Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deutschlands Coronakrisen-Branchen: Die drei Fragezeichen
> Die deutsche Wirtschaft ist an Corona erkrankt. Besonders schlimm hat es
> Tourismus, Autobranche und Einzelhandel erwischt.
Bild: Mitarbeiter im BMW-Werk Leipzig
In diesem Jahr wird die Wirtschaftsleistung in Deutschland um mehr als 6
Prozent sinken. So zumindest lautet die letzte Schätzung der
Bundesregierung. Wenn die Steuereinnahmen wieder steigen sollen, müssen die
besonders stark von der Krise betroffenen Branchen wieder auf die Beine
kommen. So stehen ihre Chancen:
## Touristik, Gastronomie und Verkehr
Geschlossene Hotels und Grenzen zeigen Wirkung. Im April meldeten
Reisebüros und Veranstalter einen Geschäftseinbruch um 81 Prozent. Nicht
viel besser sieht es bei denen aus, die Urlauber und Geschäftsreisende an
ihr Ziel bringen. Der Flugverkehr ging um drei Viertel zurück, bei der Bahn
ist nur einer von zehn Plätzen besetzt.
Der Deutsche Reiseverband spricht von einem [1][Umsatzverlust von rund 11
Milliarden Euro] im ersten Halbjahr durch die Krise. [2][Entlassungen wie
bei TUI] und eine Pleitewelle bei den Reisebüros werden wohl folgen. Im
Gastgewerbe mit 2,4 Millionen Beschäftigten und etwa 100 Milliarden Euro
Umsatz sieht es ebenfalls schlecht aus.
Chancen: Die bisherigen Umsatzverluste sind für viele Betriebe
existenziell, und nicht nur für die kleineren. Einen Teil der Einbußen kann
die Branche womöglich noch wettmachen, wenn Reisen im Inland und einem Teil
des Auslands wieder möglich werden.
Doch Abstands- und Hygieneregeln sowie Vorsicht und sinkende Einkommen
beschränken die Erfolgsaussichten. Mit einer echten Erholung ist wohl erst
nach der Entwicklung eines Impfstoffs zu rechnen.
## Einzelhandel
Mit über 3 Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 540
Milliarden Euro zählt der Einzelhandel zu den größten Wirtschaftszweigen.
Dabei sind Autohändler oder Apotheken in der Statistik nicht einmal
enthalten. Die Lage der rund 300.000 Betriebe entwickelt sich sehr
unterschiedlich.
Lebensmittelhändler oder Drogerien zählten bisher eher zu den Profiteuren
der Krise. Alle Geschäfte mit „verderblicher Ware“ wie Saisonkleidung
trifft sie besonders stark. Die Schäden aus erzwungenen Schließungen
treffen alle, vom Handelsriesen MediaMarkt bis zur Boutique in der kleinen
Straße.
Chancen: [3][Es sieht für viele Betriebe schlecht aus]. Obwohl die
Geschäfte wieder offen sind, bleiben die Umsätze deutlich unter dem
üblichen Niveau. Das Konsumklima ist eingebrochen, shoppen macht keinen
Spaß bei den Beschränkungen. Zudem fehlt den von Kurzarbeit oder
Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalten das Geld für Anschaffungen. Wann
sich der Handel erholt, bleibt ungewiss.
## Autoindustrie
Rund 830.000 Beschäftigte zählte die Autoindustrie 2019 nach Angaben des
Zahlendienstes Statista. Die Branche erlöste im vergangenen Jahr 436
Milliarden Euro und gilt als wichtigster Industriezweig. Da steckte die
Branche schon in einer strukturellen Krise durch die abflauende Konjunktur
und den absehbaren Umstieg auf alternative Antriebe.
Nun kam noch die Coronakrise hinzu. Die Wirtschaftsleistung der großen
Hersteller und ihrer Zulieferer gibt laut Ifo-Institut während des
Shutdowns um 41 Prozent zurück.
Chancen: Finanziell sollte es für BMW, Daimler und VW kein Problem sein,
einen Durchhänger zu überstehen. Die Konzerne haben in den vergangenen
Jahren [4][Milliardengewinne] gemacht. Bei einigen Zulieferern sieht es
anders aus.
An Selbstbewusstsein fehlt es den Managern der Branche nicht. Trotz der
Gewinne wollen sie [5][eine Kaufprämie vom Staat und eine Dividende]
ausschütten. Autos werden nach einer Pause weiter gefragt sein. Das Problem
ist nicht Corona. Schaffen die drei Großen den Umstieg auf alternative
Antriebe oder fahren ihnen Tesla & Co davon?
15 May 2020
## LINKS
[1] https://www.drv.de/anzeigen/txnews/wirtschaftliche-situation-in-der-reisewi…
[2] https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-entlassungen-trot…
[3] https://einzelhandel.de/coronavirus
[4] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boerse/volkswagen-gewinne-101.html
[5] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/autoindustrie-will-in-corona-…
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Autoindustrie
Tourismus
Einzelhandel
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Einzelhandel
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Verkehrswende
Schwerpunkt Coronavirus
Lars Klingbeil
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Umgang mit Insolvenzen in Coronakrise: Kohle für die Kleinen
Die Pflicht zur Insolvenzanmeldung soll länger ausgesetzt werden. Das ist
gut, kuriert aber nur das Symptom: Pleite bleiben die Betriebe trotzdem.
Studierendenwerke in der Coronakrise: Unsoziale Kommandobürokratie
Bleibt die Mensa geschlossen, werden Saisonarbeitskräfte nicht gebraucht.
Die werden vor die Tür gesetzt, ohne Sozialplan und Perspektive.
Schlechte Prognosen für Einzelhandel: Kaum noch Lustshoppen
Viele Einzelhändler befürchten, dass sie die Coronakrise nicht überstehen
werden. Die grüne Wirtschaft ist optimistischer.
Wirtschaftliche Schäden durch Corona: Rekordeinbruch beim Export
Corona hat die deutsche Wirtschaft stärker geschädigt als bislang erwartet.
Im Vergleich zum April vor einem Jahr lag der Rückgang bei den Exporten bei
31,1 Prozent.
Auswirkungen der Coronapandemie: Arbeitslosigkeit steigt weiter
Die Coronakrise schlägt auf den Arbeitsmarkt durch. Im Mai kamen noch
einmal 169.000 Arbeitslose hinzu. Die Kurzarbeit ist so hoch wie nie.
Chef der Verbraucherzentrale über Autos: „Prämie würde zum Bumerang“
Werden VerbraucherInnen mit Boni zum Kauf eines Verbrennerautos animiert,
zahlen sie langfristig drauf, sagt Klaus Müller.
Gegen Coronakrise in der Eurozone: Ein Gutschein für Hotel und Kneipe
Gaststätten und Hotels leiden besonders unter den Coronabeschränkungen. Die
Eurozone könnte eine Guthabenkarte ausstellen, um sie zu unterstützen.
Lars Klingbeil über Coronahilfen: „Jetzt massiv investieren“
BMW will Dividenden ausschütten trotz Kurzarbeit. SPD-Generalsekretär
Klingbeil hält das für „unmoralisch“ – und eine Abwrackprämie für
unbrauchbar.
Grüner Vorstoß in Autohilfen-Debatte: Gutscheine für Bike & Ride
Zehn grüne Bundestagsabgeordnete fordern Hilfen für die Radbranche statt
eine Pkw-Prämie. Sie wenden sich damit gegen Parteifreund Kretschmann.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.