# taz.de -- Bahnausbau Berlin-Brandenburg: Auf dem Weg, aber noch unsichtbar | |
> Verkehrsausschuss: Mega-Schienenprojekt „i2030“ für die Region Berlin | |
> schreitet voran, ist aber noch „in der der papiernen Phase“ | |
Bild: Mehr Züge, längere Züge, bessere Anbindung: Das Ziel des Schienen-Mega… | |
Berlin taz | Das war eine harte Botschaft für die Abgeordneten im | |
Verkehrsausschuss am Donnerstag: „Wir sind gerade in einer papiernen | |
Phase“, hören sie vom Berliner Chef der Deutschen Bahn, Alexander | |
Kaczmarek, zum Megathema Bahn-Ausbau in der Region um Berlin. Und daran | |
soll sich auch so bald nichts ändern, auch nicht in der nächsten | |
Wahlperiode. Nach der Wahl 2021 soll es zwar nicht mehr um Planung, sondern | |
um Genehmigungen und Baubeginn gehen, aber die Inbetriebnahme der geplanten | |
neuen Strecken – insgesamt 180 Kilometer mit 30 neuen Bahnhöfen – sieht er | |
erst in der Wahlperiode 2026 bis 2031. | |
Kaczmarek, genau genommen Konzernbevollmächtigter der Bahn für Berlin, war | |
selbst lange genug für die CDU Parlamentarier in ebenjenem | |
Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses, dem er in einer Anhörung vom | |
aktuellen Stand von „i2030“ berichtet, Deutschlands größtem regionalem | |
Ausbauprojekt dieser Art. Und als Ex-Abgeordneter weiß er, dass bei Dingen, | |
die die Wähler nicht sehen, es sich nur schwer vermitteln lässt, dass sich | |
durchaus viel bewegt. Aber es sei eben so: „Infrastrukturplanung ist in | |
Deutschland kein Sprint“ – und en passant noch das deutsche Planungsrecht | |
zu reformieren würde das Projekt überfordern. | |
Nachdem die Bahn und Berlin und Brandenburg nicht immer in der gleichen | |
Richtung unterwegs waren, hatten die beiden Länder, die Bahn 2017 das | |
Ausbauprojekt vereinbart, mit dabei ist auch der Verkehrsverbund | |
Berlin-Brandenburg. Acht Schritte zeigt eine der Folien, die Kaczmarek | |
präsentiert, in einigen ist man schon beim vierten, in anderen erst beim | |
zweiten Schritt. Man sei durchaus weiter als gedacht. | |
Bei einem der Projekte, die in sieben Richtungen den Metropolenraum | |
erschließen, soll es sogar in diesem Jahr doch noch etwas zu sehen geben: | |
In Wilhelmsruh als Startpunkt der Heidekrautbahn soll es im November den | |
ersten Spatenstich für den Bahnhofsumbau geben, 2023 soll die Strecke | |
fertig sein. | |
## Staatssekretär: Prioritäten setzen | |
Für einen im Sitzungssaal an diesem Vormittag würde das dann doch noch in | |
die aktuelle Wahlperiode fallen: Rainer Genilke (CDU), langjähriges | |
Mitglied im Potsdamer Landtag und seit Ende 2019 Staatssekretär im | |
Infrastrukturministerium – in Brandenburg wird erst 2024 wieder gewählt. Er | |
empfiehlt als Gast im Ausschuss, das laufende Großprojekt nicht noch mit | |
weiteren Wünschen voll zu stopfen, sondern Prioritäten zu setzen. | |
Mehrere Abgeordnete, darunter Daniel Buchholz (SPD), drängen auf eine | |
Beschleunigung wenigstens in einzelnen Punkten. Buchholz sieht vor allem | |
ein großes Manko in der Anbindung seines Heimatbezirks Spandau nach Westen | |
– im Jahre 30 nach der Einheit sei es „eigentlich ein kleiner Skandal, dass | |
wir das nicht hinbekommen haben“. | |
Dazu gehört auch eine immer wieder geforderte bessere Anbindung von | |
Falkensee. Brandenburgs neue Sozialministerin Ursula Nonnemacher erzählte | |
dazu der taz schon zu Jahresbeginn, dass der langjährige Berliner | |
Grünen-Abgeordnete und Verkehrspolitiker Michael Cramer bereits 1997 bei | |
einem Besuch in Falkensee vergeblich auf eine S-Bahn-Anbindung drängte – | |
immerhin gründete sich am selben Abend dort ein Grünen-Kreisverband. | |
An diesem Donnerstag kritisieren zudem gleich mehrere Abgeordnete, dass es | |
weiterhin sieben eingleisige Streckenabschnitte gibt – womit die hiesige | |
S-Bahn laut Kaczmarek deutschlandweit führend sei. „Man kann leider nicht | |
so leicht sagen: Wir schmeißen da jetzt ein zweites Gleis hin“, meint der | |
Bahn-Manager. Er hätte das auch gern überall so, „aber das wird wohl noch | |
eine Weile dauern“. | |
11 Jun 2020 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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