# taz.de -- Hilfe aus Moskau für Lukaschenko: Glasnost für Belarus | |
> Wenn Lukaschenko in Not gerät, stehen russische Sicherheitskräfte bereit, | |
> sagt Präsident Putin. Die brutale Offenheit hat auch ihr Gutes. | |
Bild: „Ich will auch so 'nen Schnauzer“: Putin und Lukaschenko | |
Als hätte Russlands Präsident Wladimir Putin nicht schon genug Probleme am | |
Hals: Demonstrierende Untertan*innen im sibirischen Chabarowsk, die partout | |
nicht verstehen wollen, dass ihr Gouverneur zu Recht in Moskau im Knast | |
sitzt. Militärische Streifzüge in Syrien, Libyen und der Ukraine, deren | |
Nutzen sich immer weniger Russ*innen erschließt. Und frostige Beziehungen | |
zum Westen, der überraschenderweise den Einsatz von Gift für kein legitimes | |
Mittel in politischen Auseinandersetzungen hält. | |
Doch der Mann der Superlative hat offensichtlich noch mehr im Köcher. Nach | |
einem Hilferuf aus Minsk lässt sich Putin nicht länger bitten. Er ist | |
bereit, auch noch seinem belarussischen Bruder Alexander Lukaschenko | |
Nachbarschaftshilfe zu leisten. Der ungeliebte Verwandte ist bis jetzt | |
nicht in der Lage, in seine widerspenstigen Landsleute ein „richtiges“ | |
Verständnis von Wahlarithmetik hineinzuprügeln. | |
An dem Charakter der Handreichung aus Moskau besteht kein Zweifel. [1][Er | |
habe Sicherheitskräfte bereitgestellt], sagte Putin in einem Interview mit | |
dem staatlichen Fernsehsender Rossija-24. Offensichtlich hält der Kremlchef | |
so viele geschulte Fachkräfte vor, dass er einige davon problemlos für | |
einen weiteren Auslandseinsatz abstellen kann. | |
Da sage mal einer, der Kremlchef habe aus der Vergangenheit nichts gelernt. | |
[2][Vorbei sind die Zeiten, als „grüne Männchen“ (Militärs ohne | |
Hoheitsabzeichen) über die Krim marodierten], um Recht und Ordnung sowie | |
historische Gerechtigkeit wieder herzustellen. Auch braucht es diesmal | |
keine russischen Soldaten, die ihren Urlaub inkognito in einem | |
Schützengraben im Donbass verbringen. Dazu kommt noch, dass, anders als im | |
Fall der Ukraine, diesmal ja auch ein Einladungsschreiben vorliegt. Also | |
alles ganz offen – Glasnost eben. | |
Mit der Transparenz ist das so eine Sache. Nebulös bleibt, wann der | |
Marschbefehl erfolgt. Wenn die Situation außer Kontrolle gerät und | |
extremistische Elemente bestimmte Grenzen überschreiten, wie administrative | |
Gebäude besetzen, schwiemelte Putin. Häh? | |
Extremistische Elemente braucht niemand aufzuspüren, die Straßen sind ja | |
voll von ihnen. Und ein paar Agents Provocateurs, die eine Behörde | |
außerhalb der Sprechzeiten besuchen, dürften sich finden lassen. Das alles | |
klingt ganz so, als sei das Sturmgepäck vorbereitet. Das einzig Gute daran: | |
Wenn in Belarus wieder alles beim Alten ist, kann niemand später behaupten, | |
er oder sie habe das nicht kommen sehen. | |
28 Aug 2020 | |
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[2] https://www.youtube.com/watch?v=ARSNaSeT9hw | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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