# taz.de -- Unbezahlte Carearbeit in Deutschland: Die Jobs der deutschen Mutter | |
> Unbezahlte Carearbeit leisten oft Frauen, Corona verschärft das Problem | |
> weiter. Als sich drei Frauen wehren, gibt es auf Twitter einen Shitstorm. | |
Bild: Mutter im Homeoffice | |
Drei Mütter stellen die Arbeit, die sie während der Coronakrise unbezahlt | |
geleistet haben, fiktiv dem Staat in Rechnung. Sie waren | |
Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Krankenschwestern, Putzkräfte und | |
Köchinnen auf einmal, sie haben getröstet, gekuschelt, gelehrt, umsorgt. | |
Unter dem Hashtag #CoronaElternRechnenAb rechnen sie vor, was das wert ist: | |
Gut 8.000 Euro kalkuliert eine Mutter seit dem Lockdown. Überbezahlt ist | |
das immer noch nicht. | |
Doch die Reaktionen, die den Frauen auf Twitter entgegenschlagen, sind | |
geradezu grotesk. Höhnisch, verächtlich, hasserfüllt empfehlen Menschen, | |
ihnen ihre Kinder wegzunehmen, „kotzen im Strahl“ über die „unverschämt… | |
Forderungen, werfen ihnen Dummheit, Egoismus und moralische Verkommenheit | |
vor. Weil, klar: Der deutschen Mutter liegt im Blut, dass sie ihren Kindern | |
den Hintern abwischt und dabei Tränen der Rührung vergießt, weil sie dem | |
Patriarchat dienen darf. | |
Was offenbar noch immer vollkommen und erschreckend unsichtbar bleibt: | |
[1][Unbezahlte Care-Arbeit], die von den Frauen hierzulande schon vor | |
Corona doppelt so viel geleistet haben wie Männer, ist eins zu eins mit | |
schlechteren beruflichen Perspektiven verknüpft. Und damit mit einer | |
Lohnlücke von mehr als 20 Prozent. Daraus wiederum folgt Altersarmut: Ganze | |
46 Prozent weniger Rente als Männer bekommen Frauen in Deutschland. Wer | |
sich kümmert, hat finanziell das Nachsehen, lebenslang. Und [2][wer kümmert | |
sich, auch während Corona]? Die Frauen. | |
Dafür, dass sie diese Missstände mit einer schlichten symbolischen Rechnung | |
auf den Punkt zu bringen, fliegt den drei Müttern jetzt Twitter um die | |
Ohren. Strukturen sind beharrlich, und wer aus ihnen ausbrechen will, wird | |
bestraft. In unserer Gesellschaft haben Frauen noch immer zu dienen, zu | |
gefallen und den Mund zu halten, auch wenn sie unter der Last, die sie | |
tragen, bald zusammenbrechen. Doch es führt kein Weg daran vorbei, die | |
Zustände mit Hashtags wie diesem weiter sichtbar zu machen. Denn Hintern | |
abwischen zahlt keine Miete. | |
13 May 2020 | |
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## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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