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# taz.de -- Sanierung der Warenhauskette: Kahlschlag bei Kaufhof
> Galeria Karstadt Kaufhof macht dicht: 62 Filialen sollen schließen. Das
> ist nicht nur für Tausende Beschäftigte eine schlechte Nachricht.
Bild: Demo in Köln gegen den Stellenabbau beim Kaufhauskonzern
Essen dpa | Es ist eine Hiobsbotschaft nicht nur für Tausende Mitarbeiter
von Galeria Karstadt Kaufhof, sondern auch für viele deutsche Innenstädte:
[1][Der letzte große deutsche Warenhauskonzern] wird 62 seiner 172 Filialen
schließen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen erfuhr.
Welche Filialen betroffen sind, blieb aber zunächst offen.
Die Zahl der Filialschließungen fällt damit zumindest etwas geringer aus
als zunächst befürchtet. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung sogar
signalisiert, dass im Zuge der [2][Sanierung] des ums Überleben kämpfenden
Unternehmens bis zu 80 Filialen geschlossen werden könnten. Doch konnte
durch Zugeständnisse von Vermietern und Beschäftigten offenbar noch
Schlimmeres verhütet werden.
Doch das ist wohl nur ein kleiner Trost. Nach Informationen des Kölner
Stadt-Anzeigers dürften rund 6.000 der 28.000 Mitarbeiter ihren Job
verlieren. Auch in vielen der von den Schließungen betroffenen Kommunen
dürfte Alarmstimmung herrschen. Norbert Portz vom Deutschen Städte- und
Gemeindebund warnte schon bei Bekanntwerden der ersten Schließungspläne im
Mai vor der Gefahr einer Vzehnerödung vieler Innenstädte.
„Galeria Kaufhof Karstadt ist nicht irgendwer. Die Warenhäuser sind für
viele Innenstädte systemrelevant“, sagte er. Gerade für viele
strukturschwächere Innenstädte sei ein Verlust der Warenhäuser nach seiner
Einschätzung kaum auszugleichen.
## Attraktivität ganzer Innenstädte bedroht
Die Gewerkschaft Verdi warnte damals, eine Schließungswelle bei Galeria
Karstadt Kaufhof werde Auswirkungen weit über das Unternehmen hinaus haben.
Mittelfristig seien dadurch auch Zehntausende von Arbeitsplätzen bei
anderen Einzelhändlern und die Attraktivität ganzer Innenstädte bedroht.
Allerdings ist der Sanierungsdruck bei Galeria Karstadt Kaufhof gewaltig.
Der Handelsriese war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen
in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem
Schutzschirmverfahren suchen müssen.
„Wir gehen von einer Milliarde Umsatzverlust in diesem Jahr aus und rechnen
auch nicht damit, dass die Kunden im kommenden Jahr wieder so einkaufen
werden wie vor Corona. Das heißt, bis Ende 2022 könnten die Umsatzeinbußen
sogar auf insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro steigen“, beschrieb der
Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz im Mai die Probleme des Konzerns.
## Rettungsbemühungen unter Zeitdruck
Dabei standen die Rettungsbemühungen unter großem Zeitdruck. Bis Ende des
Monats muss die Konzernführung einen Sanierungsplan vorlegen. In den
vergangenen Wochen rangen die Gewerkschaft Verdi, der Betriebsrat und die
Geschäftsführung dennoch erbittert darum, welche Opfer die Beschäftigten
noch bringen müssen und auf welche Einschnitte der Konzern verzichten kann.
Am Mittwochabend meldete Verdi dann erste Fortschritte: Der geplante
Personalabbau von 10 Prozent in den bestehenden Filialen sowie die
Ausgliederung des Waren Service Teams (WST) seien „unter dem Vorbehalt
einer Gesamtlösung vom Tisch“, hieß es. Doch das Ringen um einen
Sozialtarifvertrag, einen Interessensausleich für die von Kündigung
betroffenen Mitarbeiter und ein Zukunftskonzept für den Konzern ging
weiter. Offenbar mit Erfolg. Eine entsprechende Vereinbarung mit
Betriebsrat und Gewerkschaften sollte noch am Donnerstagabend
unterschrieben werden.
Details allerdings sollten erst am Freitag bekanntgegeben werden. Und
spätestens dann werden sich wohl Tausende Mitarbeiter und viele Kommunen
auf ein Leben ohne Galeria Karstadt Kaufhof einstellen müssen.
19 Jun 2020
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