| # taz.de -- Grüne Wirtschaftssenatorin im Interview: „Im Auge des Orkans“ | |
| > Es wird Jahre dauern, bis wir wieder die alte Wirtschaftskraft erreichen, | |
| > sagt Ramona Pop. Sie mahnt Bundeshilfen an und legt bei Start-Ups selbst | |
| > was drauf. | |
| Bild: Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) in einer Pressekonferenz nach ei… | |
| taz: Frau Pop, wie fühlt es sich an, in Coranazeiten Spitzenpolitikerin zu | |
| sein? | |
| Ramona Pop: Es ist eine besondere Zeit. Ich spüre eine immense | |
| Verantwortung, für die Berlinerinnen und Berliner, für die Wirtschaft | |
| unserer Stadt. Das beschäftigt mich viel. Dafür fällt vieles von dem aus, | |
| was ich sonst mache: große öffentliche Veranstaltungen, Grußworte, | |
| Preisverleihungen, Unternehmensbesuche. Erst jetzt, nach mehreren Wochen, | |
| sieht man so langsam, dass andere Dinge wieder Raum einzunehmen beginnen. | |
| Also alles am Rand weg, Konzentration auf ein Thema. | |
| Genau so. Es beginnt mit der täglichen Senats-Telefonschalte um halb neun | |
| und zieht sich durch den ganzen Tag. Ich kannte es in meinem politischen | |
| Wirken bislang nicht, über Wochen nur ein einziges Thema hoch konzentriert | |
| zu bearbeiten. | |
| Ist im Kern auch mal schön, sich so fokussieren zu können. | |
| Eine Fokussierung, die mit vielen Sorgen und schweren Schicksalen verbunden | |
| ist. | |
| Im Grunde geht es für Sie als Wirtschaftssenatorin jetzt nach dem Tiefpunkt | |
| der Coronakrise erst richtig los mit der Arbeit: Die Wirtschaft muss wieder | |
| angeschoben werden. | |
| Meine Wirtschaftsverwaltung und ich standen von Anfang an im Auge des | |
| Orkans und haben zügig gehandelt, etwa die Wirtschaftsverbände zum Runden | |
| Tisch Corona eingeladen. So wussten wir auch schnell, was wir tun mussten. | |
| Der Senat hat die Wirtschaftstätigkeit kontrolliert runtergefahren. Die ITB | |
| war die erste internationale Großveranstaltung, die nicht mehr durchgeführt | |
| werden konnte. Damit haben wir uns ein Berliner Ischgl gespart. Wir sind | |
| dann mit unserem ersten Liquiditätsprogramm an den Start gegangen zu einem | |
| Zeitpunkt, als andere Bundesländer noch überlegten, was man tun könnte. | |
| Haben Sie genaue Daten und Informationen, in welcher Branche es wie vielen | |
| wie schlecht geht und wie sich das alles weiter entwickeln wird? | |
| Durch die engen Kontakte zu den Verbänden und Unternehmen haben wir einen | |
| guten Überblick. Was die Prognosen angeht: Die haben sich immer wieder | |
| stark verändert. Teilweise kamen sogar an einem Tag hoch unterschiedliche | |
| Prognosen von Wirtschaftsinstituten. Wir rechnen inzwischen für Berlin mit | |
| erheblichen Einbußen über zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts hinaus. Es | |
| gibt Branchen, die stark betroffen sind und Branchen wie die Industrie und | |
| das Baugewerbe, die nur partiell betroffen sind. | |
| Andererseits gibt es Aussagen, vom nächsten Jahr an werde sich das Ganze | |
| wieder erholen. Berlin sei in einer extrem privilegierten Lage: Das | |
| Brandenburger Tor steht weiter und wird automatisch wieder Touristen | |
| anziehen, das Berghain ein anderes Publikum, die ganze Museumslandschaft | |
| das ihre… | |
| Das Berghain hat zu! | |
| Wir könnten auch ein anderes Beispiel nehmen. | |
| Das ist aber genau der Punkt. Das Berghain ist geschlossen – und wir können | |
