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# taz.de -- Corona und Kultur in Berlin: Im ganz falschen Film
> Nicht einmal Freiluftkinos dürfen in Coronazeiten öffnen: In Berlin fehlt
> ein Konzept für pandemieresiliente Kulturangebote.
Bild: Das waren noch Zeiten: „volles Haus“ im Freiluftkino Friedrichshain 2…
Seit einigen Wochen dominiert das Wort Lockerungen die Coronanachrichten.
Nach und nach konnten Kosmetikstudios, Restaurants und sogar Shoppingmalls
wieder öffnen. Nur für die Kultur sieht es weiterhin trübe aus. Die
Spielzeit der Landesbühnen ist gelaufen, Popkonzerte wird es auf absehbare
Zeit nicht geben, und selbst den Freiluftkinos, von denen es in Berlin etwa
zehn in unterschiedlichsten Größenordnungen gibt, fehlt bisher jede
Perspektive, wann sie öffnen könnten. Dabei wäre jetzt ihre Zeit und Kino
unter freiem Himmel eigentlich das coronaaffine Kulturevent in diesen
Tagen.
Denn Veranstaltungen im Freien gelten als relativ feindliche Umgebung für
das Virus, und die meisten Gelände können vergleichsweise einfach an die
Hygienevorschriften angepasst werden. So haben etwa die Betreiber des
Freiluftkinos Friedrichshain einfach viele Bänke abgebaut und damit Raum
geschaffen, zudem eine platzgenaue Onlinebuchung eingeführt. Und doch
ignoriert der Senat solche Bemühungen offenbar komplett: „Es ist schon sehr
unangenehm, dass niemand mit uns direkt gesprochen hat“, sagte Mitbetreiber
Arne Höhne der taz.
Dabei ist beachtlich, welche Einschränkungen Höhne von sich aus getroffen
hat, um das Kino überhaupt wieder zu eröffnen. Nur noch ein Viertel der
ursprünglich 1.700 Plätze steht zur Verfügung. Und es brauche damit schon
einen Supersommer, so Höhne, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Das lässt Schlimmes ahnen hinsichtlich der Auflagen für Kinos und andere
Kulturveranstaltungen in Hallen und Sälen, wo ein umfassender Luftaustausch
nicht gegeben ist. Wenn etwa dicht bestuhlte und kompakte Theater wie das
Gorki oder das Berliner Ensemble im Verhältnis noch mehr Sitzplätze frei
lassen müssten, wäre das ökonomisch sinnlos und von der Atmosphäre her für
Zuschauer und Schauspieler ernüchternd.
Kommende Woche will der Senat eine erneute Bestandsaufnahme der
coronabedingten Einschränkungen machen. Dabei werde es wohl auch um
Freiluftkinos gehen, kündigte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Dienstag
an. Es ist die letzte Chance, ihnen überhaupt noch eine Saison zu
ermöglichen – und vielen BerlinerInnen etwas Kultur zu erlauben.
23 May 2020
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Kino Berlin
Kultur in Berlin
Andreas Geisel
Schwerpunkt Coronavirus
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Kino
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