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# taz.de -- Tauziehen um Syrien und Srebrenica: Kein bisschen menschlicher
> Beschämend: zum Srebrenica-Jahrestag lässt die Welt die Menschen in
> Syrien im Stich. Hilfe darf nicht vom guten Willen von Regierungen
> abhängig sein.
Bild: Humanitäre Hilfe darf nie vom guten Willen von Staatenlenkern abhängig …
Srebrenica darf sich niemals wiederholen“, mahnte Bundesaußenminister Heiko
Maas am Samstag [1][zum 25. Jahrestag des Massakers von Srebrenica] und
sprach von einem Verbrechen „quasi unter den Augen der Weltöffentlichkeit“.
Am gleichen Tag stoppte [2][das Veto Russlands und Chinas im
UN-Sicherheitsrat,] in dem Deutschland den Vorsitz hat, die Genehmigung für
UN-Hilfen an die belagerte Zivilbevölkerung in Idlib im Nordwesten Syriens.
„Wir bedauern zutiefst“, sagte Maas zu dieser Preisgabe von Millionen
Syrern durch die UN.
„Niemals wiederholen“? Der Syrienkrieg ist eine Wiederholung des Horrors
des Jugoslawienkrieges in vielfacher Dimension. Wenn der [3][Völkermord von
Srebrenica ein Weckruf für die Welt] war, wurde er entweder nicht gehört,
oder die Welt ist wieder eingeschlafen. Die ausgiebig diskutierte
„Schutzverantwortung“ der Weltgemeinschaft für Menschen, die den eigenen
Regierenden schutzlos ausgesetzt sind, blieb eine Totgeburt. „Quasi unter
den Augen der Weltöffentlichkeit“, um es mit Maas zu sagen, hat das
Assad-Regime die Hälfte der syrischen Bevölkerung umgebracht oder verjagt.
Keine Regierung der Welt war mutig genug, sich dem entgegenzustellen. Und
jetzt wird das wenige, was es an humanitärer Hilfe gibt, weiter
eingeschränkt.
Immerhin hat das Einknicken des deutschen UN-Ratsvorsitzes am Ende dafür
gesorgt, dass ein türkisch-syrischer Grenzübergang für UN-Hilfe offen
bleibt. Dabei ist es eine Lüge, dass ansonsten keine Hilfe mehr möglich
wäre. Natürlich wäre sie möglich – nur eben nicht unter der Ägide der
Vereinten Nationen. Auf beiden Seiten der Grenze steht die türkische Armee.
Ob und wofür die Grenze offen ist, wird in Ankara entschieden. Das
konkreteste Ergebnis des Herumeierns im UN-Sicherheitsrat ist, Russland und
die Türkei in Syrien weiter zu stärken.
Humanitäre Hilfe darf nicht vom guten Willen von Regierungen abhängig sein.
Sie hat sich allein an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten. Vor gut
fünfzig Jahren war die Weigerung Einzelner, das Aushungern des
Sezessionsstaates Biafra in Nigeria zu akzeptieren, die Geburtsstunde der
modernen humanitären Hilfe, die sich über Verbote hinwegsetzte, um Menschen
am Leben zu erhalten. Von Ärzte ohne Grenzen bis Cap Anamur standen danach
Mutige in aller Welt für das Primat der Menschlichkeit ein.
Es gibt solche Mutigen auch heute in Syrien – sofern sie noch am Leben
sind, nach Jahren gezielter Zerstörung der humanitären Infrastruktur. Aber
[4][auf den Rest der Welt können sie nicht zählen]. Das ist die beschämende
Lehre dieses beschämenden Srebrenica-Jahrestages.
12 Jul 2020
## LINKS
[1] /Historikerin-zu-Massaker-von-Srebrenica/!5694517
[2] /UN-Hilfe-fuer-Syrien/!5694616
[3] /25-Jahre-nach-dem-Genozid-von-Srebrenica/!5694371
[4] /Veto-im-UN-Sicherheitsrat/!5694239
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Srebrenica
Schwerpunkt Syrien
Idlib
Gerichtsprozess
Syrien-Intervention
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Syrien-Resolution
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