| # taz.de -- Abzug von US-Truppen aus Deutschland: Republikaner kritisieren Abzug | |
| > Ein Drittel der US-Soldaten soll Deutschland verlassen. Mehrere | |
| > PolitikerInnen der Demokraten und Republikaner bezeichnen das als | |
| > schweren Fehler. | |
| Bild: Innerparteilicher Kritiker: Mitt Romney hält Trumps Vorhaben für „sch… | |
| WASHINGTON dpa | Der von der Regierung von US-Präsident Donald Trump | |
| angekündigte [1][Abzug von rund einem Drittel der amerikanischen Soldaten] | |
| aus Deutschland hat auch in den USA scharfe Kritik ausgelöst. Der | |
| republikanische Senator Mitt Romney nannte die Absicht, fast 12.000 | |
| Soldaten aus Deutschland abzuziehen, einen „schwerwiegenden Fehler“. Romney | |
| – ein innerparteilicher Kritiker Trumps – schrieb am Mittwoch (Ortszeit) | |
| auf Twitter: „Es ist ein Schlag ins Gesicht eines Freundes und | |
| Verbündeten.“ | |
| Der republikanische Senator Ben Sasse bescheinigte Trump „mangelndes | |
| strategisches Verständnis“. Sasse teilte mit: „US-Soldaten sind nicht auf | |
| der ganzen Welt als Verkehrspolizisten oder Sozialarbeiter stationiert – | |
| sie bremsen die expansionistischen Ziele der schlimmsten Regime der Welt, | |
| vor allem Chinas und Russlands.“ | |
| Trumps Ex-Sicherheitsberater John Bolton kritisierte, die Entscheidung | |
| sende „unseren Gegnern das falsche Signal und macht unsere Verbündeten | |
| angesichts der zunehmenden globalen Bedrohungen verwundbar“. | |
| Auch unter US-Demokraten gab es scharfe Kritik. Der Vorsitzende des | |
| Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus, Eliot Engel, sprach von | |
| einem „schweren Schlag“, den Trump Deutschland und der Nato versetzt habe. | |
| Trump lasse nichts unversucht, um dem russischen Präsidenten Wladimir Putin | |
| zu gefallen und Angela Merkel – „einer echten demokratischen Anführerin“… | |
| einen Nachteil zu verschaffen. | |
| ## Esper: Möglichst rascher Abzug | |
| US-Verteidigungsminister Mark Esper hatte am Mittwoch bekannt gegeben, dass | |
| die USA rund ein Drittel der bislang in der Bundesrepublik stationierten | |
| Soldaten möglichst rasch abziehen wollen. Gut die Hälfte der rund 12.000 | |
| betroffenen Soldaten sollen in die USA zurückgeholt, weitere 5.600 in | |
| andere Nato-Länder verlegt werden. Zudem sollen zwei Kommandozentralen | |
| verlagert werden. Zuvor hatte die US-Regierung noch von einer Reduzierung | |
| der Truppen in Deutschland um rund 9.500 gesprochen. | |
| Trump hatte den im Grundsatz bereits im Juni angekündigten Teilabzug der | |
| US-Truppen mit aus seiner Sicht zu geringen Verteidigungsausgaben | |
| Deutschlands begründet. Am Mittwoch warf er Berlin erneut vor, das | |
| Zwei-Prozent-Ziel der Nato seit Jahren zu verfehlen. „Deutschland ist | |
| säumig“, sagte Trump. „Deutschland schuldet der Nato Abermilliarden an | |
| Dollar.“ Er fügte mit Blick auf die ökonomischen Folgen des Abzugs hinzu: | |
| „Jetzt sagt Deutschland, es sei schlecht für seine Wirtschaft. Nun, es ist | |
| gut für unsere Wirtschaft.“ | |
| Das Zwei-Prozent-Ziel sieht vor, dass sich alle Bündnispartner bis 2024 | |
| daran annähern, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für | |
| Verteidigung auszugeben. Deutschland hat sich inzwischen angenähert, liegt | |
| mit 1,38 Prozent aber immer noch deutlich unter dem Ziel. Die USA geben | |
| trotz ihres deutlich höheren BIP allerdings 3,4 Prozent für die | |
| Verteidigung aus. | |
| Es ist unklar, ob Trumps Maßnahme wie geplant über die Bühne gehen kann. | |
| Trump kann den Teilabzug als Oberbefehlshaber der Streitkräfte anordnen. | |
| Für die Umsetzung braucht er aber Geld. Der Kongress müsste die Mittel | |
| bewilligen. Schon jetzt gibt es Bemühungen im Kongress, die Pläne über den | |
| Militärhaushalt zu blockieren oder wenigstens zu erschweren. Und die | |
| Reaktionen am Mittwoch verdeutlichten erneut den Widerstand bei Trumps | |
| Republikanern. | |
| Kritik an den Abzugsplänen aus Trumps eigener Partei war schon bei der | |
| grundsätzlichen Ankündigung der Pläne laut geworden. Aus ihrer Sicht würde | |
| ein Abzug von US-Soldaten aus Deutschland auch die „Nationale Sicherheit | |
