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# taz.de -- ++ Nach dem Mord an George Floyd ++: Würgegriff verboten
> In den USA werden Polizeireformen beschlossen. Ein Reddit-Verwaltungsrat
> fordert eine Schwarze Nachfolgerin. Justin Trudeau kniet im Protest gegen
> Rassismus nieder.
Bild: Black Lives Matter
## Polizeireformen in den USA
Nach Demonstrationen gegen Rassismus und die Tötung von George Floyd, hat
die Stadt Minneapolis umfassende Polizeireformen angekündigt. Künftig
dürften Beamt*innen keine Würgegriffe mehr anwenden und Verdächtige nicht
am Nacken festhalten, erklärte Bürgermeister Jacob Frey. Zudem müssten alle
Polizeibeamt*innen, die Zeugen einer „ungenehmigten Gewaltanwendung“ ihrer
Kolleg*innen würden, dies unter Strafandrohung melden. Die mit dem
Bundesstaat Minnesota juristisch bindend vereinbarten Reformen seien ein
guter Schritt, um die Kultur der Polizei zu ändern und „systematischen
Rassismus zu entwurzeln“, [1][schrieb Frey auf Twitter].
Auch im bevölkerungsreichen Westküstenstaat Kalifornien soll ein
Würgegriff, bei dem die Blutzufuhr zum Gehirn unterbunden wird, künftig
verboten werden. Gouverneur Gavin Newsom erklärte am Freitag, die Methode
werde aus dem Trainingsprogramm für Polizeibeamt*innen verbannt, zudem
solle auch eine gesetzliche Regelung folgen. Auch der Gouverneur des
Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, stellte am Freitag einen
Gesetzesentwurf vor, der unter anderem den Würgegriff bei Polizeieinsätzen
verbieten soll. Zudem sollen Akten zu früherem Fehlverhalten von
Polizist*innen transparent einsichtlich gemacht werden. (dpa)
## Reddit-Gründer tritt ab und fordert Schwarze Nachfolgerin
Der Mitgründer der Online-Plattform Reddit, Alexis Ohanian, hat seinen
Rückzug aus dem Verwaltungsrat der Firma angekündigt und eine Neubesetzung
des Postens mit einer Schwarzen Person gefordert. Das [2][schrieb Ohanian
am Freitag auf Twitter]. Firmenchef Steve Huffman kündigte umgehend an,
dass er Reddit den Wunsch erfüllen werde.
„Es ist längst überfällig, das Richtige zu tun“, sagte Ohanian, der mit
Tennis-Star Serena Williams verheiratet ist, am Freitag [3][in einem Video
auf Instagram]. Er sei der Ansicht, dass Rücktritte von Menschen in
Machtpositionen in der aktuellen Situation ein „Zeichen von Führung“ sein
könnten, sagte Ohanian. „An jeden, der für unsere zerbrochene Nation
kämpft: Hört nicht auf damit!“
Ohanian, der Reddit vor 15 Jahren mitbegründete, kündigte zudem an, er
werde eine Million Dollar (900.000 Euro) an das
Anti-Diskriminierungs-Programm „Know Your Rights“ des Basketball-Stars
Colin Kaepernick spenden. Kaepernick hatte 2016 aus Protest gegen die
Gewalt gegen Schwarze die US-Hymne auf einem Knie statt stehend angehört.
Er wurde seit der Saison nicht mehr von einem Team der Profi-Liga NFL
engagiert. NFL-Boss Roger Goodell räumte in der Nacht zum Samstag ein, es
sei ein Fehler gewesen, nicht schon früher auf die Kritik Schwarzer Spieler
gehört zu haben. (dpa)
## US-Justiz will Demonstrant*innen nicht anklagen
In New York hat Manhattans Staatsanwalt Cy Vance angekündigt,
Demonstrant*innen nicht wegen Verstößen gegen die nächtliche Ausgangssperre
zu belangen. „Die strafrechtliche Verfolgung von Demonstrierenden, denen
diese geringfügigen Delikte vorgeworfen werden, untergräbt die wichtigen
Verbindungen zwischen den Strafverfolgungsbehörden und den Gemeinschaften,
denen wir dienen“, hieß es in einer Mitteilung.
In der Millionenmetropole hatten zuletzt immer wieder Tausende Menschen
weitestgehend friedlich demonstriert. Dabei sind nach Angaben der Polizei
bereits mehr als 2000 Menschen vorübergehend festgenommen worden. New York,
Atlanta, Los Angeles, Washington, Minneapolis und andere Städte hatten nach
Ausschreitungen am Rande der Proteste zeitweise Ausgangssperren verhängt.
In Washington war die Polizei angewiesen worden, friedliche
Demonstrant*innen trotz Ausgangssperre nicht festzunehmen. (dpa)
## Trudeau kniet vor tausenden Demonstranten nieder
Mit einem Kniefall vor tausenden Demonstrant*innen hat Kanadas
Premierminister Justin Trudeau nach dem Tod des Afroamerikaners George
Floyd in den USA ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt gesetzt.
