# taz.de -- Die Wahrheit: Pornobalken im Laborversuch | |
> Wirecard-Skandal und kein Ende: Was läuft falsch, was wird endlich viel | |
> besser in den restlichen 29 deutschen DAX-Großkonzernen? | |
Mit einem gigantischen Arschbombenknall explodierte der Münchner | |
[1][Finanzdienstleister Wirecard] und ging heillos unter. Doch was zunächst | |
nur nach der üblichen Bilanzfälschung mit kleinem, gepflegtem Anlegerbetrug | |
aussah, wächst sich allmählich zum größten Betrugsskandal seit Hitlers | |
Ansage aus, er könne ohne ausländische Risikokapitalgeber den Zweiten | |
Weltkrieg gewinnen. | |
Die Münchner Staatsanwaltschaft geht im Fall Wirecard inzwischen von | |
„gewerbsmäßigem Bandenbetrug“ aus; nach Hochrechnungen der Behörde könn… | |
bis zu 3 Milliarden Euro verloren gegangen sein. Aber wen soll das noch | |
wundern, nachdem der österreichische und inzwischen verhaftete Firmenchef | |
namens Braun seinen Anlegern versprochen hatte, aus Scheiße sehr viel | |
schönes Geld zu machen? Nichts anderes war schließlich das Geschäftsmodell | |
des sympathischen Zahlungsabwicklers Wirecard. | |
Exklusiv für [2][Wahrheit-Leser] wird es hier und an dieser Stelle erstmals | |
in leicht verständlicher Sprache erklärt. Ein typischer Wirecard-Deal, bis | |
heute als Inbegriff sogenannter digitaler Zahlungskonzepte gefeiert, sah in | |
etwa so aus: Die Abwicklungsfirma bezahlt mit Geld, das sie nicht besitzt, | |
einem Händler, der noch kein Geld hat, die Rechnung eines Kunden, der nicht | |
bezahlt hat – weil der entweder überhaupt nichts flüssig oder bereits all | |
seine Kohle mit Wirecard-Aktien verzockt hat. Nach mehreren Luftbuchungen | |
via Dubai, Singapur oder Irland taucht das Geld dann schließlich in | |
irgendwelchen frisierten Bilanzen auf, die von Wirtschaftsprüfern für echt | |
befunden werden, weil sie von Wirecard dafür mit Geld bezahlt wurden, das | |
es nie gab, weil andere Händler indessen usw. usf. und dann wieder von | |
vorne. | |
Zahlungsabwickler sind die Zecken der Blutsauger der Zwischenwirte im | |
weltweit waltenden Hoch- und Schnellfinanzkapitalismus. Frau Merkel könnte | |
ein Lied davon singen, aber sie wird es wohl nicht singen, außer Gerichte | |
zwingen sie dazu. Dann wüssten wir alle genauer, wie die Bundeskanzlerin | |
als Vorsitzende der Deutschland AG und unter Mitwirkung hochtoxischer | |
Schießbudenfiguren von Olle Scholz bis Freiherrvonundzuguttenberg in China | |
und anderswo Werbung für Wirecard machte. | |
Nun ist das Münchner Unternehmen pleite und fliegt aus dem Aktienindex DAX. | |
Aber ist dann alles wieder gut? Oder lauern in den Vorstandsetagen der | |
restlichen 29 Großkonzerne schon die nächsten, noch viel riesengrößeren | |
Finanzskandale? | |
## Autonomes Kutschieren im No-go-Nirwana | |
Bei [3][Volkswagen ist man immer noch erschöpft vom Bescheißen mit | |
Diesel-Emissionswerten], etliche Führungskräfte wurden extrem hart | |
getroffen: Sie sitzen entweder in den USA im Knast oder müssen, wie in | |
Deutschland im Fall Winterkorn, mit kläglichen 3.100 Euro Pension auskommen | |
– am Tag. Um abzulenken, setzt der Wolfsburger Konzern voll aufs „autonome | |
Fahren“, also auf Autos, die selbstständig entscheiden, wann sie mit wem | |
wohin fahren, was und wie viel sie tanken und wann sie zusammen mit anderen | |
Autofriends auf der Autobahn im Stau chillen. Frage: Wer will da überhaupt | |
noch mitfahren? | |
Auch der Hauptkonkurrent Daimler ist, wie sich mehr und mehr abzeichnet, | |
tief ins riskante und verpönte Autogeschäft verwickelt. Ohne dass es die | |