| Stand heute nicht sicher sagen, wann es aus epidemiologischer Sicht wieder | |
| aufmachen kann. Die Dynamik von Corona ist ein Problem für die Kreativ- und | |
| Tourismusbranche und damit für unsere Stadt. Die Branchen, die die Stadt | |
| gut durch die Finanzkrise vor gut zehn Jahren gebracht haben – Tourismus, | |
| der Schwerpunkt auf Dienstleistungen – sind von dieser Krise stark | |
| gebeutelt. Das Baugewerbe ist glückicherweise stabil, die Industrie, das | |
| produzierende Gewerbe ebenfalls. Aber genau da, wo unsere großen Stärken | |
| waren, ist Berlin besonders betroffen. | |
| Wie sieht denn Ihr Blick nach vorn aus? | |
| Es wird ein paar Jahre dauern, bis wir wieder die alte Wirtschaftskraft und | |
| die damit verbundenen hohen Steuereinnahmen erreichen werden. Niemand darf | |
| sich etwas vormachen. Wir werden einen Wohlstandsverlust hinnehmen müssen. | |
| Uns alle sucht eine heftige, globale Krise heim. Eine Krise, die übrigens | |
| auch eine Ursache im Eingriff in sensible Ökosysteme hat und eine | |
| Vorwarnung für die Klimakrise ist. | |
| Experten nutzen für ihre Prognosen die Form von Buchstaben. Erst wurde ein | |
| Verlauf in Form eines V erwartet, also schneller Einbruch, schnelle | |
| Erholung. Inzwischen gehen viele eher von einem U aus, also einer längeren | |
| Durststrecke, mache gar von einem L. | |
| Das V ist passé. Es wird wahrscheinlich eine Mischung aus U und L, etwa in | |
| Form des Logos eines US-amerikanischen Sportherstellers. Ich bin jedoch | |
| optimistisch. Berlin war in den letzten Jahren immer an der Spitze der | |
| Bundesländer, was Wirtschaftswachstum – im letzten Jahr waren wir bei 3 | |
| Prozent –, Lohnentwicklung und Arbeitsplätze angeht. Berlin hat | |
| Kreativität, Innovation, Vielfalt und daran werden wir nach der Krise | |
| anknüpfen können. | |
| Kann man sagen: Die Branchen, die mit Menschen zu tun haben, haben größere | |
| Probleme? | |
| Bei einer Pandemie, die sich über den Kontakt untereinander verbreitet: ja. | |
| Berlin ist eine Stadt, die von Begegnung lebt, ob beim Tourismus oder bei | |
| Kongressen und Projekten. Und deswegen ist unsere Wirtschaft verwundbar. | |
| Können Sie mehr tun, als einfach nur Hilfsgelder zu verteilen? Was kann | |
| helfen, Hotels zu füllen, außer sie mit Obdachlosen zu belegen? Wäre es | |
| nicht an der Zeit, welche zu kaufen und daraus dringend nötige | |
| Studentenwohnheime zu machen? | |
| Die Krise macht auch kreativ. Die Hotels haben sich neue Geschäftsmodelle | |
| erdacht, wie z.B. ihre Zimmer als „Home-Office“-Plätze angeboten. Es macht | |
| keinen Sinn, Hotels jetzt umzuwidmen und etwas anderes daraus zu machen. | |
| Denn die Touristen und die Kongressbesucher werden wiederkommen. Und ja: | |
| Auch für Berlin ist die Idee charmant, Gutscheine für Hotels und | |
| Restaurants auszugeben – wie in Wien. | |
| Was ist mit der Gastronomie? | |
| Wir haben nun die Öffnungszeiten bis 23 Uhr ausgedehnt, so dass mehr Umlauf | |
| möglich ist, also mehr Gäste bewirtet werden können, mehr Umsatz an den | |
| weniger gewordenen Tischen möglich ist. Wir werden uns aber daran gewöhnen | |
| müssen, einen Platz im Restaurant für einen bestimmten Zeitraum zu | |
| reservieren und dort nicht bis ultimo sitzen bleiben zu können – was man ja | |
| aus anderen Ländern wie den USA seit langem kennt. | |
