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# taz.de -- Spreepark wird Kulturpark: Wipfelpfad statt Achterbahn
> Im Spreepark im Plänterwald wird für den späteren Kulturpark gebaggert.
> Wie der ausschauen soll, ist in der Koalition umstritten.
Bild: BesucherInnen am „Tag des Offenen Spreeparks“ im September 2019
Berlin taz | Im Spreepark im Plänterwald arbeiten die ersten Bagger. Auf
dem 2,3 Hektar großen ehemaligen Vergnügungspark, der seit 2002 verwaist
ist, werden Leitungen für Wasser, Strom, Gas und Internet gelegt. Nach
Angaben der landeseigenen Grün Berlin GmbH, die das Gelände seit 2016
verwaltet, werden die Erschließungsarbeiten für den späteren Kunst- und
Kulturpark [1][voraussichtlich bis September 2021] andauern. Führungen über
das Gelände, die sich seit drei Jahren großer Beliebtheit erfreuen, werden
weiter angeboten, so die Grün Berlin GmbH.
Die Bauarbeiten überschatten einen rot-rot-grünen Streit über die Zukunft
des Spreeparks. Nur noch die Grünen stehen zu dem 2016 bis 2018 unter
Bürgerbeteiligung entwickelten Konzept eines familienorientierten Kunst-
und Kulturparks. Die beiden roten Parteien ziehen in entgegengesetzte
Richtungen.
Rückblende: 2016 starteten Bürgerdialoge über die Zukunft des vom Land
Berlin zurückgekauften Grundstücks. Die Vorgaben der Politik hatte
Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) damals so formuliert: „Hier soll
nicht wieder ein Rummel für eine Million Besucher entstehen, sondern eine
innerstädtische grüne Oase für Familien und Künstler. Die Besucher sollen
auch nicht zu Tausenden mit dem Auto anreisen.“ Andreas Geisel, ebenfalls
SPD und damals Senator für Stadtentwicklung, erteilte einer Neuauflage
eines Rummels ebenfalls eine klare Absage. „Um rentabel zu sein, ist die
Fläche doch zu klein“, sagte er 2016 der taz.
Hunderte BerlinerInnen kamen zu den Dialogforen. 2017 präsentierte die Grün
Berlin GmbH die Vision eines Kunst- und Kulturparks. In den Ruinen der
Fahrgeschäfte sollen neue Erlebnisformen entstehen, die auch die Natur in
einem der letzten innerstädtischen Wälder einbezieht: Aus den Resten der
Achterbahn soll ein Baumwipfelpfad werden. Irrgarten und Geisterbahn werden
zu Riesenrutschen. Dazu kommen ein 3-D-Kino und andere Kleinkunstformen.
Als einziges Fahrgeschäft soll sich das 45 Meter hohe Riesenrad wieder
drehen, umgeben von einer Wasserfläche, in der es sich spiegelt.
## Ein Konzept von gestern: Einzäunen
Dass seit 2017 erneut alles ruhte, liegt daran, dass im Bezirk
Treptow-Köpenick der Bebauungsplan erarbeitet wird. Dabei muss mit
Gutachten beispielsweise geklärt werden, auf welchen Wegen mit welchen
Verkehrsmitteln die Besucher in den Park mitten im Wald gelangen sollen.
Der Plan soll 2021 vorliegen.
Doch SPD und Linke stehen inzwischen nicht mehr zu dem Vorhaben. Für die
Linke Katalin Gennburg ist die Idee, öffentlichen Grund und Boden
einzuzäunen und durch die Grün Berlin GmbH zu verwerten, „ein Konzept von
vorgestern“. Ihre Prämissen: kein Zaun um den Spreepark. Kein
Eintrittsgeld. „Es soll ein kreativer Ort für urbane Produktionen der
Clubszene und von Künstlerinnen und Künstlern werden, ähnlich wie das
Tempelhofer Feld.“ KünstlerInnen sollten hier Räume und Budgets erhalten.
