| # taz.de -- Finnland kritisiert EU-Kommission: Die „Sparsamen Fünf“? | |
| > Helsinki lehnt das Wiederaufbauprogramm der EU in der jetzigen Gestaltung | |
| > ab. Ebenso wie Dänemark, Schweden, Österreich und die Niederlande. | |
| Bild: Will kürzere Rückzahlungszeiten: Finnlands Finanzministerin Katri Kulmu… | |
| Stockholm taz | Finnland kann das EU-Wiederaufbauprogramm über 750 | |
| Milliarden Euro in seiner jetzigen Form nicht akzeptieren. Diesen Beschluss | |
| gab die von der Sozialdemokratin Sanna Marin geführte [1][finnische | |
| Regierung am Donnerstagabend] bekannt. Bei einer anschließenden | |
| Reichstagsdebatte zeichnete sich ab, dass es für dieses Paket auch keine | |
| Mehrheit im Parlament in Helsinki geben würde. | |
| Finnland schließt sich mit seinen Bedenken formal den beiden anderen | |
| nordischen EU-Staaten Dänemark und Schweden an, die zusammen mit den | |
| Niederlanden und Österreich als [2][„sparsame Vier“] bereits Einspruch | |
| gegen das Paket eingelegt haben. Allerdings gibt man sich in Helsinki | |
| deutlich verbindlicher und offener für Kompromisse. | |
| Grundsätzlich sei man der Meinung, dass ein solches Programm nicht auf der | |
| Basis von nicht zurückzahlbaren Zuschüssen, sondern von Krediten erfolgen | |
| solle, hieß es. Aber Finnland sei auch bereit „andere mögliche Mittel zur | |
| Umsetzung zu prüfen“. | |
| Insgesamt hätte die Regierung gerne eine Lösung, bei der „der relative | |
| Anteil der Unterstützung in Form von Zuschüssen verringert werde“. Marin | |
| möchte ein kleineres Programm haben, das auf eine kürzere Periode als die | |
| von der Kommission vorgeschlagenen vier Jahre begrenzt werden soll. | |
| ## 30 Jahre Rückzahlung zu lang | |
| Verkürzt werden müsse auch die jetzt auf 30 Jahre vorgeschlagene | |
| Rückzahlungspflicht und die „langfristige Einschränkung der | |
| Haushaltssouveränität der Mitgliedstaaten muss auf ein Minimum beschränkt | |
| werden“, hieß es. | |
| In einer Reichstagsdebatte betonte Finanzministerin Katri Kulmuni, Finnland | |
| werde „offen“ in die anstehenden EU-Verhandlungen gehen, aber „wir brauch… | |
| härtere Bedingungen“: „Beihilfen ohne Bedingungen sind nicht gut. Kredite, | |
| die dazu ermuntern, strukturelle Änderungen durchzuführen und die | |
| Wettbewerbsfähigkeit Europas zu verbessern, sind etwas anderes.“ Wenn es | |
| einigen Ländern nicht gelungen sei, „ihre Wirtschaft ausreichend zu | |
| erneuern, kann die Verantwortung dafür nicht auf die Schultern der | |
| Steuerzahler geladen werden“, sagte er. | |
| ## „Finnenpfand“ | |
| In der Vergangenheit hat sich Finnland mehrfach durch eine harte Haltung | |
| ausgezeichnet, wenn es um Hilfen für andere EU-Staaten ging. Als einziges | |
| Land hatte es 2011 als Gegenleistung für die Beteiligung am | |
| Euro-Krisenfonds von Griechenland Sicherheiten für den Fall verlangt, dass | |
| das Land die gewährten Kredite nicht zurückzahlen könnte. | |
| Dieses „Finnenpfand“ hatte die damalige sozialdemokratische | |
| Parteivorsitzende und Finanzministerin Jutta Urpilainen durchgesetzt. Sie | |
| ist seit dem Herbst in der Kommission von Ursula von der Leyen | |
| EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften. Am Dienstag hatte sie in | |
| dieser Funktion in einem Webinar einer finnischen Hilfsorganisation die | |
| Bedeutung von Partnerschaft und Solidarität in der Corona-Krise besonders | |
| hervorgehoben. | |
| 5 Jun 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
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