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# taz.de -- Türkei und Völkermord an den Armeniern: Erster Ort des Gedenkens
> Vor 105 Jahren begann der Völkermord an den Armeniern. Der Journalist
> Hrant Dink wollte Dialog – und wurde ermordet. Auch seiner wird gedacht.
Bild: Gedenken an Hrant Dink vor der Redaktion von Agos in Istanbul im Januar 2…
Istanbul taz | Weltweit gedenken am Freitag Armenier des Genozids an der
armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich. Am 24. April 1915 wurde
hunderte führende Mitglieder der armenischen Gemeinde in Istanbul verhaftet
und verschleppt. Von den meisten hörten ihre Angehörigen nie wieder etwas.
Doch in diesem Jahr ist alles anders – auch in Istanbul, wo das Verbrechen
seinen Anfang nahm. Seit 2005, als es erstmals auch in Istanbul eine
öffentliche Veranstaltung zum Genozid gab, hatten sich jedes Jahr unter den
misstrauischen Augen der Polizei einige hundert Menschen auf dem zentralen
Taksim-Platz versammelt und mit einer Schweigeminute der Ermordung und
Vertreibung der Armenier gedacht. Dieses Jahr bleibt der Platz leer.
Auch wenn die türkische Regierung bis heute bestreitet, dass es einen
Genozid gab und stattdessen von irregulären Massakern in Zeiten des Krieges
spricht, haben in den vergangenen 15 Jahren immer mehr Türken gemeinsam mit
den letzten in Istanbul lebenden Armeniern eine offene Diskussion über
dieses dunkle Kapitel der Vergangenheit gefordert.
Der bekannteste von ihnen war der Journalist [1][Hrant Dink], der am 19.
Januar 2007 von türkischen Nationalisten ermordet wurde, gerade weil er
öffentlich gefordert hatte: „Lasst uns reden“.
## Plattform des Dialogs
Hrant Dink, ein Armenier, der sich in der türkischen Linken engagiert
hatte, gründete 1997 gemeinsam mit türkischen und armenischen Freunden die
zweisprachige Wochenzeitung [2][Agos], die zur Plattform des Dialogs wurde.
Dink wurde auf der Straße direkt vor der Tür des Hauses, in dem die
Redaktion logierte, erschossen. Seitdem ist dieser Ort ein Symbol und Platz
des Protestes, an dem sich jedes Jahr am 24. April tausende Menschen
versammeln.
Um aus diesem Erinnern einen Weg in die Zukunft zu weisen, haben die
Mitarbeiter der [3][Hrant Dink-Stiftung] in den ehemaligen Redaktionsräumen
der Zeitung auf zwei Etagen des großbürgerlichen Wohnhauses im zentralen
Istanbuler Stadtteil Sisli vor einem Jahr eine Gedenkstätte für Hrant Dink
eingerichtet. Ohne das ausdrücklich so zu benennen, ist sie gleichzeitig
der erste permanente öffentliche Ort des Gedenkens an den armenischen
Völkermord in der Türkei geworden.
Hrant Dink wurde ermordet, weil er in der Türkei den Völkermord zum Thema
machte. Entsprechend wird in der Gedenkstätte – auch sie ist derzeit wegen
Corona geschlossen – der Völkermord nun zum Thema der Ausstellung. „Vom
April 2019 bis heute hatten wir ein sehr erfolgreiches Jahr“, sagt Zeynep
Taskin, Mitinitiatorin der Gedenkstätte und Mitarbeiterin der
Hrant-Stiftung. „Es kamen viele Besucher und wir konnten etliche
erfolgreiche Workshops veranstalten“.
Dabei geht es um armenische Erinnerungsorte insgesamt bis zu den
Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien. Die Gedenkstätte soll, wie
auch alle anderen Aktivitäten der Hrant Dink-Stiftung, zur Verständigung
zwischen Armenien und der Türkei beitragen. Es gibt ein Austauschprogramm
zwischen armenischen und türkischen Journalisten, bei dem die
unterschiedlichen Sichtweisen diskutiert werden können.
Bei der Einweihung der Gedenkstätte hatte Rachel Dink, die Witwe von Hrant
gesagt, sie hoffe, eines Tages noch diplomatische Beziehungen zwischen den
beiden Ländern zu erleben. Noch ist es nicht soweit. Aber Künstler haben
für die Gedenkstätte bereits Bronzeschilder mit der Aufschrift „Botschaft
des Staates Armenien“ und „Botschaft der Türkei“ angefertigt – für de…
wenn es diese Botschaften geben wird.
24 Apr 2020
## LINKS
[1] /Mordprozess-Hrant-Dink/!5478612
[2] /Journalist-zu-Armenien-Resolution/!5309697
[3] http://www.hrantdink.org/tr
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
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