| # taz.de -- Prinzessinnengärten bedroht: Blutgrätsche gegen das Kompostklo | |
| > Umweltstadtrat versus Urban Gardening: Ein Ex-AfD-Stadtrat geht gegen | |
| > einen Gemeinschaftsgarten in Berlin-Neukölln vor. | |
| Bild: Robert Shaw und Mitstreiter:innen vom Gemeinschaftsgarten in Neukölln f�… | |
| Berlin taz | Für Menschen ohne Balkon, Kleingarten oder viel Platz ist der | |
| Friedhof St. Jacobi II am südlichen Ende der Hermannstraße nicht erst seit | |
| der Pandemie ein Refugium der Natur und Stille. Während Spaziergänger:innen | |
| auf dem Tempelhofer Feld und in der Hasenheide von Radler:innen, | |
| Jogger:innen und ungebetenen Hobbymusiker:innen physisch an den Rand | |
| gedrängt werden, ist man auf der Neuköllner Friedhofsfläche weitgehend | |
| allein. | |
| Der Ort ist insbesondere jetzt ein Geheimtipp, wenn man unter Einhaltung | |
| von Mindestabstand spazieren gehen will oder – je nach geltender Rechtslage | |
| – heimlich ein Buch im Freien lesen möchte. Für Kinder ist das verwunschene | |
| Unterholz dank Büschen, Bäumen und Erdhügeln besser, als es ein gesperrter | |
| Spielplatz je sein könnte. | |
| [1][Im vergangenen Jahr] hat sich das Gemeinschaftsgarten-Kollektiv | |
| Nomadisch Grün von den [2][Prinzessinnengärten] hier niedergelassen. | |
| Seitdem gibt es hier auch auch Hochbeete, ein Feld mit Kohl, eine | |
| Komposttoillete, Unterstände für Gartengeräte und ein paar Dinge mehr, die | |
| für alle zugänglich sind. Mitgärtnern und vor allem ernten darf | |
| ausdrücklich jede:r. | |
| Laut Kollektiv gibt es einen fünfjährigen Pachtvertrag mit der | |
| evangelischen Friedhofsverwaltung, der sich automatisch verlängert – mit | |
| 30-jähriger Perspektive. Ein Glücksfall für Anwohner:innen und die | |
| Garantie, dass die Naturfläche auf lange Sicht erhalten bleibt. | |
| ## Teures Kompostklo | |
| Umso erstaunlicher also, dass ein Umweltstadtrat jetzt zur Blutgrätsche | |
| gegen den Gemeinschaftsgarten ansetzt: Bernward Eberenz (gewählt für die | |
| AfD, aber übergelaufen zur CDU) sieht in Unterständen und Bauwägen, | |
| Hochbeeten und nicht zuletzt einer Komposttoilette aus Holz unzulässige | |
| Eingriffe in den Landschaftsplan von 1993. Deswegen erließ das Umweltamt | |
| Neukölln Rückbauanordnungen für weite Teile der Infrastruktur des | |
| Gemeinschaftsgartens – unter Androhung einer Strafe von 30.000 Euro. | |
| Die Gemeinschaftsgärtner sprechen von Schikanen. Dauernd schicke der | |
| umtriebige Ex-AfDler mit fadenscheinigen Begründungen Abmahnungen. Eberenz | |
| wiederum behauptet, das Gartenkollektiv hielte sich nicht an Abmachungen | |
| und gefährde schützenswerte Biotope. | |
| Welche Position in Neukölln mehr Zuspruch hat, zeigt eine [3][vom | |
| Gemeinschaftsgarten gestartete Petition], die binnen kürzester Zeit fast | |
| schon 5.000 Unterschriften hat. Die Friedhofsverwaltung hat Widerspruch | |
| gegen die Anordnung eingelegt. Wenn diese scheitert, will der Verband | |
| klagen. | |
| 28 Apr 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Friedhoefe-oeffnen-sich-fuer-Gartenprojekte/!5569212 | |
| [2] /Prinzessinnengaerten-in-Kreuzberg/!5643928 | |
| [3] https://weact.campact.de/petitions/fur-den-erhalt-des-prinzessinnengarten-k… | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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