Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Protest gegen Corona-Maßnahmen: Bloß nicht ignorieren!
> Die Proteste sind ein Zeichen für eine lebendige Zivilgesellschaft, auch
> wenn Rechte versuchen, sie zu kapern, findet der Demokratieforscher.
Bild: Die Bilder aus den Medien mahnen allerdings zu Differenzierung
Zum Glück gibt es sie: Menschen, die gegen die Beschneidung von
Grundrechten protestieren. Ihr Engagement ist ein Anhaltspunkt für eine
lebendige demokratische Zivilgesellschaft. Die Mehrheit der
Corona-Demonstrant*innen bietet darum keineswegs Anlass zu Sorge, sondern
Zuversicht. Indes: Nicht jeder, der sich den Grundrechtsschutz auf die
Fahnen schreibt, hat diesen auch im Sinn. In Berlin, Pirna und Stuttgart
sind nicht nur [1][besorgte Bürger*innen] (ohne Anführungszeichen)
unterwegs, sondern auch Demokratieskeptiker und in der Wolle gefärbte
Rechtsextreme.
Die genaue Protestzusammensetzung ist wegen fehlender wissenschaftlicher
Daten derzeit kaum aufzuschlüsseln. Die Bilder aus den Medien mahnen
allerdings zu Differenzierung: Es gibt große Unterschiede in Größe wie
Zusammensetzung der Kundgebungen. Dabei scheint es Rechten im Osten besser
zu gelingen, sie zu kapern, womöglich auch wegen geringerer
Teilnehmerzahlen und größerer politischer Homogenität (verglichen mit den
Demos im Westen). Verschwörungsmythen dienen als Türöffner.
Vereinnahmungsversuche sind zwar nicht überraschend, aber angesichts
antidemokratischer Ziele besorgniserregend.
Trotz variierender Protestanlässe drängt sich der Vergleich zu Pegida- und
Anti-Asyl-Demos auf. Waren diese aber im Osten weiter verbreitet als im
Westen, verhält es sich aktuell umgekehrt. Alle drei Phänomene waren
anfangs sozial wie politisch heterogen, am stärksten aber wohl die
Corona-Demos. Zugleich: Stehen „Impfgegner*innen“ und „Esoteriker*innen�…
die häufig als Beleg für die [2][politische Buntheit] angeführt werden,
automatisch politisch links? Damals wie heute herrscht in Teilen eine
medien- und demokratiefeindliche Stimmung. Die Begriffe „Spaziergang“ und
[3][„Lügenpresse“] erleben ebenso eine Renaissance wie Gewalt gegen
Journalist*innen und Polizist*innen. „Corona“ dürfte die Gesellschaft
keineswegs gespalten, sondern die seit einigen Jahren bestehenden
gesellschaftlichen Fronten nur weiter verhärtet haben. Der Grundkonflikt
tritt mit verschiedenen Themen immer wieder in Erscheinung.
Darum gibt es wenig Grund, die Proteste politisch zu ignorieren, selbst
wenn sie – ähnlich wie die Pegida- und Anti-Asyl-Demos – irgendwann
wahrscheinlich im Sande verlaufen werden. Da die Mehrheit abgeschreckt sein
dürfte von antisemitischen sowie anderen [4][Verschwörungsmythen] und die
Corona-Maßnahmen auf lange Sicht verschwinden, werden am Ende wohl – wieder
– die Radikalen übrig bleiben und bis dahin ihre Ideen unters Volk gebracht
haben.
18 May 2020
## LINKS
[1] /Proteste-gegen-Corona-Regeln/!5686092
[2] /Proteste-gegen-Corona-Regeln/!5686092
[3] /Schwerpunkt-Luegenpresse/!t5020379
[4] /Bodo-Ramelow-ueber-Corona-Skeptiker/!5681547
## AUTOREN
Tom Mannewitz
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Rechtsextremismus
Verschwörungsmythen und Corona
Impfung
Stuttgart
Antisemitismus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Randale in Stuttgart: Polizei völlig verdutzt
Stuttgart erlebt eine unruhige Nacht: Dutzende randalierender Kleingruppen
sorgen für erheblichen Sachschaden. 20 Menschen werden festgenommen.
Antisemitismus in der Coronakrise: Alte Feindbilder neu
In der Coronapandemie finden antisemitische Vorurteile besonders großen
Anklang. Die Anhänger solcher Weltbilder sind nicht mehr zu retten.
Chef der Biomarke Rapunzel zu Corona: Der Märchenerzähler
Der Chef des Bioherstellers Rapunzel, Joseph Wilhelm, verbreitet Mythen
über das Coronavirus. Sie sind menschenverachtend und populistisch.
„Hygiene-Demonstrationen“ in Berlin: Lederkutte trifft Steppjacke
19 Demonstrationen waren angemeldet. Es traten auf: Esoteriker,
Verschwörer, Neonazis – und die Antifa. Nach Freiheitsberaubung sah das
nicht aus.
Köpfe der Corona-Relativierer: Alu mit Bürgerrechtsfassade
Eine seltsame Mischung aus Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremen und
Zweiflern demonstriert in deutschen Städten. Wer sind ihre Anführer?
Die Samstags-Mahnwachen in Berlin: In der Welt der Verschwörer
Die Hygienedemos am Rosa-Luxemburg-Platz verändern ihre Strategie: Jetzt
soll dezentral, an belebten Orten der Stadt verstreut demonstriert werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.