| # taz.de -- Anteilnahme und Spendenbereitschaft: Wenn ein Promi stirbt … | |
| > Dann werden in den sozialen Medien dutzende Erinnerungen gepostet. Bei | |
| > vielen wirken Prominententode wegen den parasozialen Beziehungen lange | |
| > nach. | |
| Bild: Carrie Fisher als Prinzessin Leia in Star Wars | |
| Erinnern Sie sich noch, [1][als US-Schauspielerin Carrie Fisher starb]? In | |
| den Tagen nach dem 27. Dezember 2016 fluteten Beileidsbekundungen die | |
| sozialen Medien. Die „Star Wars“-Darstellerin war bekannt dafür, offen üb… | |
| ihre psychischen Erkrankungen zu sprechen. So entstand ein Hashtag, | |
| #InHonorOfCarrie, den Menschen nutzten, um über ihre eigenen Erfahrungen | |
| mit dem Thema zu posten. Ein paar Tage später war alles wieder vorbei. | |
| Stirbt ein Promi, scheint ein ewig gleicher Ablauf einzusetzen: In den | |
| sozialen Medien wird gepostet, Anteilnahme, Erinnerungen, Aufrufe. Dann | |
| verschwindet das Thema wieder. Tatsächlich wirken Prominententode | |
| langfristiger. Warum? Weil die parasoziale Beziehung, das Gefühl, mit | |
| Promis vertraut zu sein, obwohl man sie gar nicht persönlich kennt, dazu | |
| führt, dass Themen mehr Aufmerksamkeit erfahren. Sogar Geld fließt | |
| bisweilen. | |
| Eine neue Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Computers in Human | |
| Behaviors, hat untersucht, wie sich Fishers Tod auf das Thema psychische | |
| Gesundheit auswirkte. Die Forscherinnen werteten über 2.000 | |
| englischsprachige Tweets mit dem Hashtag #InHonorOfCarrie aus. Sie kamen | |
| zu dem Ergebnis, dass die Äußerungen überwiegend konstruktiv waren: | |
| Menschen „outeten“ ihre eigenen psychischen Erkrankungen und schrieben – | |
| ähnlich wie Fisher – positiv darüber: Sie sprachen über die Notwendigkeit | |
| von Therapien, die Ablehnung von Scham, das Erreichen persönlicher Erfolge, | |
| allesamt Dinge, die psychische Erkrankungen besser behandelbar machen. | |
| Wer spendet tatsächlich? | |
| Aber: Posten ist gratis. Die Welt besser zu machen kostet jedoch oft Geld. | |
| Als die britische Prinzessin Diana 1997 starb, spendeten viele Menschen für | |
| die gemeinnützigen Organisationen, bei denen sie sich engagiert hatte. Ist | |
| das im Internetzeitalter genauso? | |
| Eine im Jahr 2019 im Journal of Health Communications veröffentlichte | |
| Studie sah sich an, was beeinflusst, ob man nach einem Promitod tatsächlich | |
| Geld locker macht. Dazu führten die Forschenden eine Umfrage unter rund 460 | |
| Menschen durch. Sie wollten wissen, wie sie auf den Tod der | |
| US-Fernsehschauspielerin Mary Tyler Moore reagierten, die 2017 starb und | |
| sich stets für das Thema Diabetes, an dem sie selbst erkrankt war, | |
| starkgemacht hatte. Inkludiert in die Studie waren deshalb nur Menschen, | |
| die von Moores Tod Bescheid wussten. | |
| Die Ergebnisse zeigten: Je nostalgischer man sich fühlte, etwa, weil man | |
| mit den Filmen gute Erinnerungen verband, desto häufiger teilte man Inhalte | |
| zu Moores Tod. Das wiederum korrelierte mit der Aussage, für Diabeteshilfe | |
| gespendet zu haben. Den stärksten Einfluss darauf, ob die Befragten Geld | |
| gaben, hatte aber etwas anderes: ob man selbst betroffen war. | |
| Sind es die Promis und deren Engagement, das uns zum Handeln verleitet? | |
| Oder identifizieren wir uns eher mit jenen, deren Anliegen wir ohnehin | |
| unterstützen? Die Frage bleibt offen. Klar ist jedoch: Ein Promitod bewegt | |
| etwas. | |
| 27 Jun 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Goldenberg | |
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