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# taz.de -- Aktivisten treten zur Wahl an: Fridays for Bundestag
> Mehrere Aktivist*innen der Klima-Bewegung Fridays for Future treten zur
> Bundestagswahl an. In einigen Basisgruppen kommt das nicht gut an.
Bild: Ex-FFF-Bundessprecher Jakob Blasel mit Thunberg und Neubauer auf einer De…
Berlin taz | Nachdem die SPD kürzlich mit der Bekanntgabe ihres
Spitzenkandidaten Olaf Scholz verfrüht den Bundestagswahlkampf eingeläutet
hat, steigt jetzt auch [1][Fridays for Future] (FFF) ein. Der
Ex-Bundessprecher Jakob Blasel kündigte am Montag an, über die
schleswig-holsteinische Landesliste der Grünen kandidieren zu wollen. Der
Magdeburger FFF-Aktivist Urs Liebau will für die Grünen Sachsen-Anhalt in
den Bundestag. Weitere Aktivist*innen werden vermutlich noch folgen. Nach
Aussagen der Aktivist*innen laufen auch Gespräche mit den Sozialdemokraten
und der Linkspartei.
Der 19-jährige Blasel engagiert sich seit drei Jahren beim
Grünen-Landesverband Schleswig-Holstein. Im Dezember 2018 vernetzte er sich
über Whatsapp mit anderen Schüler*innen und initiierte gemeinsam mit ihnen
Fridays for Future Deutschland. Er trat als Bundessprecher für die Bewegung
auf und war bei größeren Projekten wie dem Gespräch mit Siemens-Chef Joe
Kaeser dabei.
Im Juli zog Blasel sich aus der Pressearbeit für die Schüler*innenbewegung
zurück, um nicht in einen Zwiespalt zu geraten. Die Kandidatur für das
Parlament sei der „logische Schritt“ für ihn, sagt Blasel. „Ich kann aber
auch verstehen, wenn andere Aktivist*innen ihre Position woanders sehen.“
Fridays for Future werde weiterhin überparteilich bleiben und keine Partei
offiziell unterstützen.
## Bei den Mitstreiter*innen umstritten
Der Schritt führender FFF-Aktivist*innen in die parlamentarische Politik
kommt nicht wirklich überraschend. Mehrere Fridays-Mitglieder, auch Luisa
Neubauer, sind Mitglieder der Grünen oder engagierten sich schon bei der
Grünen Jugend. Allerdings zeigt der Schritt die zunehmende Entfremdung
zwischen den bekanntesten und führenden FFF-Aktivist*innen und den
Basisgruppen. Dort herrscht teilweise Unmut über die Ankündigung Blasels
und Liebaus. Dass die FFF-Mitglieder in den Parteien das klimapolitische
Ruder herumreißen können, bezweifeln viele.
„Ich bin mit Jakob befreundet und respektiere den Schritt natürlich“, sagt
Leonie Bremer, Bundesdelegierte von Fridays for Future. Sie selbst könne
sich das nicht vorstellen. „Auch das Programm der Grünen ist noch nicht
konform mit dem 1,5-Grad-Ziel“, so die Aktivistin. Es geht um das Vorhaben,
die globale Erwärmung bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten zu
stoppen, eines der Ziele des Paris-Abkommens.
„Da müssen unglaublich viele Kompromisse gemacht werden, die wir uns beim
Klimaschutz nicht leisten können, vor allem im Falle einer schwarz-grünen
Regierung“, beklagt Bremer. Fridays for Future müsse zwar „krass auf die
Bundestagswahl hinarbeiten“, der Druck müsse aber von der Straße kommen.
So sieht das auch Elena Balthesen von Fridays for Future München. „Es war
bisher nicht unser Ansatz, dass eine Handvoll gut vernetzter Aktivist*innen
in Parteien und Parlamente geht und dort im schlimmsten Fall Legitimität
für schlechte Klimapolitik schafft“, sagt sie. Keine der vertretenen
Parteien mache „1.5-Grad-konforme Politik“, betont Balthesen. „Zu unseren
Grundsätzen gehören der Protest auf der Straße und die
Parteiunabhängigkeit.“ Ankündigungen wie die von Blasel und Liebau sieht
sie als Abkehr von diesen Prinzipien.
## Einige radikaler, andere professioneller
Blasel sieht seine Ankündigung nicht als Zeichen für eine neue Epoche bei
Fridays for Future. „Umbrüche kommen nicht so abrupt, aber wir haben uns
als Bewegung stark verändert“, sagt er. „Einige haben sich radikalisiert,
andere professionalisiert.“ In dem Alter der jungen Aktivist*innen sei es
schließlich normal, dass sich Ansichten und Lebensumstände veränderten.
Auf die Frage, was es bedeuten würde, nach einer erfolgreichen Kandidatur
eventuell Teil einer schwarz-grünen Koalition zu sein, antwortet der
19-Jährige: „Ich habe mit vielen Parteien Probleme, aber solange das
Parlament nicht zum großen Teil aus radikalen Bewegungsakteuren besteht,
muss man Kompromisse machen.“ Außerdem sei es viel zu früh, über mögliche
Koalitionen zu spekulieren. Eine klassische Politiker*innenantwort.
24 Aug 2020
## LINKS
[1] https://fridaysforfuture.de/
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
Susanne Schwarz
## TAGS
Schwerpunkt Fridays For Future
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Grüne Schleswig-Holstein
Schulstreik
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