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# taz.de -- Illegale Waldvernichtung in Brasilien: Bolsonaro und die Holzfäller
> In der Coronakrise wird im Amazonas-Regenwald unkontrolliert gerodet. Ein
> Gesetz soll die illegale Abholzung nachträglich legalisieren.
Bild: Die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds nimmt dramatisch zu
Berlin taz/dpa/afp | In Brasilien könnte der CO2-Austoß in der Coronakrise
um zehn bis 20 Prozent steigen. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des
renommierten Observatório do Clima, einem nichtstaatlichen
Klimaschutz-Netzwerk. In vielen anderen Ländern dagegen sank er wegen der
Einschränkungen.
Der starke Anstieg der [1][Abholzung im Amazonas-Gebiet] mache den Rückgang
der Emissionen durch die niedrigere Wirtschaftsleistung wett, so die
Studie. Wenn im Mai, Juni und Juli ähnlich viel abgeholzt werde wie im
Vorjahreszeitraum, könnten in Amazonien mehr als doppelt so viele
Emissionen wie 2018 ausgestoßen werden.
Das Nationale Institut für Weltraumforschung Inpe hatte durch
Satellitenbilder ausgewertet, dass im Amazonas im ersten Quartal mehr als
doppelt so viel abgeholzt wurde wie im Vorjahreszeitraum – 1.200
Quadratkilometer.
„Somit steht fest, dass die Pandemie die ohnehin kritische Situation des
Regenwaldes und der darin beheimateten indigenen Völker in der
brasilianischen Amazonas-Region lediglich noch intensiviert“, heißt es im
Länderbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung.
## Boykottdrohungen aus Großbritannien
Illegale Holzfäller und Plünderer nutzen die Coronakrise aus. Während
Umweltbeamte in ihrer Arbeit einschränkt sind, fällen sie einfach weiter.
Die Umweltbehörde Ibama schwächt der rechte brasilianische Präsident
Bolsonaro bereits seit seinem Amtsantritt 2019: Es gibt weniger Personal
für Kontrollen. Für ihn ist Amazonien vor allem ein wirtschaftliches
Nutzgebiet. Bolsonaro ist eng mit der brasilianischen Agrarlobby verbündet
und [2][bezweifelt den menschengemachten Klimawandel].
Das stößt immer wieder auf Kritik. So drohen nun etwa mehrere britische
Supermarktketten in einem offenen Brief mit Boykott von Produkten, wenn ein
Gesetzesvorhaben angenommen wird, das „zu weiterem Landraub“ im Amazonas
ermutige. Dieses Gesetzesprojekt – auch als „Landraub“-Gesetz bekannt –
brachte Bolsonaro im Dezember ein.
Das Gesetz würde die illegale Abholzung und unrechtmäßige Besetzung von
öffentlichem Land vor 2018 nachträglich legalisieren. Davon betroffen wären
insgesamt 570.000 Quadratkilometer, was einer Fläche größer als Spanien
entspricht. Aufgrund des internationalen Drucks wurde es letzten Mittwoch
zwar nicht im Kongress behandelt.
In einem Video aus der Kabinettssitzung am vergangenen Mittwoch schlägt
Umweltminister Salles vor, den Moment, in dem „die Medien nur noch über
Covid-19 sprechen“, zu nutzen, um „alle Vorschriften zu ändern“, die den
Bergbau und die Landwirtschaft auf geschütztem Land im Amazonasgebiet
verhinderten.
24 May 2020
## LINKS
[1] /Abholzung-im-Amazonasgebiet/!5679103
[2] /Braende-im-Amazonas-Regenwald/!5641496
## AUTOREN
Mareike Andert
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