| der USA gefährden“, warnten der führende Republikaner im Auswärtigen | |
| Ausschuss des Repräsentantenhauses, Michael McCaul, und fünf seiner | |
| republikanischen Kollegen kürzlich in einem Brief an Trump. Es besteht die | |
| Sorge, dass [2][der Abzugsplan die Nato schwächen] und Russland in die | |
| Hände spielen könnte. | |
| ## Truppen von Baden-Württemberg nach Belgien | |
| Seit Mittwoch ist klar, dass vor allem drei Standorte in Bayern, | |
| Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz von den US-Plänen betroffen sind. Die | |
| Kommandozentrale für die US-Truppen in Europa soll von der | |
| baden-württembergischen Hauptstadt nach Mons in Belgien verlegt werden. | |
| Dort befindet sich bereits eines der beiden militärischen Hauptquartiere | |
| der Nato. | |
| Möglicherweise wird auch die Afrika-Kommandozentrale aus Stuttgart verlegt, | |
| dafür gibt es aber noch keinen neuen Standort. 4.500 Soldaten sollen von | |
| dem bayerischen Standort Vilseck am riesigen Truppenübungsplatz Grafenwöhr | |
| in der Oberpfalz nach Hause in die USA geholt werden. | |
| Ein Geschwader mit etwa 20 F16-Kampfjets soll samt Besatzung, Mechanikern | |
| und Unterstützungskräften von dem Luftwaffenstützpunkt in Spangdahlem in | |
| der rheinland-pfälzischen Eifel nach Italien verlegt werden. Außerdem | |
| sollen weitere zwei Bataillone der US-Streitkräfte nach Italien geschickt | |
| werden – unklar blieb aber, von welchem Standort. Einem Bataillon gehören | |
| etwa 300 bis 1.000 Soldaten an. | |
| ## Hohe Kosten für Abzug | |
| Esper sagte, einige Aspekte könnten innerhalb von Wochen realisiert werden, | |
| für andere Veränderungen sei aber mehr Zeit nötig. Einen exakten Zeitplan | |
| legte er nicht vor. Die Umsetzung des Plans werde ersten Schätzungen | |
| zufolge einen einstelligen Milliardenbetrag kosten, sagte Esper. | |
| Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer, nannte | |
| Trumps Pläne „bitter für die betroffenen Gemeinden, Landkreise und | |
| Bundesländer“. Die Reduzierung liege „nicht im Sicherheitsinteresse | |
| Deutschlands oder der Nato – und macht auch geopolitisch für die USA keinen | |
| Sinn“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. | |
| Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte: „Dies belastet leider | |
| das deutsch-amerikanische Verhältnis. Dabei ist der militärische Nutzen | |
| nicht erkennbar.“ Die Linke begrüßte den Truppenabzug dagegen. | |
| Außenpolitikerin Sevim Dagdelen forderte Trump auf, auch die verbleibenden | |
| US-Soldaten abzuziehen „und die US-Atomwaffen gleich mitzunehmen“. | |
| Die US-Truppen galten in der Zeit des Kalten Krieges als Sicherheitsgarant | |
| für die Bundesrepublik. Damals gab es zeitweise fast 250 000 US-Soldaten in | |
| Deutschland. Nach dem Fall der Mauer wurde allerdings radikal reduziert. | |
| Deutschland ist aber immer noch der zweitwichtigste Truppenstandort der USA | |
| weltweit nach Japan. | |
| 30 Jul 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /US-Militaer-in-Deutschland/!5704839 | |
| [2] /US-Truppenabzug-aus-Deutschland/!5690005 | |
| ## TAGS | |
| USA | |
| Donald Trump | |
| Truppenabzug | |
| Mark Esper | |
| Nato | |
| Rammstein | |
| Richard Grenell | |
| Donald Trump | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verteidigungsausgaben in der Nato: Das Zehn-Prozent-Ziel | |
| Vom Zwei-Prozent-Ziel der Nato möchte die Bundesregierung gerne ein wenig | |
| abrücken. Ihre neue Zielmarke lässt sich aber schwer berechnen. | |
| US-Militär in Deutschland: USA ziehen rund 12.000 Soldaten ab | |
| Washington hat angekündigt, mehr GIs abzuziehen als bisher bekannt. Sie | |
| sollen „so schnell wie möglich“ verlegt werden – teils in die USA, teils… | |
| andere Nato-Staaten. | |
| Macgregor soll US-Botschafter werden: Trump will Ex-Offizier für Berlin | |
| Der Kriegsveteran, Autor und Berater Douglas Macgregor ist ein erklärter | |
| Kritiker Deutschlands, der Nato und des Afghanistan-Kriegs. | |
| US-Truppenabzug aus Deutschland: Die Nato hat Rücken | |
| Mit der Ankündigung, die Zahl der US-SoldatInnen zu reduzieren, stiftet | |
| Donald Trump viel Verwirrung bei den Nato-VerteidigungsministerInnen. |