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# taz.de -- Anti-Covid-19-Impfdosen für die EU: Impfschuss ins Blaue
> Um das Wettrennen der Forscher um Impfstoffe zu finanzieren, muss
> öffentliches Geld eingesetzt werden.
Bild: Bei der Suche nach einem Impfstoff geht es nicht zuletzt um sehr viel Geld
Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande bestellen [1][bis zu
400 Millionen Impfdosen] beim Pharmakonzern AstraZeneca gegen Covid-19.
Jetzt könnte man natürlich herumpöbeln: Sind die doof, vielleicht wirkt er
überhaupt nicht. Der Wirkstoff AZD1222 ist erst an 1.000 Personen erprobt;
und ein derzeit anlaufender Test mit 10.000 Proband*innen könnte eine
schlechte Wirksamkeit erbringen oder schlicht keine Aussage liefern, weil
sich zu wenige der Testenden überhaupt mit dem neuen Coronavirus
infizieren. Oder sind die gar korrupt? BlackRock ist bei AstraZeneca
Aktionär. Politik, Pharma, Finanzindustrie – typisch Panikprofiteure. Kennt
man schon: Bei der Schweinegrippe 2009 hatte Deutschland Millionen
Impfdosen bezahlt und unbenutzt verbrannt.
So etwas, in sozialen Medien gerade viel geäußert, ist Unsinn. Das
pandemische Influenzavirus A(H1N1) von 2009, die Schweinegrippe, forderte
hierzulande 350 Todesopfer; [2][das neue Coronavirus] ist dagegen viel
gefährlicher. Gegen das gezwungenermaßen öffentliches Geld eingesetzt
werden muss, um [3][das Wettrennen von Forschern] und damit Investoren und
Konzernen um Impfstoffe und Behandlungen zu finanzieren. Profiteure sind
hinzunehmen.
Solche Verträge, wie sie jetzt Bundesgesundheitsminster Jens Spahn im Namen
der Impfallianz verkündet hat, sind trotzdem extrem riskant. Sollte das
Mittel aus Oxford nutzlos sein, dann wäre der Schaden immens: Weltweit
hätten sich Regierungen blamiert, wichtige Produktionsanlagen wären
umgerüstet und für andere Impfstoffe möglicherweise vorläufig blockiert.
Ein Problem sind die Vorabverträge auch, weil Impfstoffe ohnehin oft erst
an die reichen Länder gehen. Großbritannien hat sich schon im April ein
Erstkaufrecht gesichert. Doch sicher ist die Ungleichheit nicht: Patente
und Knowhow liegen bei der Universität Oxford und damit in öffentlicher
Hand. Bis Ende des Jahres sollen auch 400 Millionen Impfdosen an ärmere
Länder gehen. Es gilt zu hoffen, dass AZD1222 wirkt und gerecht verteilt
wird. Alles andere ist dummer Zynismus.
Hinweis: In einer früheren Version des Textes war die Rede von 320
Personen, an denen der Wirkstoff AZD1222 erprobt worden sei. Die richtige
Zahl ist 1.000. Wir haben den Fehler korrigiert.
15 Jun 2020
## LINKS
[1] /Corona-Impfstoff-in-der-EU/!5692523
[2] /Langsame-Entwicklung-von-Impfstoffen/!5684925
[3] /Question--Answer-zu-Corona-Impfstoff/!5686835
## AUTOREN
Ingo Arzt
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Gesundheitspolitik
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