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# taz.de -- Menschen mit Migrationshintergrund: Der Zuwachs sinkt
> Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund wächst in Deutschland
> langsamer. Unklar ist noch, wie sich die Coronakrise auswirkt.
Bild: Auf der Mönckebergstraße in der Hamburger Innenstadt
Berlin taz | Die Zahl der Menschen mit [1][Migrationshintergrund] in
Deutschland ist 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent auf 21,2
Millionen gestiegen. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamts
hervor. In den Jahren zuvor hatte der Zuwachs bei 2,5 Prozent (2018) und
4,4 Prozent (2017) gelegen. Die aktuellen Daten sind noch vor der
Coronakrise und den damit verbundenen Einreisebeschränkungen erhoben
worden.
Menschen mit Migrationshintergrund machten demnach im zurückliegenden Jahr
rund 26 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung aus. 2013 sind es noch rund
20 Prozent gewesen, 2005 etwa 18 Prozent. Als Mensch mit
Migrationshintergrund gilt laut Definition des Statistischen Bundesamtes,
wer entweder ohne deutsche Staatsbürgerschaft geboren wurde oder bei der
oder dem das auf mindestens ein Elternteil zutrifft. Nicht alle verfügen
also selbst über Migrationserfahrung.
In rund zwei Drittel der 2019 erhobenen Fälle stammten diese Menschen aus
dem europäischen Ausland, die anderen hatten Wurzeln in Nicht-EU-Ländern,
darunter vor allem in Staaten des Nahen und Mittleren Ostens. 52 Prozent
der Menschen mit Migrationshintergrund besaßen demnach die deutsche
Staatsbürgerschaft, die anderen 48 Prozent hielten sich ohne eine solche im
Land auf, etwa weil sie als EU-BürgerInnen zum Arbeiten oder Studieren nach
Deutschland gekommen waren.
„Deutschland braucht trotz Corona auf absehbare Sicht weiterhin
Zuwanderung, weil die demografische Schrumpfung der Bevölkerung anhält“,
sagt dazu Petra Bendel, die Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher
Stiftungen für Integration und Migration. Sie verweist darauf, dass
Menschen mit Migrationshintergrund in wichtigen Branchen einen großen
Anteil ausmachen. So etwa in der Altenpflege, wo 2019 laut den Zahlen des
Statistischen Bundesamts 30 Prozent der Beschäftigten Wurzeln im Ausland
hatten. Ebenso in der Lebensmittelherstellung, wo ihr Anteil 38Prozent
ausmachte. Im Bereich der Gebäudereinigung hatte etwas mehr als die Hälfte
aller Beschäftigten einen Migrationshintergrund.
Die Migrationspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Filiz Polat,
betont, wie wichtig diese Menschen für die Gesellschaft seien. Der taz sagt
Polat: „Anstatt Verschärfungen im Aufenthalts- oder im
Staatsangehörigkeitsrecht voranzutreiben, muss die Bundesregierung endlich
auf Repräsentation, Partizipation und Teilhabe setzen.“
Ihre Kollegin aus der Linksfraktion, Gökay Akbulut, setzt einen anderen
Schwerpunkt. Denn aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts geht auch
hervor, dass der Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund in
Sicherheitsbehörden und Justiz bei [2][gerade einmal 7 Prozent] liegt –
also weit entfernt von den 26 Prozent ihres Anteils an der
Gesamtbevölkerung. Linkenpolitikerin Akbulut: „Das ist mit Abstand der
geringste Wert in allen Beschäftigungsbereichen und muss sich dringend
ändern.“ Wichtig sei das insbesondere, um in der Polizei für mehr
Sensibilität beim Thema Rassismus zu sorgen.
28 Jul 2020
## LINKS
[1] /Forscherin-ueber-Migrationshintergrund/!5694878
[2] /Diversitaet-bei-der-Polizei/!5698627
## AUTOREN
Frederik Eikmanns
## TAGS
Migrationshintergrund
Statistisches Bundesamt
Immigration
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Rassismus
Diversität
Polizei Berlin
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