| Aber den Umsatz bringen doch gerade die Getränke – und dann muss man gerade | |
| die rausschmeißen, die gleich noch die nächste Flasche Wein geordert | |
| hätten. | |
| Auf uns als Gäste und auch auf die Gastronomen kommt Verantwortung zu. Wir | |
| müssen uns an die Regeln halten. Bei einem Anstieg der Zahlen können die | |
| Freiheiten, die wir uns jetzt Dank konsequenten Handelns am Beginn der | |
| Pandemie leisten können, schnell wieder weg sein. Und wir haben leider | |
| erlebt, dass Ereignisse mit viel Alkohol – Ischgl, Starkbierfeste, Karneval | |
| – die Superspreader für Corona waren. Branchen, die länger unter den Folgen | |
| der Pandemie zu leiden haben, brauchen auch weiter Unterstützung. Mit | |
| unseren Soforthilfeprogrammen, aber auch der Bund muss was tun. Meine | |
| Befürchtung ist, dass die Große Koalition vor allem einen Kompromiss mit | |
| sich selbst macht und die Auswirkungen auf die Länder zu wenig bedenkt. Am | |
| Donnerstag steht die Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer an, und | |
| da sind wir Länder uns einig, dass der Bund uns und die Unternehmen bei | |
| dieser Kraftanstrengung nicht alleine lassen darf. | |
| Lassen Sie uns auf die Branche der Start-Ups zu sprechen kommen. Sind die | |
| bisher besser durch die Krise gekommen? | |
| Ja. Startups sind sehr oft über Risikokapital finanziert. Diese Basis war | |
| bislang ganz stabil. So langsam kommen aber auch sie an Grenzen. | |
| Weil das Geld ausgeht? | |
| Unter anderem. Wir haben unsere Förderung von Startups bereits | |
| verdreifacht. Berlin ist Startup-Hauptstadt und wir wollen, dass das auch | |
| bleibt. Mit unseren Maßnahmen möchten wir verhindern, dass eine Generation | |
| Startups durch die Pandemie wegbricht. Für Startups ist Berlin der | |
| zweitwichtigste Standort in Europa: 2019 flossen rund 3,5 Milliarden Euro | |
| Venture Capital in die Stadt. Der Bund legt nun einen Matching Fonds auf, | |
| um ausfallende Gelder zu kompensieren. | |
| Wie beteiligt sich Berlin? | |
| Junge Startups können bis zu 800.000 Euro Liquiditätshilfe in Form von | |
| Wandelanleihen bekommen. Der Bund trägt hier rund 70 Prozent des Risikos, | |
| Berlin übernimmt zusätzliche 30 Prozent. Wir legen also noch etwas oben | |
| drauf für unsere Startups. | |
| Die Finanzierung von Start-Ups über Venture Capital ist nicht unumstritten; | |
| das Risiko ist hoch, viel Geld wird einfach verbrannt. Warum beteiligt sich | |
| das Land dabei? | |
| Die Beteiligung an Start-Ups ist nichts Neues. Die Investitionsbank IBB hat | |
| dafür eine Beteiligungsgesellschaft, die IBB Bet. Aus dieser Förderung sind | |
| schon einige Größen hervorgegangen, zum Beispiel die Sprachlernplattform | |
| Babble. Aber natürlich wird der Staat nicht in der Dimension wie private | |
| Geldgeber Risikokapital investieren, sondern gezielt die Geschäftsmodelle | |
| anschauen. Uns geht es darum, Innovationen und Digitalisierung zu fördern | |
| und das hat Berlin als Standort für Startups nach vorne gebracht. | |
| Ist das denn irgendwie durchgerechnet, dass letztlich die wenigen | |
| Start-Ups, die sich am Markt durchsetzen, durch ihre Steuerzahlungen jene | |
| Pleiten anderer Start-Ups ausgleichen, die ebenfalls gefördert worden? | |
| Natürlich prüft die IBB Bet ihre Beteiligungen. Es gibt darüber hinaus | |
| zahlreiche andere Förderungen, insbesondere von Gründungen. Wir vergeben | |
