# taz.de -- Experiment über Online-Kaufverhalten: Der Hedonist am Smartphone | |
> Shoppen wir mit unserem Mobiltelefon, kaufen wir eher Dinge, die Spaß | |
> machen. Am Computer überwiegt hingegen die Vernunft, zeigt eine Studie. | |
Bild: Braucht man nicht oft, bringen aber Spaß: Tauchbrillen sind nur ein Smar… | |
Denken Sie an die internetfähigen Geräte, die Sie besitzen, etwa | |
Smartphone, Tablet und PC. Wofür verwenden Sie welches? | |
Bei mir verraten die Namen der Geräte einiges über die Rollen in meinem | |
Leben: Mein Tablet heißt Winnie the Pooh; sein Wesen ist ähnlich gemütlich | |
wie das des Bärs: wir sehen gemeinsam fern und lesen die Zeitung. Mein | |
Smartphone heißt Piglet und es ist ebenso klein, aber deutlich weniger | |
schüchtern als Poohs rosafarbener Freund. Piglet ist auch mein bester | |
Freund, ich vertraue ihm alles an, was mich bewegt, und wir haben jede | |
Menge Spaß. | |
Mein PC, auf dem ich diese Zeilen tippe, hat keinen Namen, was wohl unsere | |
Beziehung gut beschreibt: Wir arbeiten miteinander, und zwar | |
ausschließlich. Wäre er eine Person, würde ich ihn siezen. | |
Dass Menschen mit ihren Geräten unterschiedliche Assoziationen verbinden, | |
beschäftigt die Forschung schon lange. Vor allem, weil wir [1][auf den | |
Geräten bisweilen Geld ausgeben] – für unterschiedliche Dinge. Das zeigt | |
eine Reihe von Experimenten, die kürzlich in der wissenschaftlichen | |
Zeitschrift Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking beschrieben | |
wurden. | |
Den Teilnehmenden wurde ein Link zu einer Seife gezeigt. Ein Teil der | |
Probanden musste ihn am Smartphone, die anderen am Computer abrufen. Die | |
Produktbeschreibung variierte, war entweder „hedonistisch“ – die Seife | |
mache ein tolle Seifenblase – oder arbeitsorientiert – sie sei ideal zum | |
Abwaschen von Geschirr. Anschließend wurden die Produkte bewertet. Es | |
zeigte sich: Am Smartphone bekam die „hedonistische“, am Computer die | |
praktische Seife mehr Punkte. | |
## Das hedonistische Smarthpone | |
Für [2][Werbefirmen heißt das]: Wer am Smartphone surft, kauft eher Dinge, | |
die Spaß machen. Am PC wählt man vernünftige Produkte. Ende der Geschichte? | |
Nicht ganz. Dass wir diesem Mechanismus nicht hilflos ausgeliefert sind, | |
zeigt ein weiteres Experiment. Darin mussten die Teilnehmenden zunächst | |
einen gefälschten Zeitungsartikel lesen, in dem das jeweilige Gerät, also | |
Smartphone oder Computer, entweder als Arbeits- oder Freizeitgerät | |
beschrieben wurde. | |
Dann bekamen sie je zwei Shampoos und Hotels zur Auswahl, jeweils mit einer | |
praxisorientierten („reinigt gut“, „zentral gelegen“) und einer | |
hedonistischen Beschreibung („macht das Haar seidenglatt“, „toller | |
Ausblick“). Welches würden Sie kaufen? | |
War das Smartphone ein Freizeitgerät, traf man – wie erwartet – eher | |
hedonistische Entscheidungen. Beim PC machte das Framing keinen | |
Unterschied. Da war es also egal, ob man ihn als Freizeit- oder | |
Arbeitsgerät sah. [3][Wurde das Smartphone allerdings als Arbeitsgerät | |
betrachtet], entschied man wie am Computer. | |
Wer sein Smartphone also als Arbeitsgerät sieht, trifft darauf die | |
praktischeren Entscheidungen. Ob man das will, ist eine andere Frage. Ich | |
muss das gleich mal mit Piglet besprechen. | |
11 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Anna Goldenberg | |
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