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# taz.de -- Tierversuchslabor darf wieder öffnen: Lizenz zum Töten erteilt
> Hamburger Tierversuchslabor darf trotz schwerer Verstöße den Betrieb
> wieder aufnehmen. Tierschützer*innen wollen Koorperationspartner „outen“.
Bild: „Mörder“ hat jemand auf eine Mauer des Geländes der Firma LPT in Ha…
Hamburg taz | Das vergangenen Februar nach scharfer Kritik von
Tierschützer*innen geschlossene Tierversuchslabor des Unternehmens
Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) in Hamburg-Harburg darf
unter Auflagen Ende August wieder öffnen. Das teilte jetzt die zuständige
Behörde für Justiz und Verbraucherschutz mit, die von der grünen Senatorin
Anna Gallina geführt wird.
Die Organisation „Soko Tierschutz“, die die Missstände bei LPT, die zur
Laborschließung führten, mit aufgedeckt hatte, sprach von einem „Skandal“.
Die Tierschützer*innen hatten filmisch belegt, dass in dem LPT-Labor im
niedersächsischen Mienenbüttel (Landkreis Harburg) Hunde und Affen
misshandelt worden waren.
Als Konsequenz entzog der Landkreis Harburg Mitte Januar den
Laborbetreibern die Erlaubnis zur Tierhaltung und schloss den Standort. Im
Februar dann zog die damals zuständige SPD-geführte Hamburger
Gesundheitsbehörde nach und w[1][iderrief auch für das Labor am Hauptsitz
der Firma in Hamburg-Neugraben die Genehmigung], Tiere zu halten. Die
„tierschutzrechtliche Zuverlässigkeit des Betreibers“, der in Mienenbüttel
(Niedersachsen) und Hamburg-Neugraben personenidentisch sei, sei „aufgrund
schwerwiegender Verstöße gegen das Tierschutzgesetz nicht mehr gegeben“,
begründete die Behörde ihr Eingreifen.
Dass nun die Hamburger Laboratorien wieder geöffnet werden, liegt vor allem
an einem [2][Beschluss des Hamburger Oberverwaltungsgerichts] (OVG). Das
stellte Mitte Juli die aufschiebende Wirkung der Widersprüche des
Unternehmens gegen die angeordnete Schließung wieder her und erlaubte so
den Betrieb am Hamburger Standort bis zur Entscheidung über mehrere gegen
LPT laufende Strafverfahren.
## Das Gericht ließ Hamburg kaum eine Wahl
Zuvor hatte die Firma ihren Geschäftsführer, ihren Tierschutzbeauftragten
und auch den Tierversuchsleiter ausgetauscht, um Kritiker*innen den Wind
aus den Segeln zu nehmen und die Gerichtsentscheidung günstig zu
beeinflussen.
„Dass sich Hamburg von billigen Personalrochaden des LPT beschwichtigen
lässt und nicht einmal die Strafverfahren abwartet, ist ein Skandal“, sagt
Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz. Trotz des Gerichtsbeschlusses
sieht er keine Notwendigkeit für die jetzt angekündigte Wiedereröffnung.
Das Vorgehen der Behörde mache deutlich, dass im rot-grün regierten Hamburg
„der Profit mit überholten Tierversuchen vor dem Schutz der Menschen und
Tiere steht.“
Die angekündigten Verbesserungen im Labor seien reine Kosmetik, um die
Öffentlichkeit zu beruhigen. Die „Soko Tierschutz“ will jetzt die Firmen
outen, die weiterhin mit LPT zusammenarbeiten. Dafür wollen die
Tierschützer*innen bundesweit Fragebögen an Unternehmen und Universitäten
schicken und anhand der Antworten eine schwarze Liste erstellen, kündigt
Mülln an.
Aus der Verbraucherschutzbehörde verlautet, das OVG habe der Behörde mit
seiner Entscheidung keine Wahl gelassen. Nun sollen strenge Auflagen und
Kontrollen unnötige Tierquälerei verhindern. Wie die Behörde mitteilte,
betreffen die Auflagen Informationen zu personellen Veränderungen, die
Qualifikation des Personals und die detaillierte und überprüfbare
Dokumentation über das Wohlergehen der Tiere.
Um zu zeigen, dass sie trotz der umstrittenen Wiedereröffnung auf der
richtigen Seite steht, nutzte Senatorin Gallina die Gelegenheit, um
anzukündigen, sie werde sich über eine Bundesratsinitiative für mehr
Tierschutz einsetzen. Jedes Tierversuchsvorhaben solle
genehmigungspflichtig sein. Außerdem sollen Einrichtungen, die Tierversuche
durchführen, mindestens einmal im Jahr überprüft werden und die
Begutachtungen in der Regel unangekündigt stattfinden. Bislang finden sie
alle drei Jahre statt.
Auch soll geprüft werden, wie für die Öffentlichkeit eine größere
Transparenz und ein besserer Zugang zu Informationen über Tierversuche
geschaffen werden kann. „Verbesserungen beim Versuchstierschutz sind
dringend notwendig und überfällig“, erklärte die Senatorin. Tierversuche
sollten generell möglichst vermieden werden. „Wir wollen mit unserer
Initiative dafür sorgen, dass strengere Kontrollen stattfinden und die
Unternehmen verpflichtet werden, Alternativen zum Tierversuch
voranzubringen.“
26 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/tierversuche-behoerde-schliesst-…
[2] https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/neu-wulmstorf/c-panorama/lpt-tierve…
## AUTOREN
Marco Carini
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