| zum Beispiel verstärkt Startup-Stipendien für Gründungen aus den | |
| Hochschulen heraus. Mit unserem Fintech-Hub haben wir durchaus eine | |
| Entwicklung gestärkt und sind sehr stark in im Bereich Fintech… | |
| ... also im digitalen Bankenwesen. | |
| In Berlin entsteht ein neuer digitaler Mittelstand, der Arbeitsplätze | |
| schafft. Das wird unsere Wirtschaft nachhaltig auf Wachstumskurs halten. | |
| Aktuell wird bundesweit darüber diskutiert, ob es bei finanziellen Hilfen | |
| des Bundes für Firmen Gegenleistungen geben soll, etwa bei der Lufthansa. | |
| Sollte das für Start Ups auch gelten? | |
| Das ist nicht vergleichbar. Bei der Lufthansa wird Deutschland faktisch | |
| Miteigentümer. Für mich ist es selbstverständlich, dass ein Eigentümer über | |
| den Aufsichtsrat die strategische Unternehmenspolitik mitbestimmt. Die | |
| Gründungs- und Wirtschaftsförderung muss unbürokratisch und vor allem in | |
| die Breite wirken. | |
| Kommen wir zu einem erwachsenen Start-Up: Was erwarten Sie von der | |
| Ansiedlung des Elektroautoherstellers Tesla in Brandenburg für Berlin? | |
| Die Ansiedlung von Tesla und die Batteriefabrik könnte der Nukleus einer | |
| neuen, modernen Automobilindustrie sein – zudem werden Innovation und | |
| Entwicklung in Berlin stattfinden. Die klassische deutsche | |
| Automobilindustrie hat in Sachen Elektromobilität – freundlich formuliert – | |
| den Anschluss noch nicht wirklich geschafft. Bei der Transformation der | |
| Automobilindustrie geht es um Elektrifizierung, aber auch um die | |
| Digitalisierung. Letzteres war ein Grund, warum Tesla ins Umland von Berlin | |
| gekommen ist. Die Autos, die die Firma herstellt, sind auch fahrende | |
| Computer mit einer gigantischen Rechenleistung. Das Know-How dafür gibt es | |
| in Deutschland nur hier in der Region. | |
| Wie beeinflusst das die klassische Automobilindustrie in Berlin, etwa BWM | |
| und Daimler? | |
| Die Ansiedlung stärkt das gesamte Cluster Mobilität in der Region. | |
| Hätten Sie es lieber gesehen, wenn die Tesla-Fabrik im Berliner Stadtgebiet | |
| angesiedelt worden wäre? Oder sind Sie eigentlich froh, dass der Kelch am | |
| Land vorüber ging? Immerhin soll die Produktion bereits nächstes Jahr | |
| beginnen! | |
| Es geht nicht um Berlin oder Brandenburg, sondern um die gesamte Region. | |
| Berlin hätte die für Tesla nötige Fläche so schnell nicht aus dem Boden | |
| stampfen können. Brandenburg hätte ohne Berlin eine andere Bewerbung | |
| gebraucht. Und generell muss man sich fragen, ob solche großen | |
| Produktionsstätten in einer verdichteten Stadt überhaupt noch sinnvoll | |
| sind. | |
| Glauben Sie denn, dass der Eröffnungstermin im Sommer 2021 zu halten ist? | |
| Das ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Derzeit geht es | |
| jedenfalls in hohem Tempo vorwärts. Allein das ist schon beachtlich und | |
| zeigt, dass der Staat mehr kann, wenn alle Beteiligten an einem Strang | |
| ziehen. | |
| Ein Vorteil, dass die Fabrik in Brandenburg entsteht, ist, dass Sie als | |
| Grüne die Ansiedlung nicht persönlich rechtfertigen müssen. Der Bau der | |
| Autos verbraucht viel Energie, die Fahrzeuge sind vergleichsweise groß. | |
| Nicht alle in Ihrer Partei finden das toll. | |
| Tesla ist auch in die Region gekommen, weil hier in Brandenburg viel | |
