# taz.de -- Footballer Colin Kaepernick: Protest-Ikone findet keinen Job | |
> Colin Kaepernick protestierte knieend gegen Rassismus. Nun will kein | |
> NFL-Team den Quarterback engagieren, obwohl er zu den Besten gehörte. | |
Bild: Colin Kaepernick, hier stehend, vor einem Spiel der San Francisco 49ers i… | |
Keine Frage: Wer diesem Mann wieder einen Job gibt, setzt ein deutliches | |
politisches Signal. Ein Signal gegen Rassismus, Polizeigewalt gegen | |
Schwarze und gegen den US-Präsidenten Donald Trump. Und das ist so ungefähr | |
das Letzte, was die Klubs aus der American Football League, die meist von | |
stockkonservativen Parteigängern Trumps geführt werden, signalisieren | |
möchten. | |
Längst ist der arbeitslose Colin Kaepernick zu einer Ikone des politischen | |
Protests im amerikanischen Sport geworden. Kniend und [1][mit gesenktem | |
Haupt hat der American-Football-Profi im August 2016] – damals noch bei den | |
San Francisco 49ers angestellt – beim obligatorischen Abspielen der | |
amerikanischen Nationalhymne vor Beginn einer Partie seinen Protest gegen | |
Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze zum Ausdruck gebracht. Viele | |
Sportler aus verschiedenen Sportarten folgten seither dem Beispiel | |
Kaepernicks und verbanden diese Geste auch mit dem Protest gegen Donald | |
Trump. | |
All das kann recht gut erklären, weshalb Kaepernick, dessen Vertrag in San | |
Francisco im März aufgelöst wurde, bis heute keinen neuen Klub gefunden | |
hat. Sein Versprechen, dass er künftig seinen berühmt gewordenen | |
Hymnenprotest unterlassen wird, hat nichts daran geändert, dass der | |
29-jährige Quarterback auf seinem Arbeitsmarkt als nur noch schwer | |
vermittelbar gilt. | |
Verständlich also, dass Kaepernick nun versucht, mithilfe seines Anwalts | |
Mark Geragos wieder ins Spiel zu kommen. Nach dessen Ansicht verstoßen die | |
Klubeigentümer insbesondere gegen eine Klausel des Tarifvertrags, die es | |
den Teams verbietet, bezüglich des Beschäftigungsstatus eines Spielers | |
gemeinsam zu handeln. | |
## Absprachen schwer zu beweisen | |
Aber der Vorwurf der kollektiven Absprache wird nur schwer zu beweisen | |
sein. Die Klubs können jederzeit schwer widerlegbare Gründe anführen, | |
weshalb eine Anstellung von Kaepernick für sie nicht infrage kommt: Seine | |
hohen Gehaltsvorstellungen, seine spezifische Interpretation der | |
Quarterbackrolle, die nicht ins taktische Konzept des Klubs passt, sein | |
Alter, das nicht zum Plan eines Neuaufbaus passt. | |
Diese spezifischen Ein- oder Vorwände verlieren jedoch an Bedeutung, wenn | |
man sich Grundsätzliches vor Augen führt. Jedes der 32 NFL-Teams hat | |
mindestens zwei Quarterbacks im Kader. Folglich müssten 64 besser sein als | |
Kaepernick, der bis vor Kurzem noch Stammspieler und immerhin schon | |
Beinahe-Super-Bowl-Sieger war. Im Total Quarterback Rating der letzten | |
Regular Saison wird Kaepernick auf Rang 23 geführt. Dass er trotz alledem | |
selbst zum Probetraining nur von den Seattle Seahawks eingeladen wurde, | |
spricht Bände. | |
[2][Als kürzlich Trump die NFL-Klubbesitzer aufforderte], jeden | |
protestierenden Profi zu feuern („Nehmt den Hurensohn vom Feld“), | |
distanzierte sich NFL-Chef Roger Goodell noch davon und nannte die Äußerung | |
„spalterisch“. Mit Kaepernick will aber dennoch niemand mehr etwas zu tun | |
haben. | |
17 Oct 2017 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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