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# taz.de -- Zweierlei Maß bei Shishabars: Rauchende Ressentiments
> Wer den Betrieb von Shishabars erschwert, braucht gute Gründe. Hamburgs
> Behörden sind aber verdächtig wortkarg. Geht es gar nicht um die
> Gesundheit?
Bild: Rauch aus dem Wasser: Pfeife in einer Shishabar
Klar: Man kann es wohlwollend betrachten. Dann tut Hamburg der Gesundheit
seiner Bewohner*innen etwas Gutes, wenn es den Betrieb von Shishabars
derzeit noch nicht wieder erlaubt, oder genauer: Öffnen können sie, aber
die Pfeifen nicht betreiben. Zumal es ja gerade jüngere Menschen sind, die
solche Lokale aufsuchen – und bekanntlich nicht wissen, was gut für sie
ist.
So betrachtet, müsste man sich dann umso mehr wundern übers Laisser-faire
im nördlichen Nachbar-Flächenland: Schleswig-Holstein. Waren das nicht die,
die bei Pandemiebeginn ihre Brücken hochzogen, ihre Grenzen dichtmachten?
Und ausgerechnet da ist man nun entspannter als in der ach so liberalen
Metropole? (Übrigens auch entspannter als das Land Niedersachsen, wo laut
der jüngsten [1][„Verordnung über infektionsschützende Maßnahmen“] von
Anfang dieser Woche „Einrichtungen, in denen Shisha-Pfeifen zum Konsum
angeboten werden“, fürs Publikum geschlossen bleiben.)
Man mag in den vielerorts so populär gewordenen Shishabars die pure
Dekadenz erkennen oder schnöde Geldwäschesalons, Bühnen für toxische
Geschlechterrollen oder Symbole eines voranschreitenden politischen Islams;
man mag sich aufrichtig ums Wohl der Jugend sorgen. Aber: Menschen das
Betreiben ihrer Geschäfte zu verunmöglichen, sofern die legal sind: Dafür
muss hierzulande ein triftiger Grund bestehen; das hat wiederum gute
Gründe.
Wenn dann Hamburgs Gesundheitsbehörde auf Nachfrage nicht recht zu sagen
weiß, was genau so besonders gefährlich ist am Geschäft mit den
Wasserpfeifen: Dann machen die Verantwortlichen sich an sehr zentraler
Stelle angreifbar.
Und sie nähren die heute so schnell ins Kraut schießenden Vermutungen: Dass
es bei der besonderen Strenge gar nicht um den Kampf gegen das Virus geht,
sondern um etwas ganz anderes: Darum, es denen schwer zu machen, deren
Geschäfte uns fremd sind, ja: die – vermeintlich – hier gar nicht
hingehören.
9 Jul 2020
## LINKS
[1] https://www.niedersachsen.de/download/156684
## AUTOREN
Alexander Diehl
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Gesundheit
Rauchen
Migration
Hamburg
Gesundheitsbehörde Hamburg
Schwerpunkt Coronavirus
Jugendkultur
Clans
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