| erneuerbare Energie zur Verfügung steht, etwa Windkraft. | |
| Die Modelle fallen aber immer noch sehr groß aus... | |
| Die Akzeptanz schwindet dafür, dass 80 Prozent des öffentlichen Raumes nur | |
| für eine Verkehrsart bereitgestellt wird. Die Stadt gehört allen | |
| Mobilitätsanforderungen: dem ÖPNV, den Radfahrern und den Fußgängern. Die | |
| Bedeutung des Autos verändert sich, aber das Auto wird nicht gänzlich | |
| verschwinden. Es wird sich aber deutlich ändern müssen. An klimaneutral | |
| führt kein Weg mehr vorbei. | |
| Das ändert nichts an der Modellpalette. Ihr Parteifreund Winfried | |
| Kretschmann steht als Dieselfreund in der Kritik, Sie als Förderin von | |
| überdimensionierten Autos, die viele Ressourcen brauchen beim Bau und der | |
| Nutzung. | |
| Tesla wird für den europäischen Markt Autos produzieren, und der ist anders | |
| als der US-amerikanische. Tesla ist ein schnell lernendes Unternehmen, das | |
| sich an der Nachfrage orientieren wird. | |
| Sie hoffen, dass der Markt es regelt. | |
| Der Automarkt wird und muss sich verändern und Politik muss dafür deutliche | |
| Rahmenbedingungen setzen, was den Ausstoß angeht, aber auch was die Kosten | |
| für die Nutzung von öffentlichem Raum angeht. Angeblich sind SUVs noch | |
| beliebt, aber gerade in Städten sehen wir eine kulturelle Veränderung. | |
| Junge Menschen stellen sich die Frage, brauche ich noch ein Auto, teile ich | |
| es mir, wie groß muss es sein. | |
| Sie sind ja ein gebranntes Kind, was Autopolitik angeht. Ihr Einsatz, die | |
| Internationale Autoaustellung nach Berlin zu holen, wurde auf dem letzten | |
| Parteitag von der grünen Basis abgelehnt. Ist das verwunden? | |
| Jeder verliert in der Politik auch mal eine Abstimmung, das ist nichts | |
| Neues. | |
| Aber in dieser Form. Die Partei hat sie ja förmlich auflaufen lassen... | |
| Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich mir die IAA – in einer | |
| komplett neuen Form als moderne, nachhaltige Mobilitätsmesse – in der Stadt | |
| vorstellen konnte. Verantwortung bedeutet, die Dinge gestalten zu wollen. | |
| Es war dann eine knappe Mehrheit dagegen und viele haben mir hinterher | |
| gesagt, sie hätten die Tragweite der Entscheidung in dem Moment gar nicht | |
| so richtig erkannt nach sechs Stunden Parteitag. Ich bleibe dabei: Wenn man | |
| regiert, muss man Dinge gestalten, einfach ablehnen hilft nicht. Bei | |
| Kompromissen kommt vielleicht nicht immer grün pur zu 120 Prozent heraus. | |
| Aber wichtig ist, dass man vorankommt in die Richtung, in die man | |
| vorankommen möchte. Nur an der Seitenlinie zu stehen und zu meckern, darin | |
| finde ich mich als Senatorin nicht wieder. | |
| Wir fragen auch, weil die Grünen nach ihrem Vor-Corona-Fahrplan im November | |
| eine Spitzenkandidatin für die Wahl im Herbst 2021 küren wollen. Der | |
| Parteitag im März, der den Startschuss geben sollte, fiel aus. Und alle | |
| fragen sich: wie steht es denn nun mit einer Spitzenkandidatin. Kommt die | |
| noch? Und wird sie Pop heißen? | |
| (überlegt) Mein Stil ist es nicht, Personalfragen via Zeitung zu | |
| diskutieren. Zudem habe ich gerade wirklich viel anderes zu tun. | |
| Das geht doch allen so! | |
| Ich bin Bürgermeisterin, ich bin Wirtschaftssenatorin für die Grünen. | |
| Natürlich mache ich für die Grünen an vorderster Front Politik. Das ist | |
| doch keine Neuigkeit. | |
