# taz.de -- Wissenschaftsjournalismus in Coronakrise: Plötzlich systemrelevant | |
> Corona zeigt, wie wichtig Wissenschaftsjournalismus ist. Über dessen | |
> Zukunft berät nun der Forschungsausschuss des Bundestags. | |
Bild: Bundesbildungsministerin Karliczek (r.) informiert sich über den Stand d… | |
Die Wissenschaft erlebt in den Medien gerade eine Hochphase. Nicht nur | |
Virusforschung und Lungenembolien sind als Themen stark gefragt. Auch zu | |
allen anderen Aspekten coronabedingter Folgewirkungen, vom Homeschooling | |
bis zur Megawirtschaftskrise, sind Experten begehrte Gesprächspartner für | |
die Redaktionen. Einzelne Forscher, wie der Virologe Christian Drosten von | |
der Berliner Charité, [1][erreichen über Podcasts inzwischen in | |
Direktansprache ein Millionenpublikum]. Alles in Butter mit der | |
Wissenschaftskommunikation? | |
Nicht ganz, findet der Forschungsausschuss des Deutschen Bundestages. Für | |
Mittwoch hat er ein Reihe von Sachverständigen – Wissenschaftler und | |
Journalisten – eingeladen, um Verbesserungen im Austausch zwischen der | |
akademischen und der Laienwelt zu eruieren. Über die Medien wie auch im | |
direkten Kontakt. Besondere Brisanz bekommt das parlamentarische | |
Fachgespräch durch den Hintergrund einer anderen Epidemie: der Verbreitung | |
von Falschinformation und Verschwörungstheorien über die Entstehung des | |
Coronavirus. | |
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sprach bereits davon, die | |
Covid-19-Pandemie würde eine „Infodemie“ begleiten, bei der sich Fake News | |
computerviral in sozialen Netzwerken verbreiten und beschleunigen. Die | |
populistischen Auswirkungen in Form von „Hygiene-Demos“ haben die Politik | |
alarmiert. | |
Konkrete Fördermaßnahmen | |
Weil Desinformation und Wissenschaftsskepsis das Geschäft der | |
Demokratiegegner besorgt, soll mit Aufklärung und Bürgerbeteiligung | |
geantwortet werden. Aus der Debatte im Parlamentsausschuss sollen konkrete | |
Fördermaßnahmen folgen. Etwa die Einrichtung einer „Agentur für | |
Wissenschaftskommunikation“, wie sie der Antrag der Regierungsfraktionen | |
vorsieht. | |
Ob davon auch der Wissenschaftsjournalismus profitieren wird, ist ungewiss. | |
Den für Wissenschaft zuständigen Redakteuren und freien Mitarbeitern wird | |
einerseits „Systemrelevanz“ bei der Information der Bevölkerung attestiert. | |
Zugleich werden im Zuge des Medienwandels ihre Stellen und | |
Publikationsplätze immer weiter reduziert. | |
Eine „staatliche Förderung“ des Wissenschaftsjournalismus vorzuschlagen, | |
traut sich weder das Bildungsministerium in einem [2][Grundsatzpapier], | |
noch die Regierungsfraktionen im Bundestag. Die FDP hält in ihrem Antrag | |
eine Förderung von wissenschaftsjournalistischen Initiativen für „zwar | |
überdenkenswert“, hat aber als Oppositionsfraktion keine Chance. Vielleicht | |
können in der dreistündigen Anhörung ja Kompromisse gefunden werden. | |
27 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Pressearbeit-in-Corona-Krise/!5678467 | |
[2] https://www.bmbf.de/de/wissenschaftskommunikation-216.html | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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