| # taz.de -- Krise in Mali: Westafrika sorgt sich um Westafrika | |
| > Die Staatschefs der Region Westafrika erhöhen den Druck für eine Lösung | |
| > der Krise in Mali – vor allem aus Angst um ihre eigenen anstehenden | |
| > Wahlen. | |
| Bild: Protest gegen Staatspräsident Ibrahim Boubacar Keita in Malis Hauptstadt… | |
| Cotonou taz | Zum dritten Mal innerhalb von knapp zwei Wochen haben die | |
| Regierungen Westafrikas versucht, in der politischen Krise in Mali zu | |
| vermitteln. Für eine Überraschung haben die 15 Staatschefs in der | |
| Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) aber keineswegs gesorgt. | |
| Per Videokonferenz verständigten sie sich am Montagnachmittag darauf, die | |
| Vorschläge der ersten Ecowas-Vermittlungsmission von Nigerias Ex-Präsident | |
| Goodluck Jonathan vor knapp zwei Wochen erneut zu unterstützen, obwohl | |
| Malis Protestbewegung davon nichts wissen will. | |
| Besonders von einem Punkt weichen Westafrikas Staatschefs nicht ab: Ihr | |
| Amtskollege, Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta, bleibt im Amt. Dabei | |
| ist Keïtas Rücktritt das erklärte Ziel der Protestbewegung M5-RFP, die seit | |
| Anfang Juni regelmäßig Tausende Menschen für [1][Demonstrationen in Malis | |
| Hauptstadt Bamako] mobilisieren konnte. | |
| Allerdings raten die Präsidenten zum sofortigen Rücktritt von 31 gewählten | |
| Parlamentsabgeordneten. Ihre Siege bei der [2][Parlamentswahl] im März und | |
| April gelten als umstritten: Die Opposition kritisiert, dass das | |
| Verfassungsgericht die ursprünglichen Wahlergebnisse aufgehoben und | |
| zugunsten von Bewerber*innen der Regierungspartei RPM (Sammlung für | |
| Mali) entschieden hatte. | |
| Neben der Unzufriedenheit wegen der schlechten Sicherheitslage im Land gilt | |
| das als wichtigster Auslöser der Proteste. Schon im Juni hatte eine | |
| Ecowas-Mission für die betroffenen Wahlkreise Neuwahlen empfohlen. | |
| ## Es droht ein Superwahljahr | |
| Genau das kann Signalwirkung in ganz Westafrika haben, da der Region ein | |
| Superwahljahr bevorsteht. Zwischen Oktober und Dezember werden in Malis | |
| Nachbarländern Guinea, der Elfenbeinküste, Burkina Faso und Niger neue | |
| Präsident*innen gewählt, außerdem in [3][Ghana] und Anfang 2021 in | |
| [4][Benin]. | |
| Die Mehrheit dieser Wahlen gilt als höchst explosiv. In [5][Guinea] gibt es | |
| seit 2019 Proteste gegen eine dritte Amtszeit von Präsident Alpha Condé. In | |
| der [6][Elfenbeinküste] stehen die Zeichen auf Sturm, seit der Tod von | |
| Premierminister Amadou Gon Coulibaly, Spitzenkandidat der regierenden RHDP | |
| (Sammlung der Houphouëtisten) werden eine dritte Kandidatur von Amtsinhaber | |
| Alassane Ouattara wahrscheinlicher macht. | |
| In [7][Niger] steht Präsident Mahamadou Issoufou wegen ähnlichen | |
| Korruptionsvorwürfen im Militär in der Kritik wie sein Amtskollege in Mali. | |
| In [8][Burkina Faso], wo fast eine Million Menschen vor der Gewalt von | |
| Terrorgruppen, Milizen und Armee auf der Flucht sind, kann sich derzeit | |
| ohnehin niemand faire und transparente Wahlen vorstellen. | |
| ## Opposition kompromisslos | |
| Umso größer ist der Druck, nun wenigstens eine Lösung für Mali zu finden. | |
| Dass Malis Opposition den Plan der Ecowas annimmt, fordert daher auch der | |
| UN-Sicherheitsrat. Ohne Verzögerung sollten alle Interessengruppen den | |
| Dialog suchen, um Spannungen zu beenden und Rechtsstaatlichkeit zu wahren, | |
| hieß es in einer Erklärung des Rates am Montagabend. | |
| Dazu müsste das Oppositionsbündnis M5-RFP auch eine Regierung der | |
| nationalen Einheit akzeptieren, die die Situation entschärfen soll. Das hat | |
| sie bisher stets abgelehnt, weil damit – so ihre Argumentation – weiterhin | |
| eine korrupte Elite an der Macht bleibe. Mali hat seit April kein Kabinett | |
| mehr. | |
| Kurz nach dem Ende des virtuellen Ecowas-Gipfels präsentierte Präsident | |
| Keïta nun eine Miniregierung mit sechs Ministern, die Gespräche mit der | |
| Opposition einfädeln soll. Die aber will kommende Woche erneut auf die | |
| Straße gehen. Die Ecowas wiederum bringt ins Gespräch, Sanktionen gegen | |
| Kräfte zu verhängen, die ihren Lösungsvorschlag ablehnen. | |
| 28 Jul 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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