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# taz.de -- Soziale Benachteiligung durch Corona: Die Krisen der Ungleichheit
> Wie das Coronavirus trifft auch der Klimawandel nicht alle in der
> Gesellschaft gleich stark. Ohnehin benachteiligte Gruppen sind
> überproportional betroffen.
Bild: KassiererInnen haben Kontakt zu vielen Menschen und deshalb ein höheres …
Zu Beginn der Verbreitung des [1][Covid-19-Virus] behaupteten manche, das
Virus unterscheide in seiner Auswahl nicht, es treffe alle Menschen gleich.
Corona diskriminiere nicht nach Geschlecht, Hautfarbe oder Konfession.
Doch der Ton hat sich geändert. Der Historiker Colin Gordon spricht vom
„[2][Ungleichheitsvirus]“. Er sagt, dass das Virus zwar alle treffe, aber
eben alle nicht gleich schwer. Es scheint, als wirkten Pandemie wie
Klimakrise wie ein Röntgenstrahl auf die Gesellschaft, durch den
existierende soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten offengelegt
werden.
Fachkräfte im Verkauf von Lebensmitteln verdienten im Dezember 2018
bundesweit durchschnittlich 1.882 Euro brutto. Damit zählen viele von ihnen
zu den Geringverdienenden. Sie sind wie andere Berufe mit regelmäßigem
Kontakt zu vielen Menschen [3][einem höheren Infektionsrisiko] ausgesetzt.
Hier beginnt die Ungleichheit, da ein erhöhtes Infektionsrisiko
wirtschaftlich benachteiligte Menschen trifft.
Die mehrfache Benachteiligung durch die Pandemie macht an keiner Grenze
halt. In vielen Staaten der USA liegt die Sterberate von
Afroamerikaner*innen im Zusammenhang mit Covid-19 alarmierend über dem
prozentualen Bevölkerungsanteil. In Großbritannien ist es ähnlich: Laut
einer [4][Studie] gehören 35 Prozent der schwer Erkrankten ethnischen
Minderheiten an, ihr Anteil an der Bevölkerung liegt bei 14 Prozent.
## Benachteiligte können nicht so gut fliehen
In der Klimakrise zeigen sich die gleichen Muster. Auch hier sind
benachteiligte Gruppen überproportional von den Folgen der Krise betroffen.
Der globale Süden, der historisch wie aktuell für weniger
Schadstoffemissionen verantwortlich ist, trägt die schwersten Folgen. Auch
innerhalb eines Landes sind Menschen unterschiedlich stark von der
Klimakrise betroffen. Das gilt auch für ihre Fluchtmöglichkeiten.
Häufig sind es ohnehin benachteiligte Menschen, die nicht die Ressourcen
haben, ihre von den Folgen des Klimawandels betroffene Region zu verlassen.
Zum Beispiel im Ganges-Brahmaputra-Meghna-Delta: Hier müssen die Menschen
einen steigenden Meeresspiegel und Küstenerosion bewältigen. Während ärmere
Anwohner*innen seltener und über kürzere Distanz migrieren, verlassen
Wohlhabendere die Region häufiger und ziehen weiter weg.
Pandemie und Klimakrise treffen bereits von Diskriminierung betroffene
Gruppen besonders hart. An beiden Phänomenen lässt sich beobachten, dass
soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit reproduziert oder zusätzlich
verstärkt wird. Handlungsansätze für die Klimakrise sollten deshalb nicht
nur nach ihrem ökologischen, sondern auch nach ihrem sozialen Wert bemessen
werden. Es ist unsere Aufgabe, die Machtverhältnisse so zu verändern, dass
Klimagerechtigkeit reale politische Priorität erhält.
26 Jun 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/
[2] https://jacobinmag.com/2020/03/coronavirus-inequality-covid-19-work-educati…
[3] https://wzb.eu/de/forschung/corona-und-die-folgen/wie-und-warum-die-gesundh…
[4] https://www.icnarc.org/About/Latest-News/2020/05/08/Report-On-9623-Patients…
## AUTOREN
Enno Schöningh
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