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# taz.de -- Räumung an Rummelsburger Bucht: Eingeschüchtert und verdrängt
> Platz fürs umstrittene Aquarium: Der besetzte Wagenplatz an der
> Rummelsburger Bucht ist nun endgültig geräumt.
Bild: Platz schaffen an der Rummelsburger Bucht
Berlin taz | Der besetzte Wagenplatz „Sabot Garden“ an der Rummelsburger
Bucht ist nun endgültig geräumt. Als am Mittwoch der Bagger im Auftrag des
Eigentümers Investa anrückte, um die letzten Hütten und Konstruktionen zu
einem Haufen Schutt zusammenzuschieben, waren schon keine Bewohner*innen
mehr auf dem Gelände. Die ehemaligen Bewohner*innen beklagen, in den
letzten Wochen stückweise von dem Gelände verdrängt worden zu sein.
„In Zeiten von Corona Leute auf die Straße zu schicken ist unter aller
Sau“, empört sich Peter, der eigentlich anders heißt, aber anonym bleiben
will. Er wohnte bis zuletzt mit seinem ausgebauten Kleinbus auf dem
Wagenplatz. Aus Angst, im Falle einer Räumung seinen Bus zu verlieren, habe
er den Platz schon am Dienstag verlassen, so der Aktivist.
Die Möglichkeit einer Räumung der Besetzung deutete sich bereits Ende
Februar an. Der Eigentümer Investa wollte zum Ende der Rodungssaison einige
Bäume auf der Brache fällen. [1][Diese wurden daraufhin von den
Aktivist*innen besetzt]. In dem darauffolgenden Großeinsatz der Polizei
kam es zu einer Razzia auf dem Gelände, bei der die Personalien aller
anwesenden Personen aufgenommen wurden. Eine Räumung durch die Polizei
blieb an diesem Tag aus, jedoch wurde ein Wachschutz beauftragt, das
Gelände zu bewachen.
„Am Anfang waren sie noch freundlich, aber dann gab es immer mehr
Schikanen“, schildert Peter seine Erfahrung mit dem Sicherheitsdienst. Die
Securitys sollten verhindern, dass neue Personen auf den Platz kommen – als
Grundlage diente eine Liste der Personen, die sich während der Razzia auf
dem Gelände befunden hatten. Auch das Besuchsrecht sei verweigert worden,
weshalb es zu teilweise handgreiflichen Konfrontationen mit den
Sicherheitsleuten gekommen sei.
## Zahlreiche Konfrontationen
In einem Wachbuch des Sicherheitsdienstes, das der taz vorliegt, werden
ebenfalls zahlreiche Konfrontationen mit den Besetzer*innen bestätigt.
Vermerkt ist unter anderem, wie Personen immer wieder daran gehindert
wurden, über den Zaun zu klettern, und wie es deswegen zu Konflikten kam.
„1x von einem bespuckt und angegriffen. Polizei hinzugerufen“, heißt es
etwa in einem Eintrag vom 6. März.
Investa versuchte zusätzlich, beim Landgericht eine einstweilige Verfügung
gegen die Besetzer*innen zu erwirken. Beim Betreten des Geländes hätte den
Bewohner*innen eine Strafe von 20.000 Euro gedroht. Der Immobilienkonzern
scheiterte zwar, trotzdem seien viele Bewohner*innen durch den Prozess
eingeschüchtert worden, berichtet Peter.
„Die Gruppendynamik auf dem Platz wurde langsam gesprengt“, so der
Aktivist. Als der Security-Dienst dann auch noch die Wasser- und
Stromversorgung kappte, verließen immer mehr Bewohner*innen angesichts der
widrigen Bedingung den Platz. Am Ende seien nur ein paar Roma-Familien
übrig geblieben, die nicht gewusst hätten, wo sie sonst hinsollten.
Die Brache an der Rummelsburger Bucht wurde im Mai vergangenen Jahres noch
unter dem Namen „DieselA“ besetzt. Ursprünglich war die Besetzung als
Protest [2][gegen den umstrittenen Bebauungsplan Ost] und das geplante
Aquarium Coral World geplant.
10 Apr 2020
## LINKS
[1] /Baumbesetzung-an-Rummelsburger-Bucht/!5666686
[2] /Abgeordnetenhaus-zur-Bucht/!5669584
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
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