Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach erheblichen Vorwürfen: Tierversuchslabor macht dicht
> Laut Soko Tierschutz und NDR schließt das Tierversuchslabor in
> Mienenbüttel 2020. Einige Primaten wurden bereits in die Niederlande
> abtransportiert.
Bild: Heimliche Aufnahmen zeigen Affen im Tierversuchslabor in Mienenbüttel
Hamburg taz | Nach Vorwürfen der Tierquälerei muss das Versuchslabor des
Laboratoriums für Pharmakologie und Toxikologie (LPT) in Mienenbüttel
schließen. Der Tierrechtsverein „Soko Tierschutz“ veröffentlichte eine
entsprechende Mitteilung, bei der sich die AktivistInnen auf interne
Informationen aus dem Labor beriefen. Ferner liegt dem NDR ein internes
Papier vor, aus dem hervorgeht, dass das Labor Ende Februar 2020
geschlossen wird. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Labor 76 Affen
an einen Lieferanten in den Niederlanden zurückgeschickt.
Von Seiten des Laboratorium wurde zu einer Schließung nichts gesagt. Eine
Mitarbeiterin erklärte am Telefon, sie dürfe sich dazu nicht äußern. Eine
schriftliche Anfrage wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. Der
Landkreis Harburg, der für das Labor zuständig ist, wusste bis dato nichts
von einer Schließung. Allerdings überprüfe der Landkreis ein Betriebsverbot
nach dem Tierschutzgesetz. Das Verfahren laufe noch.
Das Tierversuchslabor in Mienenbüttel ist einer von drei Standorten des
privaten Forschungslabors – neben einem in Hamburg-Neugraben und einem
weiteren im schleswig-holsteinischen Löhndorf.
Seit Anfang Oktober steht das LPT öffentlich in der Kritik. Die Soko
Tierschutz hatte einen Aktivisten verdeckt über mehrere Monate in das Labor
in Mienenbüttel eingeschleust und dort heimlich Filmaufnahmen gemacht.
Blutende Hunde starben allein in ihren Käfigen, zudem sollen Affen, Hunde
und Katzen nicht tierschutzgerecht gehalten und misshandelt worden sein.
Eine Veterinärkontrolle folgte, aufgrund der Beanstandungen stellten das
niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und der Landkreis Harburg
Strafanzeige an die zuständige Staatsanwaltschaft.
Das Landesamt für Verbraucherschutz will dem Unternehmen nun auch in einem
Verwaltungsverfahren die Erlaubnis für die bereits genehmigten Tierversuche
entziehen und die anzeigepflichtigen Tierversuche untersagen. Dieses
Verfahren ist laut einem Sprecher noch nicht abgeschlossen. Derzeit würden
die Aussagen des Unternehmens ausgewertet.
„Im Hinblick auf derzeit laufende Tierversuchsvorhaben“ werde aktuell „mit
Hochdruck im Einzelfall geprüft, ob ein Abbruch der Versuche aus
Tierschutzsicht nicht belastender ist als die Weiterführung des begonnenen
Versuches“, heißt es vom Landesamt. Neue Versuchsanträge des Labors würden
nicht genehmigt.
Nun bestätigte der Sprecher des Landkreises Harburg, Andres Wulfes, dass
kürzlich 76 Affen zurück zum Lieferanten gebracht wurden. Es sei die erste
Lieferung dieser Art gewesen und vom Veterinäramt überwacht worden. Das LPT
muss den Behörden melden, wenn es Tiere töten oder diese lebend
abtransportieren will. Auch ein weiterer Abtransport von Primaten sei
bereits angemeldet worden, so Wulfes.
Die Tierrechtsorganisation Animal Rights Netherlands erklärte, sie habe den
ersten von zwei Tiertransportern bis nach Tilburg in den Niederlanden
verfolgen können. Dort ist der Affengroßhändler Hartelust ansässig, der
laut den Tierschützer*innen eine Zulassung für 1.080 Affen hat und eine
„Drehscheibe für die internationale Beschaffung und den Handel mit Primaten
für Tierversuche“ sei.
Friedrich Mülln von der „Soko Tierschutz“ erklärte, das LPT versuche mit
dieser Taktik von den anderen beiden Standorten abzulenken. „Wir werden
nicht zulassen, dass die Quälerei dort an Kaninchen, Meerschweinchen,
Mäusen, Ratten, Schweinen und Fischen weitergehen kann“, sagt er.
Trotz diverser laufender Verfahren sagte Mülln: „Die Behörden haben nicht
den Mut, zum Schutz der Tiere durchzugreifen.“ Er fordert die Übergabe der
verbliebenen Tiere des Labors an den Tierschutz. „Es gibt für jedes Tier
einen Platz, es ist alles organisiert“, sagt Mülln.
Mitte Oktober protestierten über 7.000 Menschen gegen die Tierversuche in
Mienenbüttel. Es war die bisher größte Tierschutz-Demo in Deutschland. Die
„Soko Tierschutz“ ruft am Samstag erneut zu einer Demo gegen das LPT auf.
12 Nov 2019
## AUTOREN
Katharina Gebauer
## TAGS
Tierversuche
SOKO Tierschutz
Tierschutz
Tierquälerei
Primaten
Tierversuche
Schlagloch
Tierversuche
SOKO Tierschutz
## ARTIKEL ZUM THEMA
Tierversuchslabor darf wieder öffnen: Lizenz zum Töten erteilt
Hamburger Tierversuchslabor darf trotz schwerer Verstöße den Betrieb wieder
aufnehmen. Tierschützer*innen wollen Koorperationspartner „outen“.
Tierversuchsanstalt fälscht Ergebnisse: Missbrauchte Lebewesen
Dass Tierversuchsanstalten Untersuchungsergebnisse fälschen, dürfte kein
Einzelfall sein. Bundesweit gibt es immerhin mehr als 700 solcher Labore.
Tierschützer über Tierleid im Labor: „Ein echter Sadist“
Vier Monate filmte ein Aktivist der Soko Tierschutz undercover das
Tierversuchslabor LPT in Mienenbüttel. Was er erlebte, beschäftigt ihn noch
heute.
Demonstration in Hamburg: Tausende gegen Tierleid
In Neugraben demonstrieren rund 7.500 Menschen gegen Tierversuche im
Laboratory of Pharmacology and Toxicology in Mienenbüttel.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.