Wegen der Kritik der Linken am Konzept verhängte der Hauptausschuss des
Abgeordnetenhauses Gennburg zufolge 2019 eine Haushaltssperre für den
Spreepark, die erst diesen Sommer coronabedingt beendet wurde. Sonst
könnten die Bagger nicht arbeiten. Mit dem Planungsrecht wäre der
Linken-Vorschlag vereinbar.
## Temporärer Rummel
Genau das Gegenteil will die SPD, [2][nämlich einen Park für
Fahrgeschäfte]. Zumindest temporär. Auch das wäre planungsrechtlich
möglich. Aber es ist genau das, was Igel und Geisel 2016 abgelehnt hatten.
Der SPD-Abgeordnete Robert Schaddach erklärt das der taz mit der misslichen
Lage der Schaustellerbranche in der Coronakrise. Die hätten seit dem Ende
der Weihnachtsmärkte keine Chance mehr, Geld zu verdienen. Warum nicht
einen temporären Rummel am alten Ort im Spreepark? „Die Idee wurde Anfang
August geboren“, sagt Schaddach, der auch dem bezirklichen Tourismusverein
vorsteht. In dem Verein sind Schausteller Mitglied, als deren Anwalt sich
Schaddach sieht. „Sie demonstrierten vor dem Rathaus Köpenick für
Auftrittsmöglichkeiten.“ Da hätte, so Schaddach, Bezirksbürgermeister Igel
vorgeschlagen, den verwaisten Spreepark dafür temporär zu nutzen. Ebenjener
Igel, der 2016 keinen Rummel, sondern eine grüne Oase aus dem Spreepark
machen wollte.
Schaddach hatte an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung geschrieben.
Er startete eine Onlinepetition. Dass wenige Tage später die Bagger kamen,
sieht Schaddach als Reaktion auf seine Onlinepetition. „Die Grün Berlin
GmbH hat wahrscheinlich Angst, dass der Rummel erfolgreich ist. Dann wird
sichtbar, dass ihr [3][elitärer Kunstpark] nicht gewollt ist“, sagt er der
taz. Denn Baggerarbeiten und Kinderkarussells gleichzeitig ist natürlich
nicht möglich.
„Was interessiert die SPD ihr Geschwätz von gestern?“, ist der Kommentar
des grünen Wahlkreisabgeordneten Harald Moritz. „Die Bürger im Ortsteil
Plänterwald wollen keinen Rummel, sondern einen kleinen
familienfreundlichen Park, der die Natur bewahrt.“ Auch ein Zaun um den
Park, den die Linke nicht haben will, müsse seiner Meinung sein, denn es
gab viel Vandalismus an den alten Fahrgeschäften und es gibt Unfallquellen
wie Sumpfflächen und vermoderte Bäume.
## Andere Standorte für Schausteller
„Über Eintrittsgeld kann man diskutieren“, sagt Moritz, ein pragmatischer
Politiker. „Aber wir können doch nicht nach dem Bürgerdialog eine
Kehrtwende machen.“ Ihm gefällt zudem das Konzept, die Geschichte des Ortes
neu zu interpretieren. Wegen der schwierigen Erschließung und der
Verkehrssicherheit hält er nichts von einem temporären Rummel. Das sieht
auch Treptow-Köpenicks Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) so. Er rät den
Schaustellern, andere Standorte zu prüfen.
Die Grün Berlin GmbH weist gegenüber der taz jeden Zusammenhang zwischen
der Onlinepetition und dem Beginn der Erschließungsarbeiten zurück. Die
Arbeiten seien seit Jahren geplant und ausgeschrieben gewesen und sollten
eigentlich bereits im April starten, so eine Sprecherin.
25 Aug 2020
## LINKS
[1] /Plaene-fuer-Spreepark-in-Berlin-vorgestellt/!5506377&s=spreepark/
[2] /Geschichten-aus-dem-Plaenterwald/!5494379/
[3] /Floss-Kundgebung-fuer-den-Spreepark/!5533080/
## AUTOREN
Marina Mai
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zurückgekauft.
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