| # taz.de -- Neuer Verkehrsvertrag mit der BVG: Viel Geld, aber auch viel Zeit | |
| > Der Senat steckt 19 Milliarden in Bus und Bahn. Neue Strecken aber kommen | |
| > bei der Tram frühestens in 8, bei der U-Bahn, wenn überhaupt, in 15 | |
| > Jahren. | |
| Bild: Bei den Bussen und bahnen der BVG soll alles besser und neuer werden | |
| Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) hat vor überzogenen Erwartungen an | |
| das Tempo des Tramausbaus in der Stadt gewarnt. Planung und Bau einer | |
| Strecke binnen drei bis fünf Jahren sei ein Mythos. „Damit möchte ich mal | |
| aufräumen, das dauert mindestens acht Jahre“, sagte sie – und auch das | |
| gelte nur, wenn niemand dagegen vor Gericht klage. Bei einer noch völlig | |
| offenen U-Bahn-Verlängerung wäre der Zeitraum noch länger: „Wir gehen von | |
| 2030 bis 2035 aus, eher 2035.“ Günther äußerte sich am Dienstag bei der | |
| Vorstellung des neuen Verkehrsvertrags mit der BVG, bei dem es um 19 | |
| Milliarden Euro über die nächsten fünfzehn Jahre geht. | |
| Der Vertrag zwischen dem rot-rot-grünen Senat und dem landeseigenen | |
| Verkehrsunternehmen beinhaltet neue Fahrzeuge, mehr Linien und einen | |
| dichteren Takt, also häufiger fahrende Busse und Bahnen. „Was wir hier | |
| haben, ist nichts anderes als ein Aufbruch in eine neue Ära des | |
| öffentlichen Personennahverkehrs in Berlin“, sagte Günther. Die BVG werde | |
| in den nächsten Jahren ihre Fahrzeuge austauschen oder weniger | |
| klimabelastend umbauen. Während das Land im vergangenen Jahrzehnt jährlich | |
| im Schnitt 300 Millionen in Bus und Bahn investiert habe, seien es künftig | |
| zweineinhalbmal so viel. | |
| Die gleichfalls grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, zugleich | |
| Aufsichtsratschefin der BVG, sah das ähnlich – es sei ein wichtiger Tag für | |
| den ÖPNV und vor allem seine Kunden, erklärte sie am Dienstag. Sie kündigte | |
| zudem an, dass das Land der BVG bis 2024 sämtliche coronabedingten | |
| Einnahmeausfälle ersetzen werde. | |
| Von einem U-Bahn-Ausbau steht konkret nichts in dem umfassenden Vertrag, | |
| der drei blaue Aktenordner füllt. Die CDU-Fraktion kommentierte dazu: „Das | |
| rot-rot-grüne Berlin plant den Nahverkehr der Zukunft ohne den | |
| U-Bahn-Ausbau.“ Das sei angesichts der Fahrgastentwicklung und des | |
| Anspruchs eines besseren Nahverkehrs und Klimaschutzes völlig | |
| unverständlich. | |
| ## Grüne Senatorin: Bin nicht gegen U-Bahn-Ausbau | |
| Die Verkehrssenatorin hingegen widersprach der Ansicht, sie lehne einen | |
| U-Bahn-Ausbau ab, den neben der oppositionellen CDU vor allem ihr | |
| Koalitionspartner SPD vehement fordert: „Das kann ich definitiv sagen, dass | |
| das nicht der Fall ist.“ Als Beleg dafür verwies sie auf vier | |
| Machbarkeitsstudien zu diesem Thema, die bis zum Jahresende vorliegen | |
| sollen. Zu den diskutierten Strecken gehören der Weiterbau der U7 in | |
| Richtung BER und der Anschluss des dicht bewohnten Märkischen Viertels an | |
| das U-Bahn-Netz. | |
| Wirtschaftssenatorin Pop sagte dazu: „Es ist ein großer Schritt, dass wir | |
| nicht mehr über das Ob, sondern das Wie sprechen.“ Das Land kann aus ihrer | |
| Sicht solch ein Projekt aber nicht allein bezahlen und ist dafür auf Geld | |
| aus dem Bundeshaushalt angewiesen. Deshalb sei nötig, sich zu fokussieren | |
| und nicht immer weitere Strecken ins Gespräch zu bringen. „Eine Diskussion, | |
| dass jeder in seinem Wahlkreis demnächst am liebsten eine neue U-Bahn hat, | |
| ist einer solchen Fokussierung nicht förderlich“, sagte Pop. | |
| 7 Jul 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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