| # taz.de -- Oppositionsführerin im Europaparlament: Von Belarus nach Brüssel | |
| > Tichanowskaja betont vor den EU-Abgeordneten, die Proteste seien nicht | |
| > gegen Russland gerichtet. Die EU verhängt vorerst keine neuen Sanktionen. | |
| Bild: Wurde bei einer Videoanhörung von der EU vertröstet: Oppositionspolitik… | |
| Brüssel taz | Die EU hat die zunehmende Repression in Belarus scharf | |
| kritisiert, jedoch keine neuen Hilfen für die Opposition angekündigt. Bei | |
| einer (virtuellen) Anhörung der Oppositionspolitikerin Swetlana | |
| Tichanowskaja im Europaparlament in Brüssel vertröstete der Auswärtige | |
| Dienst der EU die Abgeordneten auf spätere Entscheidungen. Der Plan sei, | |
| „sehr, sehr bald“ eine Entscheidung über Sanktionen zu treffen, sagte | |
| Generalsekretärin Helga Schmid. Allerdings sei immer noch offen, wer auf | |
| die Sanktionsliste kommt. So ist zum Beispiel umstritten, ob auch gegen | |
| Machthaber Alexander Lukaschenko ein Einreiseverbot und Finanzsanktionen | |
| verhängt werden sollten. | |
| Solche Sanktionen gegen den „letzten Diktator Europas“ hat es schon einmal | |
| gegeben. Sie waren jedoch vor einigen Jahren aufgehoben worden – um | |
| Lukaschenko auf Westkurs zu bringen. Vor einer Woche hatte die EU dann | |
| [1][auf einem Sondergipfel neue Strafmaßnahmen auf den Weg gebracht]. Damit | |
| reagierte sie auf Wahlfälschungen und Machtmissbrauch. | |
| Beim neuen EU-Kurs gehe es nicht um Geopolitik, betonte Schmid. Man wolle | |
| sich auch nicht in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen. | |
| Vielmehr wolle die EU einen „nationalen Dialog“ mit der Opposition fördern. | |
| Wie das angesichts der Verweigerungshaltung Lukaschenkos gehen soll, blieb | |
| jedoch auch in der zweistündigen Anhörung offen. | |
| Tichanowskaja bedankte sich für die Unterstützung des Parlaments. Sie | |
| betonte aber, es gehe nicht um einen Pro-EU- oder Anti-Russland-Kurs. „Dies | |
| ist keine geopolitische Revolution“, sagte sie in Anspielung auf die | |
| Ukraine, wo die EU in einen Machtkampf mit Russland verwickelt war. „Es ist | |
| eine demokratische Revolution“. | |
| ## Tichanowskaja: „Belarus ist aufgewacht“ | |
| „Belarus ist aufgewacht“, erklärte die 37-Jährige, die bei der Wahl am 9. | |
| August gegen den seit 26 Jahren regierenden Lukaschenko angetreten war und | |
| inzwischen aus Furcht vor Verhaftung nach Litauen geflüchtet ist. „Wir sind | |
| nicht mehr die Opposition. Wir sind jetzt die Mehrheit. Die friedliche | |
| Revolution findet statt.“ Die Opposition sei bereit zu einem Dialog mit den | |
| „Autoritäten“, um freie und faire Wahlen zu ermöglichen, bekräftigte | |
| Tichanowskaja. „Wir sind bereit, unsere Verhandlungsführer zu ernennen.“ | |
| Dabei ziehe sie auch eine internationale Vermittlung in Betracht. | |
| Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der | |
| auch Russland angehört, hat bereits mehrfach ihre Vermittlung angeboten. Am | |
| Freitag soll es eine OSZE-Sondersitzung in Wien geben, kündigte Schmid an. | |
| Sie werde an diesem Treffen teilnehmen. Auf die Forderung des | |
| Europaparlaments, einen Sonderbeauftragten für Belarus zu benennen, ging | |
| Schmid nicht ein. Man sei schon „auf der höchsten Ebene“ aktiv geworden, | |
| sagte sie mit Verweis auf ein Gesprächsangebot von Bundeskanzlerin Angela | |
| Merkel. Allerdings sei Lukaschenko darauf nicht eingegangen. | |
| 25 Aug 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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