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# taz.de -- Insolvenz von Wirecard: Die Regierung trifft keine Schuld
> Im Wirecard-Skandal verhalten sich Linke und Grüne, als gelte es, ein
> Tribunal abzuhalten. Sie zeigen auf die Regierung statt auf
> Wirtschaftsprüfer.
Bild: Ernst & Young hätte checken müssen, ob es die 1,9 Milliarden Euro auf d…
Am [1][Wirecard-Skandal] erstaunt am meisten, dass der Betrug nicht viel
früher aufgeflogen ist. Denn eigentlich war er leicht zu entdecken. Die
Wirecard-Manager haben einfach fiktive Vermögen erfunden, um Verluste zu
kaschieren und echtes Geld auf ihre Privatkonten umzuleiten. Am Ende
beliefen sich die Luftbuchungen auf 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf
ausländischen Konten lagern sollten.
Die [2][Wirtschaftsprüfer von EY], die zehn Jahre lang die
Wirecard-Bilanzen kontrolliert haben, hätten also nur checken müssen, ob es
dieses Geld auf diesen Konten wirklich gibt – indem sie, beispielsweise,
Überweisungen auf EY-Konten veranlassen. Zur Probe. Wenn kein Geld fließt,
wäre klar gewesen, dass Wirecard gar kein Vermögen hat. Doch EY hat lieber
alle Hühneraugen zugedrückt, um den lukrativen Prüfauftrag bei Wirecard
nicht zu verlieren. Es ist nicht harmlos, wenn die Wirtschaftsprüfer
versagen.
Denn auf die testierten Bilanzen verlassen sich alle – von den Anlegern und
Banken bis zur Finanzaufsicht Bafin. Doch das Versagen der
Wirtschaftsprüfer spielt kaum eine Rolle. Für die Opposition im Bundestag
ist es interessanter, die Schuld bei der Regierung zu suchen. Es wird der
Eindruck erzeugt, als wären [3][Finanzminister Olaf Scholz] oder Kanzlerin
Angela Merkel die eigentlichen Wirtschaftsprüfer der Nation – als müssten
sie sich darum kümmern, was sich in den Bilanzen von DAX-Unternehmen
abspielt.
Es ist absurd. Linke und Grüne führen sich auf, als ginge es darum, ein
Tribunal abzuhalten. Für den 29. Juli ist eine Sondersitzung des
Finanzausschusses geplant, und wahrscheinlich droht auch noch ein
Untersuchungsausschuss. Gegen einen Untersuchungsausschuss ist nichts zu
sagen – wenn er die richtigen Fragen stellt. Aber Linke und Grüne benehmen
sich, als wären sie Neoliberale.
Nach der Finanzkrise 2008 ist es den Neoliberalen gelungen, die Rettung der
privaten Banken in eine „Staatsschuldenkrise“ umzudeuten. In ähnlicher
Weise tun nun auch Linke und Grüne so, als wäre der Betrug bei Wirecard in
Wahrheit die Schuld der Bundesregierung.
21 Jul 2020
## LINKS
[1] /Skandal-um-Dax-Konzern-Wirecard/!5697275
[2] /Lehren-aus-Wirecard-Skandal/!5694145
[3] /Finanzministerium-zu-Wirecard/!5701219
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Kriminalität
Wirecard
Bafin
Olaf Scholz
Bundesministerium der Finanzen (BMF)
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