Trudeau und der kanadische Familienminister Ahmed Hussen nahmen am Freitag
an einer Demonstration am Parlament in Ottawa teil. Dabei kniete Trudeau,
der ein weißes Hemd und eine schwarze Maske trug, minutenlang schweigend
nieder.
Auch in Kanada hätten „viel zu viele“ Menschen Angst vor Polizisten, sagte
Trudeau vor der Demonstration am Freitag. Vielen Kanadier*innen sei nun
plötzlich klar geworden, dass Diskriminierung für viele „gelebte Realität�…
sei und endlich aufhören müsse.
Am Dienstag hatte Trudeau auf die Frage eines Journalisten zum Umgang von
US-Präsident Donald Trump mit den Unruhen in den USA [4][20 Sekunden lang
geschwiegen] und dann eine ausweichende Antwort gegeben. „Wir beobachten
alle mit Entsetzen und Fassungslosigkeit, was in den USA geschieht“, sagte
Trudeau. (afp)
## Michael Jordan spendet 100 Millionen Dollar
[5][Basketball-Legende Michael Jordan] spendet 100 Millionen Dollar (rund
88 Millionen Euro) für den Kampf gegen Rassismus in den USA. Jordan und
seine Marke Jordan Brands wollen das Geld über zehn Jahre an verschiedene
Organisationen spenden, die sich gegen Rassismus und für soziale
Gerechtigkeit und bessere Bildungschancen einsetzen, wie der Ex-Sportstar
am Freitag mitteilte. So wolle er den „tief verwurzelten Rassismus“ in den
USA bekämpfen.
Obwohl sich in den USA schon viele Dinge verändert hätten, „ist das
Schlimmste gleich geblieben“, erklärte der 57-jährige Jordan, dessen
Vermögen auf 2,1 Milliarden Dollar geschätzt wird. „Schwarze Leben zählen.
Das ist keine kontroverse Aussage. Bis der tief verwurzelten Rassismus, der
zum Scheitern der Institutionen unseres Landes führt, vollständig
ausgemerzt ist, werden wir uns weiter dafür einsetzen, das Leben Schwarzer
Menschen zu schützen und zu verbessern.“ (afp)
## Obama sieht „ehrliche“ Debatte
Der Tod Floyds hat nach Ansicht des früheren US-Präsidenten Barack Obama
eine „ehrliche“ Debatte über Rassismus in den USA ausgelöst. Die von Floy…
Tod ausgelöste Bewegung sei „inspirierend“, sagte der 58-jährige
Ex-Präsident in einem Videochat. „Es hat in der vergangenen Woche in diesem
Land so viel ehrliche Gespräche zum Thema Rassismus gegeben wie nie zuvor
in der Zeit, an die ich mich erinnern kann“, sagte Obama. Nicht nur von
Seiten einer Minderheit, sondern von „einem großen Teil des Landes“. Obama,
der bislang erste Schwarze US-Präsident, hatte sich zuletzt nur sehr selten
zu aktuellen politischen Themen geäußert. Seit Floyds Tod hat er aber
bereits mehrfach über Rassismus gesprochen. (dpa)
## NFL entschuldigt sich für Reaktion auf Antirassismus-Geste
Die National Football League (NFL) reagierte auf die eindringliche
Forderung ihrer Schwarzen Profis: NFL-Boss Roger Goodell gestand in einer
Videobotschaft Fehler ein und positionierte sich so deutlich wie noch nie
gegen Rassismus. „Wir, die National Football League, verurteilen Rassismus
und die systematische Unterdrückung schwarzer Menschen. Wir, die National
Football League, geben zu, dass es falsch war, nicht schon früher auf die
NFL-Spieler gehört zu haben und ermutigen alle, sich zu äußern und
friedlich zu protestieren“, sagte er. Ohne schwarze Spieler gebe es die NFL
nicht.
Schon 2016 hatte der damalige Quarterback der San Francisco 49ers,
[6][Colin Kaepernick], die Polizeigewalt gegen Schwarze zum Anlass für
einen friedlichen Protest genommen und während des Abspielens der
Nationalhymne gekniet. Goodell sagte damals, dass er „nicht unbedingt
einverstanden ist damit, was er macht“. Der heute 32 Jahre alte Kaepernick
hat seit 2017 keinen Vertrag mehr in der NFL bekommen. (dpa)
6 Jun 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/MayorFrey/status/1268986055660908553
[2] https://twitter.com/alexisohanian/status/1268943033137053698
[3] https://www.instagram.com/p/CBD1lm4HPdi/?utm_source=ig_embed
[4] /Kanadas-Premier-Trudeau-zu-Trump/!5686492
[5] /US-Sportler-protestieren-gegen-Rassismus/!5686296
[6] /Footballer-Colin-Kaepernick/!5453384
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