# taz.de -- Die Wahrheit: Ab in die Milchstraße | |
> Erschreckende Zahlen: Immer mehr Deutsche wollen ins All auswandern und | |
> ihre Mitbürger in der Merkel-Diktatur allein lassen. | |
Bild: Wollen auch bald nach ganz oben abdampfen: die Zybulkis | |
Die Morgensonne fällt in Streifen über Mike Zybulskis Gesichtszüge, während | |
er in der Garage die X-Flügel an seinen selbst entworfenen Raumgleiter | |
schraubt. Auch die Kinder Noah (5) und Lilith (7) sind schon wach, bauen | |
nebenan die Bord-elektronik zusammen. Flink wirbeln ihre kleinen Fingerchen | |
auf den Platinen und Kronkorken herum – hier sitzt wirklich jeder | |
Handgriff. Doch die gespielte Harmonie trügt: Schon bald werden diese | |
jungen Erdenbürger mit ihren Eltern zu einer Reise ins Unbekannte | |
aufbrechen, ohne unserem Planeten eine Träne nachzuweinen. | |
„Wie soll es denn hier in Europa weitergehen?“, fragt Vater Zybulski | |
rhetorisch, um zu erklären, warum es ihn keine Sekunde länger auf Mutter | |
Erde hält. „Der Irrweg der Politik ist für mich absolut nicht mehr | |
nachvollziehbar, und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur EZB eine | |
Katastrophe!“ Vor zwei Wochen hat er deshalb mit der Konstruktion seines | |
Raumschiffs begonnen. Nun steht die „Zyberspace I“ kurz vor der Vollendung, | |
metallisch schimmernd und demnächst bereit, der Familie zur Flucht in die | |
Galaxis zu verhelfen – zur Flucht vor Behördenwillkür, Blockwartmentalität | |
und Siegerjustiz. | |
Zybulski räumt ein, dass es in einer Demokratur wie der unsrigen auch | |
andere Wege des Protests gibt: „Manche Kameraden wollen gegen diese | |
Skandalentscheidung ihr grundgesetzliches Widerstandsrecht in Anschlag | |
bringen …“ Er zögert, spricht leiser: „Auf gut Deutsch: Mit rücksichtsl… | |
Gewalt, ehe es hier wieder zugeht wie unter Adolf.“ Seine Sache sei dies | |
aber nicht; er habe schließlich seine Familie und eine Vision, die da | |
lautet: „Ich rolle die Konföderiertenflagge hier ein und hisse sie auf | |
einem anderen Planeten.“ | |
So wie Mike Zybulski geht es vielen. Im aktuellen Deutschlandtrend bekunden | |
fast 60 Prozent der Einheimischen, dass sie „schon öfter“ über eine | |
„extraterrestrische Alternative zu ihrem jetzigen Wohnort“ nachgedacht | |
hätten. Warum? Das fragen sich momentan viele. Statt den Missständen jedoch | |
auf den Grund zu gehen und hier eine echte Demokratie ohne Maulkorb und | |
Impfzwang zuzulassen, stecken die Verantwortlichen lieber den Kopf in den | |
Sand und machen mit ihren hemmungslosen Manipulationen weiter. | |
## Abschied vom Heimatplaneten | |
Aber die Raumfahrer von heute sind die Leute, die morgen fehlen werden – | |
als Mitmenschen, als Nachbarn, als Beitragszahler. Zumindest eine von | |
ihnen, Petra Schwebisch (52) aus Bad Nauheim, hat einen triftigen Grund für | |
ihren Abschied vom Heimatplaneten: die tiefe Enttäuschung über die | |
Selbstbedienungsmentalität der herrschenden Cliquen. | |
„Für mich war klar, dass ich ins All auswandere, sobald die Zigaretten mehr | |
als vier Euro pro Päckchen kosten“, sagt Schwebisch voller Zorn. „Seitdem | |
spare ich auf das Ticket, obwohl mir die Eliten jeden nur erdenklichen | |
Stein in den Weg legen, zum Beispiel Dispo-Zinsen!“ | |
Auch ihre Nachbarin Lara Wenzel (30) sucht Asyl im All. In den | |
Reisekatalogen, unter denen ihre Küchenanrichte ächzt, hat sie gerade ein | |
hochinteressantes Angebot gefunden, das erste seit Wochen: über die | |
Milchstraße nach Alpha Centauri, mit Vollpension und Meerblick. Hektisch | |
schreibt sie ihre Kreditkartennummer samt Prüfzahl in eine Mail an den | |
Reiseveranstalter und sendet sie ab. Was sie noch nicht weiß: Ronny | |
Macaroni von Mind Travels Inc. ist kein seriöser Geschäftspartner. Eine | |
Woche später wird sie eine Musikkassette mit einer „Traumreise zum Zentrum | |
des Universums“ in Händen halten und dafür ihre letzten Ersparnisse von | |
6.000 Euro ausgegeben haben – Geld, das ihr dann für die hungernden Kinder | |
und die schwindsüchtige Großmutter fehlt! | |
## Sehnsucht nach Freiheit | |
Was die Allflüchtlinge alle eint: ihre Sehnsucht nach der Freiheit, ihr | |
mutiger Sprung in eine ungewisse Zukunft, ihr niedriger | |
Intelligenzquotient. Diese Leute fühlen sich keinem Gesellschaftsvertrag | |
mehr verpflichtet, seit man ihre elementarsten Menschenrechte mit Füßen | |
getreten, durch Straßeninterviews gequält und in Fernsehtalkshows | |
eingeladen hat. Aber haben sie womöglich auch ein bisschen Recht mit ihrer | |
Kritik an Politik und Grundgesetz? Das ist die alles entscheidende Frage, | |
die immer weniger Bundesbürger mit absoluter Gewissheit beantworten können | |
(derzeit nur 17 Prozent), so vermerkt der wochenaktuelle Deutschlandtrend. | |
Mike Zybulski jedenfalls schreit, während er mit dem Hammer auf die | |
Heckspoiler der „Zyberspace I“ einprügelt: „Wir haben hier eben keine | |
Freiheit mehr! Erkundigen Sie sich mal, wie viele Formulare Sie ausfüllen | |
müssen, wenn Sie mit einem klitzekleinen Raumschiff zur Zulassungsstelle | |
wollen!“ | |
Und Lara Wenzel, die noch nicht weiß, dass sie soeben ihre gesamten | |
Ersparnisse an einen gewieften Betrüger verloren hat, kann nur noch den | |
Kopf schütteln über das, was hier gerade so bei uns abgeht: „Das soll mir | |
mal einer erklären, was die da oben sich wieder dabei gedacht haben. Na ja, | |
wenn ich da oben bin, frage ich einfach mal.“ | |
20 May 2020 | |
## AUTOREN | |
Mark-Stefan Tietze | |
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