# taz.de -- Absetzung von Lukaschenko: Ohne kirchlichen Segen | |
> Selbst bislang loyale Zeitgenossen wenden sich von Lukaschenko ab. Nach | |
> den jüngsten Gewalterfahrungen darf es kein Zurück zur Tagesordnung | |
> geben. | |
Bild: Kein Bild aus den 80ern: Präsident Lukaschenko mit Kalaschnikow | |
Unvergesslich die Bilder von Noch-Präsident Lukaschenko mit Kalaschnikow | |
auf dem Präsidentenpalast: Besser könnte man einen Polizeistaat nicht | |
ausrufen. Doch halt, es sind auch Bilder um die Welt gegangen, die | |
Lukaschenko senior und junior alleine im Saal des Sicherheitsrates mit | |
ihrer Pressesprecherin zeigen. | |
Will Lukaschenko ein europäischer Pinochet werden, dann werden ihm die | |
Erfahrungen der letzten 26 Jahre wenig helfen. Denn bisher hatte er es | |
immer nur mit einer kleinen, westlich ausgerichteten [1][Opposition] zu | |
tun. Doch nun hat die Ablehnung Lukaschenkos auch Kreise erfasst, [2][auf | |
deren Loyalität er immer hatte zählen können]. | |
Allein dass die mächtige orthodoxe Kirche Russlands, Bündnispartnerin von | |
Wladimir Putin, die Lukaschenko-kritische Haltung der belarussischen | |
orthodoxen Kirche gelobt hat, zeigt, dass sich auch die obrigkeitsgläubige | |
orthodoxe Kirche von ihm abgewendet hat. Und die ist in Belarus zehnmal | |
größer als die ebenfalls regimekritische katholische Kirche. | |
Und während Lukaschenko jeglichen Dialog mit der Opposition ablehnt, | |
schließt ein Gennadij Davydko einen Dialog nicht mehr aus. Davydko ist | |
Vorsitzender der Pro-Lukaschenko-Bewegung Belaja Rus, Vorsitzender des | |
parlamentarischen Menschenrechtsausschusses und gilt eigentlich als | |
Gefolgsmann Lukaschenkos. Doch nun ist sogar er zu einem Dialog bereit, | |
spricht von Fehlern, die die Machthaber gemacht hätten. | |
Davydkos neues Verhalten muss nicht unbedingt einer neuen Sichtweise | |
geschuldet sein. Vielleicht will er einfach nur rechtzeitig auf der Seite | |
der Gewinner stehen. Und dann ist da noch der Chef des | |
Leichtathletikverbandes, Wadim Dewjatowskij. Der populäre Sportler hatte | |
immer zu Lukaschenko gestanden. Doch nun ließ er verlauten, dass dieser | |
nicht sein Präsident sei. | |
Neu ist nicht nur die breite Ablehnung Lukaschenkos in der belarussischen | |
Gesellschaft. Neu ist auch das Ausmaß von staatlicher Gewalt und Folter. | |
Und dieser Gewalterfahrung wegen kann man diesmal nicht mehr einfach zur | |
Tagesordnung übergehen. | |
28 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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