# taz.de -- Pläne für die Frankfurter Buchmesse: Zu wichtig | |
> Noch ist vieles unklar, aber dass die Frankfurter Buchmesse stattfinden | |
> soll, ist wichtig – wirtschaftlich und kulturell. | |
Bild: Klar ist, Buchmesse geht in diesem Jahr nur mit viel Abstand am Stand | |
So viele Unwägbarkeiten! Vielleicht wird es Mitte Oktober ja einige milde, | |
fast wie Indian Summer anmutende Tage geben, so dass viele Empfänge und | |
Debatten draußen im Freien stattfinden können. Vielleicht hat sich die | |
Reproduktionszahl der Infektionen auch noch weiter verringert. Und | |
vielleicht hat man sich an virtuelle Diskussionsrunden bis dahin auch noch | |
ein bisschen mehr gewöhnt. Dann kann man sich die diesjährige Frankfurter | |
Buchmesse gut vorstellen. | |
Vielleicht aber setzt gerade die zweite Welle an. Vielleicht weht ein | |
empfindlich kalter Nieselregen durch Frankfurt. Und vielleicht ist man das | |
ganze Virtuelle in ein paar Monaten längst leid geworden. Dann wird das | |
alles ein Desaster … | |
Das sind viele Vielleichts. Sie bewirken, dass niemand jetzt schon sagen | |
kann, ob die Entscheidung, die Frankfurter Buchmesse in veränderter Form, | |
aber terminlich wie geplant ab dem 14. Oktober stattfinden zu lassen, | |
richtig war oder falsch. Das weiß man erst nach dem letzten Messetag und | |
ganz sicher sogar erst zwei Wochen später, weil erst dann klar ist, ob die | |
Messe tatsächlich zu keinem Infektions-Hotspot geworden ist. | |
Doch wie es bei solchen Großveranstaltungen mit weltweiter Ausstrahlung | |
halt ist: Es hängt viel dran. Der Frankfurter Oberbürgermeister drängelte. | |
Viele [1][Verleger:innen] machten deutlich, wie wichtig die Messe ist, um | |
[2][Literatur] gesellschaftlich sichtbar zu machen; Romane kommen sonst | |
halt selten in die Hauptnachrichtensendungen. Die [3][Buchhändler:innen] | |
brauchten eine Perspektive, die Veranstalter:innen Planungssicherheit. | |
Also, eine Entscheidung musste her – und sie wurde, das zumindest lässt | |
sich jetzt schon sagen, keineswegs leichtfertig gefällt. Da waren – das | |
zeigen die Planungen, soweit sie bislang bekannt ist – keineswegs Leute am | |
Werk, die [4][Corona auf die leichte Schulter nehmen]. | |
Die Messe wird teils auf dem Frankfurter Messegelände, teils in der Stadt, | |
zu gewichtigen Teilen auch gestreamt, gezoomt und sonstwie im Internet | |
stattfinden. Das lässt den Veranstalter:innen Spielraum, die jeweiligen | |
Anteile und Akzente noch zeitnah zu verändern. Das Messegelände selbst wird | |
angepasst. Es wird zusätzlichen Platz für Abstände zwischen den einzelnen | |
Messeständen geben, die ganz kleinen Stände, in denen man gar nicht anders | |
kann, als sich direkt gegenüberzustehen, wird es nicht geben. Vieles, was | |
bei einem normalen Einkauf im Supermarkt inzwischen selbstverständlich ist | |
– Securitys, die nur eine vorgegebene Anzahl Menschen durchlassen, | |
Plexiglasscheiben –, wird zum Einsatz kommen. | |
Und für die Verleihungen des Deutschen Buchpreises und des Friedenspreises | |
des Deutschen Buchhandels, die die Messe rahmen, kann man sich noch andere | |
Verfahren als eine repräsentative Festveranstaltung überlegen. Während die | |
Leipziger Buchmesse vom Ausbruch der Pandemie terminlich kalt erwischt und | |
dann abgesagt wurde, ist es bis zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse | |
halt auch noch Zeit. | |
Aber, natürlich, Probleme und ungeklärte Fragen bleiben. Wie werden die | |
Menschen nach Frankfurt kommen? Werden sie überhaupt kommen, zumal die aus | |
Übersee? Ab wie vielen Besucher:innen lohnt es sich für einen | |
mittelständischen Verlag anzureisen? Ab wie vielen Besucher:innen ist | |
wiederum die Ansteckungsgefahr zu groß? Ach, und so hundertprozentig | |
sicher, dass die Messe auch tatsächlich stattfinden wird, ist man sich | |
immer noch nicht. Immerhin, es ist gut zu wissen, dass alles getan wird, um | |
sie möglich zu machen, und sei es in kleinerer Form. Um sie bei so langem | |
Vorlauf sang- und klanglos aufzugeben, dazu ist sie zu wichtig. | |
Wirtschaftlich für die Buchbranche. Aber vor allem auch kulturell. | |
28 May 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
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