| Es gibt schon Grüne die fragen, wo stehen wir gerade bei dem | |
| Programmprozess, zu dem ja auch die Spitzenkandidatur gehört. | |
| Diesen Prozess gestaltet die Partei. Das ist nicht Aufgabe der Senatorin. | |
| Sie machen doch Politik in führender Rolle für die Grünen! | |
| Natürlich bringe ich mich in den Programmprozess mit ein. Sie kennen mich, | |
| die Partei kennt mich schon lange und wofür ich stehe und für welchen | |
| Politikstil: Verantwortung übernehmen und gestalten, auch Kompromisse | |
| schließen, wenn das fürs Vorankommen nötig ist. Mit dem, was ich kann und | |
| die letzten Jahre für die Grünen erreicht habe, arbeite ich gerne im Senat | |
| für die Stadt und die Partei. Und die Krise hat gezeigt: Die | |
| Senatskonstellation funktioniert gut. | |
| Das ist doch schon eine Bewerbungsrede! | |
| Es ist kein Geheimnis, dass ich als Bürgermeisterin für die Grünen eine | |
| führende Rolle habe. Bewerbungsreden werden auf Parteitagen gehalten und | |
| nicht in der Zeitung. | |
| 4 Jun 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
| Stefan Alberti | |
| ## TAGS | |
| Ramona Pop | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Tesla | |
| Grüne Berlin | |
| Grüne Berlin | |
| Ramona Pop | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Antje Kapek | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Grüne Berlin | |
| Grüne Berlin | |
| Grüne Berlin | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Berlins Wirtschaftssenatorin tritt ab: Ramona Pop zieht es weiter | |
| Nach 20 Jahren in der Landespolitik kündigt die grüne Wirtschaftsenatorin | |
| an, dem nächsten Senat nicht mehr angehören zu wollen. | |
| Grüne Spitzenkandidatur in Berlin: Ein Coup mit langen Folgen | |
| Mit Bettina Jarasch einigen sich die Grünen auf eine unbekannte | |
| Überraschungskandidatin. Das ist ein Coup für die Partei. Aber wie sind | |
| ihre Chancen? | |
| Abgeordnetenhauswahl: Müder Sommer, heißer Herbst | |
| In den nächsten Monaten klärt sich, wer nach der Wahl 2021 neue Nummer 1 im | |
| Roten Rathaus werden könnte. Corona macht das zu einer Herausforderung. | |
| Klage gegen Corona-Verordnung: Kein Schadensersatz für den Wirt | |
| Das Landgericht Hannover hat die Schadensersatz-Klage eines Gastronomen | |
| abgewiesen. Es ist das erste Urteil dieser Art – aber sicher nicht das | |
| letzte. | |
| Abgeordnetenhauswahl 2021: Das Setting wäre perfekt gewesen | |
| Da stand Senatorin Ramona Pop nun schon vor dem idealen Hintergrundplakat | |
| und outete sich doch nicht als grüne Spitzenkandidatur-Kandidatin. | |
| Kultursenator kritisiert Bundeshilfen: Die Kultur kommt schlecht weg | |
| Die Lufthansa bekommt neun Milliarden Euro vom Bund, die Kultur bundesweit | |
| nur eine, kritisiert Berlins Kultursenator Lederer (Linke). | |
| Parteitreffen im Netz: Ein müder Abklatsch | |
| Die Grünen nennen eine digitale Fragestunde ihrer Landeschefs zum | |
| Wahlprogramm 2021 Parteitag – verdient hat es die Veranstaltung nicht. | |
| Berliner Grüne: Hopp oder Pop? | |
| Im Herbst entscheiden die Grünen darüber, mit wem sie 2021 in die Wahlen | |
| zum Abgeordnetenhaus gehen. Wer wird's? | |
| Interview mit Ramona Pop: „Ich setze mir kein Krönchen auf“ | |
| Ramona Pop ist Grüne und Wirtschaftssenatorin. Das lässt sich nicht immer | |
| leicht vereinbaren, etwa bei der Frage nach dem Flugverkehr und dem Klima. |