Öffentlichkeit bemerkte, beschaffte sich der Stuttgarter Weltkonzern über | |
Jahre hinweg und eventuell sogar via Darknet jede Menge anachronistischer | |
Benzinkutschen und bunkert sie nun auf riesigen Parkplätzen rund um den | |
Firmensitz in Zuffenhausen. Luftaufnahmen auf Google Maps beweisen das | |
eindeutig: Alles voller Autos! Und die sind noch nicht mal autonom, sonst | |
hätten sie ja wohl was Besseres zu tun, als ausgerechnet in Stuttgart | |
abzuhängen. | |
Beim Chemie- und Pharmariesen Bayer mehren sich ebenso die Anzeichen, dass | |
nach der 56 Milliarden Euro teuren Übernahme des Unkrautvernichters | |
Monsanto die schmutzigen Geschäfte noch längst nicht rund laufen. Nachdem | |
die Überschussmengen an gefährlichem Glyphosat Dank einer durch die CSU | |
erwirkten EU-Zulassung jahrelang als Bierbeimischung in deutsche | |
Biertrinker verklappt werden konnte, sucht der Konzern nun händeringend | |
neue Entsorgungswege. Gerüchten zufolge soll das Zeugs direkt in | |
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (Nestlé beziehungsweise CDU) | |
verfüllt werden, so wie Bayer überhaupt zunehmend Politiker statt Ratten | |
für Laborversuche einsetzt – weil es Sachen gibt, die Ratten einfach nicht | |
mitmachen. | |
Da sind wir auch schon bei der leidigen Frauenquote, die den DAX-Konzernen | |
nach wie vor arg zu schaffen macht. Von den insgesamt 195 Mitglieder:innen | |
deutscher DAX-Vorstand:innen, sind gerade mal 28 weiblicher Natur (14 | |
Prozent). Das ist natürlich nur ein Mittelwert. Genauer bedeutet das: bei | |
Bayer (null Prozent), bei E.ON (null Prozent), bei Heidelberg Cement (null | |
Prozent), bei Infineon (null Prozent), bei der Linde AG (null Prozent), bei | |
RWE (null Prozent) und bei Siemens (nullkommanull Prozent) ist der | |
Frauenanteil nicht ganz so hoch wie bei anderen. Nicht nur Angela Merkel | |
hält das für „absolut unzureichend“. | |
## Autonome Männertitten bei Vorstand:innen im Kommen | |
Begründet wird das von Unternehmensseite in aller Regel damit, dass Frauen | |
„so komplizierte Sachen mit Strom, Chemie, Zement oder Gabelstaplern“ nicht | |
so richtig gut verstehen könnten wie etwa ältere, übergewichtige Männer mit | |
grässlichen Brillen und körperlich entstellenden Rotzbremsen | |
beziehungsweise Pornobalken. | |
Doch die Zeiten der rein männlichen DAX-Vorstand:innen sind längst gezählt! | |
Bayer hat nämlich inzwischen bekanntgegeben, dass Männer, die über einen | |
längeren Zeitraum hinweg Bier trinken oder gleich Glyphosat nehmen, schon | |
nach relativ kurzer Zeit einen kugelrunden Acht-Monats-Bauch und darüber | |
hinaus auch wohlgeformte, pralle Männertitten entwickeln und ausbilden | |
könnten; der Rest wie etwa Geschlechtsangleichung, LGBT* und neues | |
Vorstand:innen-Gehalt sei dann reine Formsache. | |
Signale immerhin, die bei fast allen DAX-CEO:innen für Auf- und Durchatmen | |
sorgen. Sogar beim ganz und gar rein männlichen Baustoffkonzern Heidelberg | |
Cement hat inzwischen auch der genderbetriebene Nachhaltigkeitsgedanke | |
Einzug gehalten: Man wolle in Zukunft, so der Vorstand jetzt in einer | |
Pressemitteilung, die Gewinnoptimierung noch viel nachhaltiger und die | |
Vorstandsrunde auf alle Fälle diverser und weiblicher gestalten. Etwaige | |
Bewerber:innen und Anwärter:innen sollten schon vor dem | |
Einstellungsgespräch und selbstverständlich auf Firmenkosten mit äußerst | |
nachhaltigen Betonsandalen ausgestattet werden. | |
25 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Oliver Maria Schmitt | |
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