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# taz.de -- Kritik an Grünen-Plakat zu Glyphosat: „Bild“ und CDU irren
> Die „Bild“-Zeitung und die CDU werfen den Grünen Täuschung vor – zu
> Unrecht. Anlass ist ein Plakat zum Pestizid Glyphosat.
Bild: Kartoffelfeld
Berlin taz | Die Bild-Zeitung und die CDU dachten, sie könnten den Grünen
mal richtig eins auswischen: Wählertäuschung und Ahnungslosigkeit warfen
sie der Partei vor, weil die im nordrhein-westfälischen Kommunalwahlkampf
mit einem Plakat wirbt, auf dem eine Kartoffel unter dem Slogan „Grün ist,
auch ohne [1][Glyphosat] die dicksten Kartoffeln zu haben“ zu sehen sind.
„Beim Kartoffel-Anbau ist das umstrittene Herbizid in Deutschland
verboten“, schrieb das Springer-Blatt. Doch das ist falsch.
In dem am Freitag auf bild.de erschienenen Artikel unter der Überschrift
„[2][Grüne täuschen mit Kartoffel-Plakat]“ heißt es: „In Wahrheit wird
Glyphosat von Bauern nur benutzt, um Unkräuter zu bekämpfen. […] Die
Knollen würden bei Glyphosat-Einsatz beschädigt oder absterben.“
CDU-Generalaekretär Josef Hovenjürgen sagte in einem weiteren Text der
Boulevardzeitung: „Das Plakat ist ein Beleg dafür, dass man vom Sachverhalt
[3][keine Ahnung] hat.“ Für Vizefraktionschef Gregor Golland ist das Motiv
„ideologische Wählertäuschung“.
Tatsächlich bestätigt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, dass
Kartoffelpflanzen vor der Ernte nicht mit dem unter Krebsverdacht stehenden
Pestizid gespritzt werden. Aber um das Feld für die Pflanzen zu säubern und
vorzubereiten, „wird auch mal Glyphosat eingesetzt“, sagte Pressesprecherin
Lea Piepel am Montag der taz. Nach der Ernte könnten Kartoffelpflanzen, die
aus übriggebliebenen Knollen gewachsen sind und die dann ausgesäte Frucht
stören würden, mit dem Gift vernichtet werden. Das bestätigte auch Jan
Wittenberg, Ackerbauexperte der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft. „Das Plakat der Grünen ist keine Irreführung“, sagte der
Bauer der taz. Und: Laut Pflanzenschutzmittel-Datenbank des Bundesamts für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind in Deutschland 82
Pestizide mit dem Wirkstoff Glyphosat bei Kartoffeln zugelassen.
Mona Neubaur, Vorsitzende der Grünen in Nordrhein-Westfalen, teilte mit:
„Wir sehen aktuell keinen Grund, die Plakate abzuhängen.“ Sie wies darauf
hin, dass die Wahlkampagnen vieler Parteien mit zugespitzten Wortspielen
arbeiteten. „So steht ‚Dickste Kartoffel‘ im Deutschen sprichwörtlich f�…
eine reiche Ernte, und Glyphosat steht als bekanntestes Ackergift
symbolisch für landwirtschaftliche Praktiken, die unsere Natur zu stark
belasten.“
Bild und CDU wollten ihre Kritik auf taz-Anfrage nicht widerrufen.
Generalsekretär Hovenjürgen präzisierte aber, dass beim „eigentlichen
Anbau“ von Kartoffeln kein Glyphosat eingesetzt werde. Die Behandlung des
Feldes vor dem Legen der Saatkartoffeln und nach der Ernte erwähnte er
damit nicht.
10 Aug 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Glyphosat/!t5008469/
[2] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/gruene-taeuschen-mit-kart…
[3] https://www.bild.de/regional/duesseldorf/duesseldorf-aktuell/cdu-kritisiert…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Schwerpunkt Glyphosat
Bild-Zeitung
CDU
Bündnis 90/Die Grünen
Julia Klöckner
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