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# taz.de -- Proteste in der Elfenbeinküste: Mehrere Tote bei Demonstrationen
> Mindestens vier Menschen sind bei Protesten gegen eine erneute Amtszeit
> des Präsidenten gestorben. In mehreren Städten kam es zu Ausschreitungen.
Bild: Nicht einverstanden mit Präsident Quattaras dritter Amtszeit: Demonstran…
Cotonou taz | In der Elfenbeinküste ist nun eingetreten, [1][was
Beobachter*innen schon vor Wochen befürchtet haben]. Bis zu den
Präsidentschaftswahlen am 31. Oktober sind es zwar noch elf Wochen. Doch
schon jetzt kommt es zu blutigen Ausschreitungen zwischen Anhänger*innen
des Lagers des früheren Präsidenten Laurent Gbagbo, Unterstützer*innen der
Regierung sowie den Sicherheitskräften. Am Mittwoch und Donnerstag sind bei
Protesten mindestens vier Menschen getötet und knapp 90 verletzt worden.
Es ist gerade einmal eine Woche her, dass Amtsinhaber Alassane Ouattara
(78) offiziell bekannt gegeben hat, [2][nach zehn Jahren an der Macht
erneut Präsidentschaftskandidat der RHDP (Sammlung der Houphouetisten für
Demokratie und das Volk) zu werden]. Es wäre das dritte Mal, obwohl die
Verfassung nur zwei Amtszeiten erlaubt.
Die Proteste fanden gleich in drei Städten des 27,4 Millionen
Einwohner*innen zählenden Landes statt, das der weltweit größte
Kakaoanbauer ist. Zentrum der Demonstrationen in Abidjan ist das dicht
bevölkerte Viertel Yopougon gewesen. Jugendliche verbrannten dort
Autoreifen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die Demonstrationen waren
zuvor verboten worden.
Bereits am Dienstag war es in Daoukro, gut 230 Kilometer nördlich der
Wirtschaftsmetropole Abidjan, zu ersten Ausschreitungen gekommen, die sich
am Mittwoch verschärften. Es ist die Geburtsstadt des ehemaligen
Präsidenten Henri Konan Bédié (86), der als Kandidat für die ivorische
Demokratiepartei (PDCI) antritt. Ein drittes Mandat für Ouattara hatte er
immer wieder als „illegal“ bezeichnet.
## In Daoukro gilt Ausgangssperre
Bei den Protesten, bei denen Medienberichten zufolge junge Anhänger*innen
der verschiedenen politischen Lager unter anderem mit Steinen aufeinander
losgegangen waren, kamen drei Menschen ums Leben. Bédié sprach später von
„Unterdrückung und brutalen Angriffen auf junge ivorische Demokrat*innen,
die friedlich gegen die Kandidatur von Alassane Ouattara demonstriert“
haben. Auch erlaube die Verfassung friedliche Demonstrationen. In Daoukro
gilt mittlerweile zwischen 19 und 6 Uhr eine Ausgangssperre. Inzwischen ist
es in der Stadt wieder ruhiger geworden.
Zu Ausschreitungen ist es außerdem in Bonoua gut 60 Kilometer südöstlich
von Abidjan gekommen. Dort starb ein 18-Jähriger. Unter anderem sollen
Demonstrant*innen in die Polizeistationen eingedrungen sein. Die Lage gilt
weiter als angespannt.
Bonoua ist die Geburtsstadt der einstigen First Lady Simone Gbagbo, die
dort bis heute zahlreiche Unterstützer*innen hat. Das zeigen immer wieder
Fotos und Videoaufnahmen, wenn die 71-Jährige dort öffentlich auftritt, wie
zuletzt am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Sie kritisierte, dass ihr
Mann Laurent Gbagbo von der Kandidatenliste gestrichen wurde. Auch forderte
sie für ihn ein Amnestiegesetz.
In der Elfenbeinküste war nach der Wahl 2010 ein Bürgerkrieg ausgebrochen,
weil der damalige Präsident Gbagbo seine Wahlniederlage nicht akzeptieren
wollte. Bei Kämpfen zwischen Anhängern Outtaras und Gbagbos wurden damals
nach Schätzung von Menschenrechtlern mindestens 3.000 Menschen getötet.
## Der eigentliche Spitzenkandidat war verstorben
Erst mit französischer Unterstützung konnte Ouattara im April 2011 als
Staatschef vereidigt werden. Gbagbo und einer seiner Minister, Charles Blé
Goudé, mussten sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag
für die Gewalt verantworten, wurden jedoch 2019 aus Mangel an Beweisen
freigesprochen.
Simone Gbagbo rief die regierende RHDP dazu auf, sich mehr Zeit bei der
Suche nach einem Nachfolger zu nehmen. Ouattara wurde kurzfristig erneut
nominiert, da Amadou Gon Coulibaly, der eigentlich Spitzenkandidat war,
Anfang Juli verstarb. (mit epd)
14 Aug 2020
## LINKS
[1] /Wahljahr-in-der-Elfenbeinkueste/!5648906
[2] /Praesidentenwahl-in-der-Elfenbeinkueste/!5701686
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Elfenbeinküste
Alassane Dramane Ouattara
Ausschreitungen
Elfenbeinküste
Mali
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