# taz.de -- Leben im Digitalen: Zurück zu den Moorhühnern | |
> Ob Schlaf- oder Fitness-Apps, ob koscheres Smartphone, Echokammern oder | |
> Filterblasen: Themen für diese Kolumne gab es immer genug. | |
Bild: Eine Frau mit Flinte, nicht die Autorin, im Gebüsch | |
Erinnern Sie sich noch an die Moorhühner? In [1][meiner ersten Kolumne] | |
habe ich von einer Studie berichtet, die zeigte, dass „Cyberloafing“, also | |
das Vertrödeln von Arbeitszeit, etwa beim Computerspiel „Moorhuhn“, weit | |
verbreitet ist. Es kann helfen, in einem unangenehmen Job Stress abzubauen. | |
Es blieb nicht das einzige Verhalten in der digitalen Welt, das ich samt | |
zugehöriger Studienlage beschrieb. Die Sache mit dem [2][Smartphone und dem | |
Schlaf] etwa: Schlaf-Apps sind ungenau, helfen aber, sich mit | |
Schlafstörungen auseinanderzusetzen. [3][Oder Onlinebeschwerden]: Die | |
meisten Menschen, die sich online erzürnen, sind laut einer Studie | |
„rachsüchtige Loyalisten“, die von einer geliebten Marke enttäuscht | |
wurden. Und [4][in einem Shitstorm] sind wir eher bereit, jemanden zu | |
verurteilen, wenn wir glauben, dass die Mehrheit es tut. | |
Darüber hinaus sparte ich nicht mit Tipps aus wissenschaftlichen Arbeiten: | |
Um der unangenehmen Situation zu entgehen, nach einem Beziehungsende vor | |
einem [5][gigantischen „digitalen Nachlass“] zu stehen, empfahl ich, die | |
Fotos mit dem oder der Liebsten schon mit klingenden Dateinamen abseits von | |
IMG123.jpg zu versehen, sodass sie dann schnell und ohne Ansehen gelöscht | |
werden können. | |
Ich lieferte Tipps zur digitalen Sicherheit – [6][lange Passwörter können] | |
wir uns nicht merken, weil wir an unserer Merkfähigkeit zweifeln –und | |
[7][fürs Homeoffice]: Weil Studien zeigen, dass die Arbeit von zu Hause die | |
Beziehung zu Kollegen verschlechtert, weil das Tratschen fehlt, empfahl | |
ich, liebevolle Gerüchte zu verbreiten. Wer den Inhalt von Videos besser im | |
Kopf behalten will, sollte vor dem Ansehen Fragen zum Inhalt – durchaus | |
auch falsch – beantworten. | |
## Geduld im Digitalen | |
Ich offenbarte tiefe Einblicke in mein eigenes Leben. Sie lasen [8][von den | |
unbekannten Seelen] in meinem Posteingang und [9][einem Liebesbrief an] | |
mein Smartphone. Sie blieben geduldig, als ich meinen E-Mail-Hass | |
ausdrückte und beklagte, dass sich kaum jemand [10][an die Etiketteregeln] | |
der E-Mail-Onlinecharta hielt und Dateianhänge vermied oder das Kürzel NNTR | |
(„no need to reply“). | |
Sie ertrugen, als ich Ihnen von [11][meiner Fitness-App] erzählte, die, wie | |
ich einer Studie entnahm und am eigenen Leib erfuhr, nicht von allein | |
sportlich macht. Zunächst muss man sich selbst eine Identität als fitte | |
Person zulegen. | |
[12][Von Tinder], dem Ego-Booster voller Widersprüche, bis [13][zum | |
koscheren Smartphone], auf dem neben dem Internetzugang auch die | |
SMS-Funktion deaktiviert ist; vom Effekt des Trauerns auf Social Media | |
[14][nach Promi-Toden] bis zu den Risikofaktoren der [15][Smartphone-Sucht | |
bei Kindern] und Jugendlichen; vom Unterschied zwischen [16][Echokammern | |
und Filterblasen] bis zu einer Erklärung, warum sich | |
[17][Technologiepaniken ständig] wiederholen, beschrieb ich, wie sich die | |
Wissenschaft dem Internet nähert. | |
Es war super. Trotzdem muss ich nun zurück zu den Moorhühnern. | |
19 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Anna Goldenberg | |
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