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# taz.de -- Unterschätzte Cyberkriminalität: Phishing, das sind die anderen
> Auf betrügerische E-Mails hereinzufallen halten wir für unwahrscheinlich,
> sagt eine Studie. Bei unseren Mitmenschen sehen wir das größere Risiko.
Bild: Auf Spam-Mails hereinzufallen, hat viel mit Überforderung zu tun
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich fürchte mich meist vor den
falschen Sachen. Vor kleinen Hunden, aber nicht vor Zecken. Vor Viren, aber
nicht vor Menschen, die sie verbreiten. Vor Stille, aber nicht vor
Taubheit. Auch meine Online-Ängste sind höchst irrational: Ein peinlich
platziertes „Gefällt mir“ bereitet mir mehr Unruhe als ein Formular, das
meine E-Mail-Adresse verlangt und mir dafür die Erfüllung aller meiner
Träume verspricht.
Womit wir beim leidigen Thema der Cybersicherheit wären, [1][mit dem ich
mich an dieser Stelle schon auseinandergesetzt habe.] Vor einigen Wochen
schrieb ich, dass die Gefahr, auf Spam hineinzufallen, viel mit
Überforderung zu tun hat: Menschen, die eine Aufgabe am Computer lösen
mussten und von Pop-ups gestört wurden, übersahen sichtlich gefälschte
Anzeigen. Außerdem wählen wir oft unsichere Passwörter, weil wir glauben,
uns kompliziertere nicht merken zu können. Das Thema bleibt aktuell, sind
wir doch dank Corona auf das Internet mehr angewiesen denn je. Die Gefahr
ist enorm, werden doch auch sensible Unternehmensdaten online kommuniziert.
Eine aktuelle Studie von Forschenden der New York University, die kürzlich
in der Fachzeitschrift Comprehensive Results in Social Psychology erschien,
widmet sich einmal mehr der Frage, wie Menschen auf das Risiko von
Onlinekriminalität reagieren. Konkret geht es um Phishing-Mails, also
E-Mails mit betrügerischen Inhalten, die beispielsweise auffordern, die
eigenen Bankdaten einzugeben.
In vier unterschiedlichen Experimenten mussten sich die
Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer E-Mails ansehen. Ein Teil davon war
sichtlich gefälscht, ein Teil nicht. Daneben wurde angezeigt, wie viele
Menschen bei ähnlichen Experimenten den Anweisungen auf den Mails gefolgt
waren. Dann mussten die Teilnehmenden zwei Fragen beantworten: Würden sie
selbst auf die E-Mail klicken? Glaubten sie, dass die anderen auf die
E-Mail klicken würden?
## Wir vertrauen Erfahrung statt Zahlen
Es zeigte sich, dass man das eigene Risiko, auf eine Phishing-Mail
reinzufallen, als deutlich geringer betrachtete als jenes der anderen. Um
einzuschätzen, wie sich die anderen verhalten würden, orientierten sich die
Befragten an den vorhandenen Zahlen – beim eigenen Risiko allerdings nicht.
Da denken wir nämlich nicht strategisch, sondern vertrauen eher den eigenen
Erfahrungen als objektiven Zahlen.
Sich selbst als besser als der Durchschnitt einzuschätzen ist an sich eine
gesunde Lebenseinstellung. Wenn es um die Einschätzung solcher Gefahren
geht, braucht es allerdings mehr Einsicht in die eigenen Schwächen. Was
hilft, so die Autorinnen und Autoren, sei eine andere Kommunikation des
Risikos – und liefern den IT-Abteilungen gleich einen guten Tipp nach: Man
muss es auf sich selbst beziehen können, am besten, indem man es mit
eigenen, ähnlichen Erfahrungen verbindet. Etwa, indem man das Klicken auf
eine Phishing-Mail mit einem peinlich platzierten „Gefällt mir“ vergleicht.
Bei mir würde das wirken.
28 May 2020
## LINKS
[1] /Passwoerter-und-Digitale-Sicherheit/!5662739
## AUTOREN
Anna Goldenberg
## TAGS
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Cyberkriminalität
Cybersicherheit
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