| # taz.de -- Franzos*innen in Niger getötet: Angriff im Giraffenreservat | |
| > Massaker in einem Nationalpark in Niger fordert acht Tote. Es sind | |
| > französische Mitarbeiter*innen eines Hilfswerks und ihre nigrischen | |
| > Begleiter. | |
| Bild: Sonntagabend: das ausgebrannte Auto, in dem die Parkbesucher starben | |
| Cotonou taz | Einen Tag nach dem tödlichen Angriff im | |
| Kouré-Giraffenreservat in Niger, bei dem am Sonntag sechs Französ*innen und | |
| zwei Nigrer getötet wurden, läuft die Suche nach den Täter*innen auf | |
| Hochtouren. Die Gegend gut eine Autostunde südöstlich der nigrischen | |
| Hauptstadt Niamey wird vom Militär durchkämmt, die französische Luftwaffe | |
| ist im Einsatz. | |
| Angreifer*innen hatten am Sonntagmittag auf einen Geländewagen geschossen | |
| und alle Insassen ermordet. Die Leichen wurden später nach Niamey gebracht. | |
| Die Angreifer in der Savanne waren auf Motorrädern gekommen. | |
| Zunächst hieß es, dass die Opfer Tourist*innen aus Frankreich seien. | |
| Mittlerweile hat die Nichtregierungsorganisation ACTED – sie wurde 1993 | |
| gegründet und arbeitet eigenen Angaben zufolge vor allem in | |
| Bürgerkriegsländern wie Afghanistan –, bekanntgegeben, dass es sich um ihre | |
| Mitarbeiter*innen handelt. Diese hatten einen Tagesausflug zu den Giraffen | |
| machen wollen. | |
| Begleitet wurden sie vom Präsidenten der Vereinigung der Tourguides für die | |
| Giraffen von Kouré, der ebenfalls ermordet wurde. Der Zusammenschluss | |
| nannte es per Twitter „eine schreckliche Nachricht“ und verurteilte den | |
| Angriff scharf. | |
| ## Beliebtes Reiseziel | |
| Die Tour zu dem Reservat gilt in Niamey als ein beliebtes Reiseziel, das | |
| sich trotz steigender Unsicherheit und Angriffe durch Terroristen in Niger | |
| noch gut erreichen ließ. Die Peralta-Giraffen von Kouré sind die letzten | |
| ihrer Art in freier Wildnis in Westafrika. Durch weitreichende | |
| Schutzmaßnahmen ist die Population wieder auf mehr als 600 angestiegen. | |
| Zwischenzeitlich hatte es nur noch rund 50 westafrikanische Giraffen | |
| gegeben. | |
| Bisher hat sich niemand zu dem Angriff bekannt. Die bewaffnete | |
| islamistische Gruppe JNIM (Gruppe für die Unterstützung des Islam und der | |
| Muslime) hat nach Informationen von Radio France Internationale (RFI) eine | |
| Beteiligung dementiert. | |
| In Berichten wird die nigerianische Terrormiliz [1][Boko Haram] genannt, | |
| die auch in Niger operiert, allerdings viel weiter östlich [2][in der | |
| Region Diffa]. Es gilt also als gut möglich, dass der „Islamische Staat“ in | |
| der Großsahara (ISGS) die acht Menschen ermordet hat. | |
| Der IS war jüngst in Niger vor allem in der westlichen Nachbarregion | |
| Tillabéri aktiv, die an Mali und Burkina Faso grenzt. Einen schweren | |
| Anschlag hat es Anfang des Jahres auf eine Kaserne in Chinagodrar nördlich | |
| der Hauptstadt gegeben. Dabei kamen mindestens 89 Menschen ums Leben. | |
| Im Mai wurde in Tillabéri ein Anschlag auf ein Dorf verübt, bei dem | |
| mindestens 20 Menschen ums Leben kamen. Einen Monat später wurden in der | |
| Region zehn Mitarbeiter*innen einer lokalen Hilfsorganisation entführt. | |
| ## Vermehrt Angriffe auf Hilfswerke | |
| Expert*innen gehen längst davon aus, dass [3][die unterschiedlichen | |
| islamistischen Gruppierungen] miteinander kooperieren und sich ihre | |
| Mitglieder als Söldner*innen verschiedenen Milizen anschließen. Daran | |
| ändert die Präsenz der französischen Antiterroroperation Barkhane nichts. | |
| Französische Medien bezeichnen den Angriff vom Sonntag als „Affront“ gegen | |
| die französische Intervention. Auch gemeinschaftliche Militäroperationen | |
| haben das Dreiländereck von Mali, Burkina Faso und Niger bisher nicht | |
| stabilisiert – im Gegenteil. | |
| Hilfswerke werden nicht nur im Niger, sondern in der ganzen Region vermehrt | |
| zum Ziel von Angriffen. Erst vor wenigen Wochen ließ Boko Haram fünf | |
| Geiseln hinrichten, die in der humanitären Hilfe tätig waren. | |
| Laut internationalen Organisationen wird die Arbeit in der Sahelregion | |
| aufgrund dieser Übergriffe zunehmend unmöglich, während die Zahl der auf | |
| humanitäre Hilfe angewiesenen Menschen beständig steigt. | |
| 10 Aug 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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