# taz.de -- Studierendenwerke in der Coronakrise: Unsoziale Kommandobürokratie | |
> Bleibt die Mensa geschlossen, werden Saisonarbeitskräfte nicht gebraucht. | |
> Die werden vor die Tür gesetzt, ohne Sozialplan und Perspektive. | |
Bild: Zurzeit ziemlich leer: Die Hörsäle deutscher Hochschulen während des D… | |
Der Hochschulbereich ist vor den massiven Einschränkungen der letzten | |
Monate nicht gefeit. Die digitale Lehre funktioniert mal besser, oft | |
schlechter. Die Überbrückungshilfen für Studierende ohne Nebenjob reichen | |
hinten und vorne nicht, die Bearbeitung der Anträge dafür wird von Asten | |
als chaotisch kritisiert. Die Studierendenwerke haben aber auch alle Hände | |
voll damit. Immerhin gibt es vom Bund eine Entschädigung für diesen | |
Mehraufwand. An anderen Stellen aber fehlen Einnahmen, abhängig von der | |
Größe der Standorte zwischen einigen Zehntausend (Osnabrück) und zwei | |
Millionen Euro (Berlin). Im Monat. | |
So bleiben Mieteinnahmen in den Wohnheimen aus. Sonst heiß begehrt, liegt | |
der Bedarf im „Digitalsemester“ bis zu 10 Prozent unter dem Angebot. Das | |
liegt nicht zuletzt an unmöglichen Anreisen internationaler Studierender. | |
Die monatelange Schließung der Mensen aber verursacht den größten Verlust. | |
Selbst mit der Aussicht auf Lockerungen und langsame Wiederaufnahme des | |
Betriebs reagieren einige Studierendenwerke nun mit Entlassungen, | |
respektive der Aussetzung der Wiedereinstellungen von Saisonarbeitskräften. | |
In einigen Fällen, wie im baden-württembergischen Freiburg, führte das auch | |
zu arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen. Dort konnte [1][eine bei einem | |
Subunternehmen angestellte studentische Hilfskraft zumindest eine | |
Abfindung] erwirken. | |
Aus Rheinland-Pfalz wird [2][von mehreren Hundert freigesetzten | |
Arbeitskräften berichtet]. Betroffen sind laut der Gewerkschaft Verdi vor | |
allem Angestellte mit befristeten Arbeitsverträgen, die dennoch bereits | |
seit Jahrzehnten in der Vorlesungszeit für die Studierendenwerke | |
arbeiteten. In der Mehrzahl handele es sich um Frauen, viele | |
alleinerziehend oder mit Migrationshintergrund. | |
Studierendenwerke als Anstalten öffentlichen Rechts treffen wirtschaftliche | |
Entscheidungen unter der Maßgabe sparsamer und kostendeckender | |
Haushaltsführung. Weniger als 10 Prozent ihrer Einnahmen sind | |
Landeszuschüsse zur Erfüllung ihres öffentlichen Auftrags. Der hat eine | |
starke soziale Komponente, die vor 100 Jahren der Gründungsimpuls für die | |
Studierendenwerke war. Die häufig neoliberal daherkommende | |
Kommandobürokratie, in der sie inzwischen aufgegangen sind, hat ihre | |
Geschichte aber schon lange vergessen. | |
6 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://rdl.de/beitrag/studierendenwerk-und-fau-einigen-sich-auf-abfindung-… | |
[2] https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/saisonkraefte-verlieren-jobs-… | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Studentenwerk | |
Entlassungen | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schlagloch | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Entlassungen bei Airbus: Kurzarbeit statt Kündigungen | |
Durch Corona ist die Nachfrage nach Flugzeugen des Airbus-Konzerns | |
eingebrochen. Dennoch wäre es klug, möglichst viele Beschäftigte zu halten. | |
Ökologisch-soziale Erneuerung: Bereit für das Nach-Corona | |
Noch geht Politik im Modus von Notmaßnahmen. Die Linke sollte eine Debatte | |
über echte Veränderungen anstoßen. | |
Deutschlands Coronakrisen-Branchen: Die drei Fragezeichen | |
Die deutsche Wirtschaft ist an Corona erkrankt. Besonders schlimm hat es | |
Tourismus, Autobranche und Einzelhandel erwischt. |