |
| G7-Gipfel Ende Juni in den USA abgelehnt hat, zu dem Donald Trump | |
| eingeladen hat. Das Weiße Hause wies dies entschieden zurück. | |
| Schon kurz nach Bekanntwerden der Regierungspläne hatten US-amerikanische | |
| Kongressabgeordnete ihre Bedenken geäußert. Mehr als zwanzig Republikaner | |
| drängten Trump bereits am 9. Juni, Pläne für einen etwaigen Abzug zu | |
| verwerfen. Die Stationierung von US-Truppen in Deutschland nach dem Ende | |
| des Zweiten Weltkriegs habe nicht nur dazu beigetragen, einen weiteren | |
| Weltkrieg zu verhindern, sondern habe auch die USA sicherer gemacht, so die | |
| republikanischen Abgeordneten [3][in einem weiteren Schreiben]. | |
| Dass sich bisher vor allem Republikaner gegen die Pläne des Präsidenten | |
| ausgesprochen haben, überrascht auf den ersten Blick. Trump konnte sich | |
| bisher nämlich auf einen starken Rückhalt innerhalb der eigenen Partei | |
| verlassen. Die Coronakrise, eine wirtschaftliche Rezession sowie die | |
| Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus im ganzen Land haben allerdings | |
| Risse erkennen lassen. Nicht zu vergessen ist auch das [4][Enthüllungsbuch | |
| des früheren Nationalen Sicherheitsberaters John Bolton], das schon vor | |
| seiner Veröffentlichung diese Woche hohe Wellen geschlagen hat. | |
| Zwei Gründe sprechen allerdings gegen eine systematische Abkehr von Trump | |
| innerhalb der republikanischen Partei. Erstens sind Reduzierungen im | |
| Militärbereich in der US-Politik ein „No-go“, dies gilt vor allem für | |
| Abgeordnete und Senatoren aus Wahlkreisen mit Militärstützpunkten. Zweitens | |
| ist der Präsident bei den republikanischen Wählern weiterhin beliebt, auch | |
| wenn ein Zustimmungswert von 96 Prozent wie Trump selbst behauptet nicht | |
| der Wahrheit entspricht. Im Wahljahr werden sich somit nur wenige | |
| Republikaner gegen Trump stellen. | |
| 24 Jun 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://kinzinger.house.gov/uploadedfiles/letter_to_president_trump_regardi… | |
| [2] https://kinzinger.house.gov/news/documentsingle.aspx?DocumentID=402432 | |
| [3] https://kinzinger.house.gov/uploadedfiles/letter_to_president_trump_regardi… | |
| [4] /US-Truppen-in-Europa/!5696954 | |
| ## AUTOREN | |
| Hansjürgen Mai | |
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