# taz.de -- Hartes Urteil in der Elfenbeinküste: Vor den Wahlen kaltgestellt | |
> Guillaume Soro, ehemaliger Rebellenführer, will Alassane Ouattara als | |
> Präsident beerben. Doch ein Urteil zieht ihn aus dem Verkehr. | |
Bild: Will hoch hinaus, darf jetzt nicht: Guillaume Soro, hier in Paris im Janu… | |
Berlin taz | Die mit Spannung erwartete Präsidentschaftswahl in der | |
Elfenbeinküste dieses Jahr ist gerade noch spannender geworden. Ein Gericht | |
in der ivorischen Metropole Abidjan verurteilte am Dienstag den ehemaligen | |
Rebellenführer Guillaume Soro, der als aussichtsreicher Anwärter auf die | |
Nachfolge des Amtsinhabers Alassane Ouattara gilt, wegen Veruntreuung | |
öffentlicher Gelder zu 20 Jahren Haft, Geldstrafen und fünf Jahren | |
Aberkennung seiner bürgerlichen Rechte. | |
Da Soro im französischen Exil weilt, steht eine Vollstreckung der Strafen | |
nicht an – wohl aber vereitelt das Urteil seine Präsidentschaftskandidatur. | |
Dieses Jahr wird in der Elfenbeinküste ein neuer Präsident gewählt. | |
[1][Guillaume Soro], einst ein radikaler Studentenführer, war der | |
politische Chef der Rebellen gewesen, die die Nordhälfte der Elfenbeinküste | |
zwischen 2002 und 2011 kontrollierten und gegen den damaligen Präsidenten | |
Laurent Gbagbo kämpften. Im Rahmen eines Friedensprozesses war er 2007 | |
Premierminister geworden. Aber als Gbagbo 2011 trotz Wahlniederlage | |
Präsident bleiben wollte, vereitelten Soros Rebellen das [2][mit Hilfe | |
Frankreichs]. | |
Der wahre Wahlsieger [3][Alassane Ouattara] kam ins Amt und regiert bis | |
heute, [4][Laurent Gbagbo] wurde verhaftet und kam vor den Internationalen | |
Strafgerichtshof in Den Haag. Soro wurde zunächst Parlamentspräsident, ging | |
später aber ins französische Exil. | |
## Eine Villa in Abidjan | |
Dieses Jahr endet Ouattaras zweite und letzte legale Amtszeit. Der | |
47jährige Soro möchte als prominentester Vertreter einer neuen Generation | |
den 78jährigen Ouattara beerben und hat dafür eine eigene Partei aufgebaut. | |
Ouattaras Parteigänger wollen an der Macht bleiben und tun alles, um Soro | |
aufzuhalten. Auch Gbagbo, mittlerweile in Den Haag freigesprochen aber noch | |
nicht endgültig, möchte gern wieder mitmischen. | |
Vergangenes Jahr wurde in der Heimat gegen Guillaume Soro Haftbefehl | |
erlassen – er soll 2007, als er Premierminister wurde, mit Staatsgeldern | |
eine Villa im Abidjaner Stadtviertel Marcory gekauft haben. Soro bestreitet | |
den Kauf nicht, aber sagt, die Staatsgelder seien ihm damals von Gbagbo im | |
Rahmen des Friedensprozesses ausdrücklich zur Verfügung gestellt worden, | |
damit er nach Abidjan ziehen konnte. | |
Jetzt wurde er trotzdem wegen dieses Villenkaufs verurteilt. Für seine | |
Anwälte ist das ein politisches Verfahren. Soro nannte Ouattara umgehend | |
einen „Diktator“ und rief aus Frankreich seine Anhänger in der Heimat auf, | |
weiter friedlich für die Wahlen zu mobilisieren, bei denen ihm der Sieg | |
sicher sei. | |
Auch Soros Anwälte schäumen. Erst am 22. April hatte der | |
Menschenrechtsgerichtshof der Afrikanischen Union (AU) in einer | |
einstweiligen [5][Verfügung] die Aufhebung des ivorischen Haftbefehls gegen | |
Soro angeordnet – mit der Begründung, so nahe vor den Wahlen sei der | |
unverhältnismäßig. Das Urteil jetzt hebt den alten Haftbefehl tatsächlich | |
auf, ersetzt ihn jetzt aber umgehend mit einem neuen. Das dürfte den | |
AU-Richtern nicht gefallen. | |
29 Apr 2020 | |
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[5] http://www.african-court.org/fr/images/Ordonnance-Mesures-Provisoires-Req.0… | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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