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# taz.de -- Nicht nur nette Fanpost: Türkeiflaggen statt Argumente
> Viel Hass und Hetze in der Post. Doch zum Abscheid nach einem Jahr
> Kolumne steht auch ein „Danke“ für alle herzlichen Nachrichten und klugen
> Anmerkungen.
Bild: Flaggen, Flaggen, Flaggen: So zeigen sie sich, die Erdoğan-Fans, etwa hi…
In einem Jahr Orientexpress sammelt sich viel Post an. Neben vielen
herzerwärmenden Nachrichten und klugen Anmerkungen (danke!) gibt es auch
Fanpost der besonderen Art. Beispielsweise, wenn es um die Deutsche Linke
[1][(Hallo Daniel! Hallo Anika!)] oder um Islamismus geht (Betreff:
Antimuslimischer Rassismus). Thematisiert die Kolumne die Türkei, Erdoğan
oder Kurdistan, explodiert das Postfach. Erscheint sie vormittags um elf,
kann man um halb zwölf schon mit Türkeiflaggen rechnen. Im Messenger kann
man sich dann durchs rote Flaggenmeer scrollen. Wo Argumente fehlen, müssen
Türkeiflaggen her! Türkeiflaggen in Kombination mit [2][Wolfsemojis,
Wolfsgrußemojis] oder flotten Sprüchen wie: „Sogar Landliebe Jogurt hat
mehr Land als ihr“.
Wird der Genozid an den Armenier*innen erwähnt, schlägt die Stunde der
Genozidleugner*innen. Sie schreiben, es hätte keinen Genozid an den
Armenier*innen gegeben, wollen mich an einen dubiosen russischen Historiker
vermitteln oder behaupten, andersrum sei es gewesen, die Armenier hätten
die Türken massakriert.
Taucht das Wort Kurdistan in der Kolumne auf, wird auch das mit
Türkeiflagge quittiert, diesmal mit dem Evergreen „Wo liegt es auf der
Landkarte? KuRdIsTaN gIbT eS nIcHt!“.
Die bloße Erwähnung Kurdistans reicht schon für eine Anzeige bei den
Türkischen Sicherheitsdiensten. Das wird mir auch stolz per Screenshot
mitgeteilt. Das Anzeigen in der Türkei geht nämlich seit 2016 ganz easy per
App. Die EGM-App ist im Apple-App-Store ab vier Jahren freigeben und kann
kostenlos installiert werden, auch im Google Play Store, wo sie schon über
500.000 Mal heruntergeladen wurde. Denunzieren war noch nie so einfach: Ein
Klick auf der App und der unliebsame Arbeitskollege wird bei der Einreise
in die Türkei vom Flughafen wegverhaftet. Der Bundesregierung ist die App
bekannt, verboten ist sie in Deutschland nicht.
## Klassische Drohungen
Neben der Anzeige gibt es auch die klassische Drohung. Ramazan Akbas, ein
Rechtsanwalt aus Wiesloch, Parteivorsitzender der „Allianz Deutscher
Demokraten“, der auch eifrig Genozidleugnung betreibt und [3][in seiner
Twitter-Bio] „eine unendliche Liebe zur Türkei. Und bedingungslose
Loyalität für Reis, Baba, Başkan Erdoğan“ bekundet, droht als Reaktion auf
eine Kolumne öffentlich: „Wartet ab. Irgendwann gibt es Auge um Auge für
eure Provokationen.“ Seine zuständige Anwaltskammer Karlsruhe scheint das
nicht zu stören.
Auch Attila Hildmann schreibt in seiner Telegramgruppe unter meine Kolumne:
„Niemand bei Verstand sollte schlafende Wölfe wecken, danke für diesen
Artikel liebe TAZ!“ Aber genug.
Ein Jahr Kolumne, die „Zionistin“, „AfD-Wählerin“, „Islamhasserin“,
„Kafir“, „Lutz-Bachmann-Preisträgerin“, „PKK-Terroristin“,
„Barzani-Anhängerin“, „Konservative“, „Schlampe“, „Miststück“,
„Schwachmatin“ und „Hirntod-Patientin Ronya Othmann“ verabschiedet sich…
sagt Danke!
27 Aug 2020
## LINKS
[1] /Deutsche-Linke-und-Antirassismus/!5687027
[2] /Tuerkische-Faschistinnen/!5693374
[3] https://twitter.com/avukatramo?lang=de
## AUTOREN
Ronya Othmann
## TAGS
Kolumne Orient Express
Kurdistan
Hass
Graue Wölfe
Rechtsextremismus
Genozid
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